Neuzeit: Uckermark soll 1 GBit/s symmetrisch bekommen
Ein Kunstwerk aus Bronze steht auf dem Gelände der PCK-Raffinerie in Schwedt. Die Region bekommt jetzt symmetrische Glasfaser, "egal wie weit das Haus gelegen ist".
Foto: Picture Alliance / dpa
Der Landkreis Uckermark liegt nicht - wie oft vermutet im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, sondern im Nord-Osten Brandenburgs und grenzt an das Nachbarland Polen.
Vierraden: Startschuss für Glasfaser am 23. Juli
Ein Kunstwerk aus Bronze steht auf dem Gelände der PCK-Raffinerie in Schwedt. Die Region bekommt jetzt symmetrische Glasfaser, "egal wie weit das Haus gelegen ist".
Foto: Picture Alliance / dpa
Noch in diesem Sommer soll der Startschuss für die „digitale Gigabit-Zukunft der Uckermark“ fallen, genauer am 23. Juli um 11 Uhr im Ortsteil Schwedt-Vierraden
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. Insgesamt sollen 4217 Kilometer Glasfaser in der Region verlegt werden. Dafür stehen knapp 140 Millionen Euro zur Verfügung. Der Landkreis stiftet 4,95 Millionen, der Bund den Rest.
Ziel 1 GBit/s - symmetrisch
Der Breitbandkoordinator des Landkreises Uckermark André Reichow erklärte die Ziele und Hintergründe des Projektes: „Die Haushalte, die wir anschließen, werden künftig mit einer Geschwindigkeit von einem Gigabit pro Sekunde symmetrisch im Internet surfen und Dateien hochladen bzw. absenden können. Das bedeutet, Up- und Download in der gleichen Geschwindigkeit.
Zurzeit sind maximal 100 MBit/s pro Sekunde möglich. An Orten, wo es Supervectoring gibt, auch 250 MBit/s. Aber das gilt längst nicht für alle Haushalte. Viel zu viele müssen sich mit deutlich bescheideneren Geschwindigkeiten zufriedengeben.“
Parallel zur Telekom und anderen Netzen
„Wir verlegen parallel zu den bestehenden Netzen der Telekom und anderer Anbieter ein komplett neues Glasfasernetz, das einen Glasfaseranschluss direkt ins Haus bringt. Das gab es bislang nicht. Selbst da, wo die Telekom Glasfaser verlegt hat, führen diese Leitungen nur zu den Verteilerkästen. Von dort geht es per Kupferkabel zu den Haushalten. Das ist in etwa so, als wenn Sie in einem Porsche über die Autobahn brettern können und auf der Landstraße dann mit einem Traktor weiterfahren müssen. Wir legen den Autobahnanschluss sozusagen direkt ins Haus.“
Haushalte, die sich anschließen lassen, müssen dafür nichts bezahlen. Wenn sie den Anschluss dann auch nutzen wollen, müssen sie natürlich einen Vertrag mit einem Internetanbieter abschließen.
Aufgreifschwelle 30 MBit/s
Alle Haushalte im ländlichen Raum außerhalb der größeren Städte der Region, die bislang unterversorgt sind, also einen Internet-Anschluss mit einer Geschwindigkeit von unter 30 Mbit/s pro Sekunde haben, kommen in den Genuss der Glasfaser. Wer also auf dem Dorf schon ein relativ komfortables Internet mit 30 Mbit/s und mehr hat, kommt also nicht in den Genuss der Förderung. Das bestimmen die Förderrichtlinien.
Über 12 000 Haushalte sollen mit „High-Speed-Internet“ versorgt werden. Damit soll eine Anschlussquote von 90 Prozent im ländlichen Raum erreicht werden. Es soll wirklich jedes Grundstück angeschlossen werden, „egal wie abgelegen es liegt“
Wer baut das Netz?
Der Landkreis kooperiert dabei mit dem Unternehmen e.discom (Eon-Gruppe) in Kooperation mit den Stadtwerken Schwedt (Oder).
Wer im Ausbaugebiet wohnt und einen Anschluss haben möchte, muss sich an die e.discom oder die Stadtwerke Schwedt wenden und einen Grundstücknutzungsvertrag abschließen, damit die Glasfaser auf sein Grundstück darf. Dieser Grundstücksnutzungsvertrag regelt, wo die Leitung entlangführt wird, wo im Haus der Anschlusskasten installiert wird und dass die ausführenden Firmen das Grundstück betreten dürfen. Eigentumsrechte sind davon nicht betroffen, auch eine Eintragung ins Grundbuch findet nicht statt.
Keine Abnahmeverpflichtung
Eine Verpflichtung, gleich auch einen Internet-Vertrag mit der e.discom oder den Stadtwerken Schwedt abzuschließen besteht übrigens nicht. Der Kunde kann sich seinen Internetprovider selbst auswählen, sofern dieser vorher mit e.discom bzw. den Stadtwerken einen Nutzungsvertrag abgeschlossen hat, was in der Praxis kompliziert werden könnte.
Daneben werben e.discom und die Schwedter Stadtwerke dafür, einen solchen Vertrag gleich mit ihnen abzuschließen. Die Kunden sind aber nicht verpflichtet und erhalten trotzdem den Zugang zum Glasfasernetz, betont der Breitbandbeauftragte des Kreises.
Kein Anschlusszwang
Rein theoretisch muss kein Anwohner einen Vertrag abschließen und kann wie gewohnt das alte Kupferkabel für Internet und Telefonie weiter verwenden, wenn ihm das reicht. Die bisherige Anbindung werde nicht zurückgebaut. Die Chance, sich ans Glasfasernetz anschließen zu lassen, solle man dennoch nutzen, da sie den Wert der Immobilie deutlich steigert, falls das Haus einmal verkauft oder vererbt werden sollte. Die neuen Nutzer werden mit hoher Wahrscheinlichkeit nach schnellem Internet fragen.
Im Osten wurden nach der "Wende" auf Glasfaserbasis sogenannte "Opal"-Netze aufgebaut. Sie können nach Umbau noch genutzt werden.