Internetradio

Vivendi übernimmt Mehrheit an Radionomy

Der größte französische Medienkonzern Vivendi ist mehrheitlich an der Internetradio-Plattform Radionomy eingestiegen. Über diese kann jedermann kostenlos eine eigene Radiostation betreiben.
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Vivendi übernimmt Mehrheit an Radionomy Vivendi übernimmt Mehrheit an Radionomy
Bild: Screenshot der Radionomy-App
Der größte französische Medienkonzern Vivendi ist bei der belgisch-französischen Internetradioplattform Radionomy eingestiegen. Mit 64,4 Prozent übernahm das Unternehmen die Mehrheit an der Plattform. Über finanzielle Details vereinbarten die Partner Stillschweigen. Die übrigen Anteile verbleiben bei Alexandre Saboundjian, Mitbegründer der Radionomy Group, den Mitarbeitern von Radionomy und dem Finanzinvestor Union Square Ventures Fund. Zum Konzern Vivendi gehören unter anderem der Pay-TV-Sender Canal+ sowie die Universal Music Group.

Binnen einer Stunde zum Radiobetreiber

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Bild: Screenshot der Radionomy-App
Radionomy wurde 2008 gegründet. Die Plattform, die mittlerweile auch in Deutschland aktiv ist, ermöglicht es Usern, binnen kürzester Zeit mit einer Internet­radio­station auf Sendung zu gehen. Ähnlich wie das deutsche Pendant laut.fm können Benutzer auf einen Musikpool zurückgreifen, den Radionomy stellt. Sie können aber auch eigene Musikfiles, Jingles und Moderationen hochladen und per ID auch jederzeit live auf Sendung gehen.

Zumindest laut den AGB übernimmt Radionomy alle anfallenden Streaming- und Urheberrechts-Gebühren. Laut eigenen Angaben gelten die Webcaster auf der Plattform nur als Zulieferer ("Content Producer"), während man selbst die lizenz­rechtliche Verantwortung trägt. Dafür müssen die User in Kauf nehmen, dass Radionomy zu jeder halben Stunde Werbespots ins Programm einspielt, seit kurzem auch deutsch­sprachige. Nutzer der Plattform müssen zudem Hörer finden. Wessen Station nicht täglich 12 Stunden mindestens nach drei Monaten und 130 Stunden nach neun Monaten eingeschaltet wird, den entfernt Radionomy wieder von der Plattform.

Lizenzstreitigkeiten mit GEMA

Die deutsche GEMA akzeptiert die Darstellung von Radionomy, wonach man alle Urheberrechtsabgaben an die belgisch-französische Verwertungsgesellschaft SABAM zahle, jedoch nicht und verweist deutsche Nutzer der Plattform per Anschreiben auf eine angebliche zusätzliche Lizenzierungs­pflicht in Deutschland. Laut GEMA gilt nicht Radionomy, sondern der deutsche Webcaster als Betreiber der Station, daher seien zusätzliche Abgaben in Deutschland fällig. Bisher sind jedoch keine Informationen darüber bekannt, ob die GEMA inzwischen auch juristisch ihre Forderungen durchsetzt, oder ob man sich in diesen Streitfragen mit Radionomy geeinigt habe.

Zu Radionomy gehören auch der Audio- und Video-Player Winamp, die Streaming-Plattform SHOUTcast sowie das Audio-Werbe-Netzwerk TargetSpot. Der Vivendi-Konzern will über Radionomy auch neue Radio- und Fernsehtalente suchen und somit Synergie­effekte für seine anderen Medien­aktivitäten nutzen. Offen ist noch, ob und inwiefern der Deal Auswirkungen auf den deutschen Markt hat. In Deutschland erreichen die Webradios auf der Radionomy-Plattform inzwischen über zwei Millionen Streaming-Sessions pro Monat (Quelle: Media Analyse IP Audio), wobei eine Session durchschnittlich 50 Minuten dauert.

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