Vodafone Portugal: Totalausfall nach Cyberangriff
Die schlechten Nachrichten über Vodafone reißen nicht ab. Aus Portugal kommt eine Nachricht, die jeden Kunden und Manager erschaudern lässt: Ein Cyberangriff auf das Netz von Vodafone Portugal hat in der Nacht von Montag auf Dienstag das komplette Mobilfunknetz von Vodafone Portugal von 2G bis 5G lahmgelegt. Das berichten verschiedene Nachrichtenseiten, beispielsweise die spanische Seite 20minutos.
Festnetz, TV, Internet, Mobilfunk - alles betroffen
Hacker haben das komplette Netz von Vodafone stillgelegt - in Portugal
Bild: Vodafone, Montage: teltarif.de
Insgesamt sollen knapp 4 Millionen Nutzer "offline" sein. Der Angriff habe alle Dienste, die auf Datennetzen basierten, betroffen, also überwiegend 4G und 5G, Festnetz (Sprache und Daten), TV-Angebote, Internet-Fernsehen, SMS-Übertragungen und das Mailboxsystem.
Schwacher Trost: Es gebe "keinen Hinweis darauf, dass es Zugriff auf oder die Beschädigung von Kundendaten gibt".
Böswilliger Angriff
Auf seiner eigenen Webseite hat Vodafone Portugal bestätigt, dass sie Ziel eines "vorsätzlichen und böswilligen" Cyberangriffs geworden seien, dessen Ziel es sei, "Schaden und Störungen zu verursachen".
Sprache und 3G-Daten wieder hergestellt
Vodafone betont, es sei gelungen, die mobilen Sprachdienste wieder herzustellen, mobile Daten seien allerdings landesweit im Augenblick "nur in 3G-Technologie verfügbar". Leider erfordere "das Ausmaß und die Schwere der kriminellen Handlung, der wir ausgesetzt waren", eine "sorgfältige und langwierige Arbeit für alle anderen Dienste", betonte Vodafone. Man bedauere die Unannehmlichkeiten.
Um die Systeme wieder hochzufahren, seien mehrere nationale und internationale Teams sowie externe Partner beteiligt. "Diese Erholung wird im Laufe des Dienstags schrittweise erfolgen", ist sich Vodafone in Portugal sicher. Die "eingehende Untersuchung der Straftat" werde "auf unbestimmte Zeit und unter Einbeziehung der zuständigen Behörden" fortgesetzt werden.
"Terroristischer Akt"?
Vodafone stuft den Cyberangriff, von dem vier Millionen Kunden im Land betroffen seien, als "terroristischen Akt" ein. Der Vorstandsvorsitzende von Vodafone Portugal, Mário Vaz, präzisiert: "Es handelt sich nicht um einen Angriff auf die Systeme. Es handelt sich um einen Angriff auf das Netzwerk mit dem Ziel, unsere Kunden ohne Service zu lassen".
Vaz räumte ein, dass er noch nicht sagen könne, wann das Netz wieder vollständig wiederhergestellt sei. Das sei der erste Angriff dieses Ausmaßes, den sein Unternehmen erleide, obwohl es in Sachen Cybersicherheit "ständig unter Beschuss" stehe.
Kann so etwas auch hierzulande passieren?
Das Netz von Vodafone ist international stark verknüpft. Viele Funktionen sollen sich nicht mehr im jeweiligen Land, sondern aus Kostengründen nur noch an zentralen Stellen irgendwo auf der Welt befinden, sagen Insider. Doch über Störungen in anderen Vodafone-Ländern ist bislang nichts bekannt geworden.
Prinzipiell dürften Angreifer schon länger weltweit "ausprobieren", ob sie Netze stören oder "ausschalten" können. Die Gegenwehr können nur gut gesicherte dezentrale Systeme sein, die mehrfach (redundant) vorhanden sind. Als Kunde bleibt nur die Hoffnung, dass nicht alle Anbieter im Land zur gleichen Zeit ausfallen, deswegen ist (mindestens) eine Zweitkarte eines anderen Netzbetreibers zu empfehlen.
Was wollten die Angreifer?
Wer hinter dem Angriff steckt und was das genaue Ziel war, ist derzeit noch unklar. Wollten Erpresser nur eine hohe Summe in Kryptowährung ergaunern? Stecken ausländische Geheimdienste dahinter, die vielleicht nur einmal "ausprobieren" wollten, ob es möglich ist, wichtige Infrastruktur außer Gefecht zu setzen? Oder stecken frustrierte Mitarbeiter oder Kunden dahinter? Oder war es schlicht eine größere technische Panne? Wir wissen es nicht.
Die Techniker fahren inzwischen die Netze und Systeme vorsichtig wieder hoch und Experten haben bereits erste Vermutungen zur Ursache.