Spanien erlaubt Fusion von Orange und MásMóvil
Die spanische Regierung hat die Fusion der Unternehmen Orange España und MásMóvil zum größten Telekommunikationskonzern des Landes gebilligt. Das teilte der Minister für Digitale Umwandlung, José Luis Escrivá, heute in Madrid mit. Damit steht dem neuen Giganten im geschätzten gesamten Firmenwert von 18,6 Milliarden Euro, an dem beide Seiten gleichermaßen beteiligt werden, nichts mehr im Wege. Die Europäische Kommission hatte bereits im Februar unter bestimmten Auflagen grünes Licht für den Zusammenschluss gegeben.
Führender Anbieter in Spanien
José Luis Escrivá, Minister für digitale Transformation und öffentliche Aufgaben, hat grünes Licht für die Fusion gegeben.
Bild: Picture Alliance/dpa/EUROPA PRESS
"Das Ergebnis dieser Fusion ist der führende Anbieter in Spanien mit
mehr als 30 Millionen Mobilfunkkunden sowie mit gut sieben Millionen
Breitband- und mehr als zwei Millionen Fernsehkunden", erklärte
Escrivá vor Journalisten nach der wöchentlichen Kabinettssitzung der
linken Regierung. Das Projekt beinhalte "einen ehrgeizigen und
mittelfristig ausgerichteten Industrieplan, der für die nächsten
Jahre sehr starke Investitionen" vorsehe.
Der französische Konzern Orange bringt sein gesamtes Spanien-Geschäft (Orange España) in das Vorhaben ein. Es wird erwartet, dass die Zusammenlegung noch in diesem ersten Quartal oder spätestens Anfang des zweiten Quartals abgeschlossen sein wird. Ein Börsengang des neuen Unternehmens wird nicht ausgeschlossen. Der Hauptsitz und der Name des neuen "Giganten" wurden bis jetzt nicht bekannt gegeben.
Spanien: Scharfer Wettbewerb
Auf dem spanischen Mobilfunkmarkt gibt es einen scharfen Wettbewerb zwischen aktuell (noch) vier Hauptanbietern. Dabei hatte nach Angaben der nationalen Regulierungsbehörde Comisión Nacional de los Mercados y la Competencia (CNMC) die Marke Movistar des früheren Monopolisten Telefónica mit 27,1 Prozent bisher den größten Marktanteil. Dahinter folgten Orange mit knapp 21,9, Vodafone España mit 21,6 und an vierter Stelle MásMóvil mit 20,3 Prozent.
Vodafone Spanien bereits verkauft
Im vorigen Herbst hatte der britische Konzern Vodafone sein Spanien-Geschäft für insgesamt fünf Milliarden Euro an die Londoner Beteiligungsgesellschaft Zegona Communications verkauft. Der Deal soll vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen noch bis zum Sommer abgeschlossen sein. Nach dem "Ja" aus Brüssel steht hier noch die kartellrechtliche Freigabe Madrids an. Die Marke "Vodafone" soll in Spanien noch bis zu zehn Jahre lang beibehalten werden können.
Neu im Spiel: Digi
Um die Genehmigung aus Brüssel zu erhalten, muss die fusionierte "Orange-MásMóvil" dem aus Rumänien stammenden "neuen" Anbieter Digi Frequenzen zur Verfügung stellen. Digi(mobil) bietet nicht nur Mobilfunk, sondern auch Glasfaser ("Fibra") an.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Die Idee der Fusion war, Netze, Betrieb und Kundenservice zusammenzulegen, was sicherlich Arbeitsplätze kosten dürfte, aber Mittel freisetzt, um das Land weiter mit Mobilfunk ausbauen zu können.
Niedrige Tarife sind sicher für die Kunden toll; wenn aber Netze nicht mehr gewartet werden, weil es sich nicht mehr lohnt, hat niemand etwas davon. Aus dem Ex-Monopolisten Telefónica (Marke Movistar) ist der spanische Staat ausgestiegen. Nachdem sich aber eine arabische Gesellschaft mit Aktien eingedeckt hat, hat der spanische Staat angekündigt, mit einer Beteiligung von 10 Prozent wieder einzusteigen.