Netzqualität: Österreich und Schweiz besser als Deutschland
Wie wird die Nutzererfahrung ermittelt?
Mittlere Download-Raten beispielsweise sind, laut den Experten von Tutela, nicht optimal geeignet, um die Qualität der Verbindung und damit die tatsächliche Nutzererfahrung zu erfassen. Daher hat Tutela seine Tests und Messungen so aufgebaut, dass sie auch die tatsächliche Performance erfassen – und nicht nur die maximale. Eine gute Verbindung ist eine Verbindung, die den Nutzern erlaubt, das zu tun, was sie tun wollen: Surfen im Web, Mobile Gaming, Verwenden von Apps, Telefonieren mit Kontakten, Streamen von Videos und Videoanrufe beispielsweise.
Tutela vergleicht die deutschen Netzanbieter: Bei der Latenz gewinnt o2, sonst die Telekom
Grafik: tutela.com
Um objektiv beurteilen zu können, wie gut Mobilfunknetzwerke ihren Nutzern das erlauben, was sie tun möchten, hat Tutela einen eigenen Standard entwickelt, den sie "Consistent Quality" (gleichbleibende Qualität) nennen. Einfach ausgedrückt handelt es sich um zwei Gruppen von Schwellenwerten, die "Core" und "Excellent" genannt werden.
Eine Core-Verbindung ist gut genug für eine Gruppe von Anwendungsszenarien wie SD-Videostreaming, Web Browsing, E-Mails und VOIP-Anrufe, aber bei anspruchsvolleren Anwendungen ist es wahrscheinlich, dass es zu Verzögerungen oder Zwischenspeichern ("Buffering") kommt. Wenn eine Verbindung den "Excellent"-Standard erreicht, ist sie für die Gruppe der anspruchsvollsten mobilen Anwendungsfälle, wie HD-Gruppen-Videoanrufe oder 1080p-Videostreaming, gut genug.
Österreich hat beste mobile Nutzererfahrung
Hinsichtlich der "Consistent Quality" führt Österreich knapp. 88 Prozent der Tests erfüllten die Schwellenwerte für Excellent Consistent Quality. Das heißt, Nutzer konnten fast immer 1080p-Videos streamen, HD-Videoanrufe tätigen oder mobil spielen.
Nach Österreich belegte die Schweiz mit einem Anteil von 87,6 Prozent Excellent Consistent Quality den zweiten Platz. Deutschland folgt mit 78,5 Prozent Excellent Consistent Quality. Diese Prozentzahlen klingen abstrakt, bedeuten aber konkret, dass deutsche Mobilfunknutzer in vier von fünf Fällen mobile Anwendungen nur eingeschränkt nutzen konnten. Zudem erreichte die Verbindungsqualität bei gut fünf Prozent der Messungen in Deutschland noch nicht einmal die Schwellenwerte für die Core Consistent Quality.
Methodik des Reports
Tutela führt DSGVO-konform Netzwerktests durch und sammelt Daten mit Hilfe von Software, die in über 3000 Consumer Apps eingebettet ist, wovon die Nutzer meist wenig mitbekommen, sofern sie nicht bei der Installation das "Kleingedruckte" genau studiert haben. Tutela hat so Zugriff auf ein globales Panel von über 300 Millionen Smartphone-Nutzern und kann rund um die Uhr die Qualität der mobilen Nutzererfahrung in der realen Welt zu messen.
Tutela misst die Netzqualität auf der Grundlage der realen Leistung der Mobilfunkkunden, einschließlich der Fälle, in denen ein Netz oder ein Tarif gedrosselt oder überlastet sein kann. Auch die Qualität der mobilen Nutzererfahrung von Kunden von Mobilfunk-Serviceprovidern oder Discountern (Mobile Virtual Network Operators, MVNO) wird erfasst.
Die Ergebnisse in diesem Report basieren auf einer Testkonfiguration, die so gestaltet ist, dass sie die typische (und nicht die maximale) Leistung darstellt, die die Benutzer erleben. Tutela verwendet eine 2-MB-Datei für die Durchführung des Download-Tests und eine 1-MB-Datei für die Durchführung des Upload-Tests.
Die Tests werden mit denselben Content-Delivery-Netzwerken durchgeführt, über die viele der weltweit beliebtesten Consumer Apps laufen, und spiegeln somit die End-to-End-Leistung des Netzwerks wider.
Eine Einschätzung
Die Ergebnisse, die Tutela nochmals mit Beispielen untermauert, sind eigentlich keine Neuigkeit. Dass Telekom oft führend ist, aber es genügend Punkte gibt, wo andere Netze punktuell drastisch besser versorgen, wussten wir auch schon. Dass es hierzulande viel zu wenig Sender gibt, ist längst bekannt. Dort, wo Sender schlussendlich gebaut werden sollen, regt sich oft Widerspruch, weil sie optisch nicht schön aussehen oder weil die Technik dem einen oder anderen "unheimlich" vorkommt.
Nur: Wenn wir unsere Welt digitalisieren wollen und oft auch müssen, brauchen wir überall verfügbar leistungsstarke Netze. Das kann man nicht alleine mit ein paar großen Sendetürmen weit weg von den Nutzern erreichen, sondern mit vielen kleineren Sendern vor Ort.