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Anga Com: Der neue alte TV-Anschluss für Mieter

In drei Jahren wird bei vielen Mietern jemand an der Tür klin­geln und ihnen Fern­sehen anbieten, obwohl bislang mit dem TV-Anschluss alles in Ordnung war. Die Novelle des TKG hat die Voraus­set­zungen für die TV-Versor­gung verän­dert, weshalb mit vielen Mietern neu verhan­delt werden muss.
Von Marc Hankmann

Viele Mieter bezahlen den TV-Anschluss über die Miet­neben­kosten. Ab dem 1. Juli 2024 dürfen die Netz­betreiber, über deren Netze das Fern­seh­signal in die Wohnungen kommt, die dafür entste­henden Kosten aber nicht mehr über die Miet­neben­kosten im Sammel­inkasso abrechnen. Mit jedem Mieter muss ein Einzel­ver­trag geschlossen werden. „Das Problem ist, dass den Mietern ein Produkt ange­boten wird, das sie schon haben“, brachte es Peter Charissé, Geschäfts­führer des Breit­band­ver­bands Anga, auf dessen Fach­messe Anga Com auf den Punkt.

Hinzu kommt, dass die Betreiber der Netze für viele Mieter völlig unbe­kannte Unter­nehmen sind. Einige von ihnen sind als eins­tige Tech­nik­firmen zum Netz­betrieb gekommen und haben keinerlei Vertriebs­kom­petenzen. „Auf Netz­betreiber kommt ein nicht uner­heb­licher Mehr­auf­wand zu“, erklärt Stefan Tiemann, Geschäfts­führer der RFT kabel Bran­den­burg. Tiemann tritt gemeinsam mit den Wohnungs­unter­neh­mern auf, um aus Mietern im Sammel­inkasso Kunden im Einzel­inkasso zu machen. Screenshot Anga Com Online Diskussion Auf der Anga Com diskutierten Branchenexperten, welche Veränderungen auf Netzbetreiber durch den Wegfall des Sammelinkassos zukommen
MH Media

Chance für Cross- und Upsel­ling

Screenshot Anga Com Online Diskussion Auf der Anga Com diskutierten Branchenexperten, welche Veränderungen auf Netzbetreiber durch den Wegfall des Sammelinkassos zukommen
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Wer nicht wie RFT über die Manpower im Vertrieb verfügt, wendet sich an TV-Dienst­leister wie M7. Marco Hell­berg, Mana­ging Director von M7 Germany, erzählte auf der Anga Com von den Work­shops, in denen der Dienst­leister Netz­betreiber in Sachen Prozess­umstel­lungen, Marke­ting und Vertrieb fit macht. „Wir haben zusätz­lich zwei Call Center für Outbound Marke­ting hinzu­genommen“, sagte Hell­berg auf der virtu­ellen Veran­stal­tung.

Der Wegfall des Sammel­inkassos durch die TKG-Novelle kann aber auch eine Chance für die Betreiber von Inhouse-Netzen sein, denn durch die Corona-Pandemie und die vermehrte Nutzung von Home­schoo­ling und Home­office ist die Nach­frage nach Band­breite bei den Mietern und letzt­end­lich bei der Wohnungs­wirt­schaft gestiegen. „Das Einzel­inkasso bietet die Möglich­keit, Mietern ein modernes TV-Produkt anzu­bieten“, erklärt Thomas Bichlmeir, Head of Content beim IPTV-Dienst­leister Ocilion.

Komfort­funk­tionen als Verkaufs­argu­ment

So geht etwa der Netz­betreiber M-net mit Triple-Play-Ange­boten auf seine Kunden zu. „Wir sehen hier gute Chance für Cross- und Upsel­ling“, sagte Wolf­gang Wallauer auf der Anga Com. Er ist als Mitglied des Manage­ment Boards von M-net für die gesamten Vertriebs- und Marke­ting­akti­vitäten verant­wort­lich. „Wir reichern unsere Produkte mit zusätz­lichen Funk­tionen wie Net PVR, Replay oder Restart an“, sagt Wallauer.

Die Bran­chen­experten sind sich einig: Gerade diese zusätz­lichen Komfort­funk­tionen können einen Mieter, der bislang nur das lineare Fern­sehen kannte, von einem IPTV-Produkt über­zeugen. „Dort, wo zusätz­liche Funk­tionen ange­boten werden, sehen wir eine inten­sivere Nutzung“, berichtet M7-Manager Hell­berg aus der Praxis. Die Inhouse-Netz­betreiber sollten sich jeden­falls so schnell wie möglich auf den anste­henden Wegfall des Sammel­inkassos vorbe­reiten. Drei Jahre sind schnell um.

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