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Telekom: Kein innerdeutscher Traffic mehr übers Ausland

WiWo: Telekom will mit National Routing Geheimdienste abwehren
Von Thorsten Neuhetzki

Die Telekom will deutsche Daten in Deutschland belassen. "Knoten ins Kabel" - Die Telekom will deutsche Daten in Deutschland belassen.
Foto: dpa
Um die Kunden vor Spionage zu schützen, will die Deutsche Telekom den Internetverkehr über die USA und Großbritannien nach Informationen der WirtschaftsWoche (WiWo) reduzieren. Das sehe ein Vorschlag vor, den die Telekom als deutsche Antwort auf die Enthüllungen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden bei einem Geheimtreffen am 1. Oktober im Bundeswirtschaftsministerium vorgestellt hat. An dem Treffen haben auch Manager anderer Netzbetreiber teilgenommen, berichtet die Zeitschrift in ihrer am Montag erscheinenden Ausgabe.

Einführen will die Deutsche Telekom ein so genanntes "National Routing". Dabei sollen E-Mails und andere Datenpakete, die von einem deutschen Ort an einen anderen deutschen Ort geschickt werden, künftig nicht mehr die sehr häufig genutzte Route über die in Verruf geratenen Internet-Knotenpunkte in Großbritannien und den USA einschlagen, sondern den direkten Weg durch Deutschland nehmen. Bisher konnte es sein, dass Daten, die beispielsweise von München nach Hamburg verschickt werden, einen Umweg über London nehmen. Das trifft beispielsweise dann zu, wenn es zwischen der Telekom und einem anderen Provider keine Netzübergabepunkte in Deutschland gibt. Dann werden entweder Übergabepunkte im Ausland oder aber Transit-Provider genutzt.

Alle Wettbewerber müssen ins Boot geholt werden

Die Telekom will deutsche Daten in Deutschland belassen. "Knoten ins Kabel" - Die Telekom will deutsche Daten in Deutschland belassen.
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"Beim Transport zwischen Sendern und Empfängern in Deutschland wollen wir garantieren, dass kein Byte Deutschland verlässt und auch nicht vorübergehend die Grenze überschreitet", sagte Thomas Kremer, Telekom-Vorstand für Datenschutz der WirtschaftsWoche. Für die Umsetzung benötigt die Telekom die Zustimmung aller Wettbewerber. Vor allem internationale Konzerne wie Vodafone und Telefónica (o2) prüfen deshalb derzeit "sehr genau", ob sie beim so genannten "National Routing" mitmachen wollen. Selbst bei einem ausschließlich in Deutschland aktiven Netzbetreiber überwiege die Skepsis, berichtet die Zeitschrift.

"Im Internet lässt sich nicht zweifelsfrei erkennen, ob Daten national oder international geroutet werden", sagt Thomas Bösel, Datenschutzbeauftragter beim Kölner IT-Dienstleister QSC AG. Da gäbe es noch einige technische und gesetzliche Hürden. Kommt es zu keiner freiwilligen Übereinkunft, sollte laut Telekom über ein entsprechendes Gesetz nachgedacht werden. Mittelfristig strebt Kremer eine europäische Lösung an – allerdings ohne Großbritannien. Die Telekom nennt das "Schengen-Routing" – in Anlehnung an das Schengen-Abkommen zur Abschaffung stationärer Grenzkontrollen. "Wir sollten aber zuerst in Deutschland zeigen, dass dies funktionieren kann", sagt Kremer. Die Telekom ist mit ihrer Netzstruktur in einer Sonderrolle, da sie nicht am größten deutschen Internetknoten, dem De-CIX, angeschlossen ist. Sie ist daher mehr als andere Anbieter auf direkte Abkommen mit anderen Providern angewiesen.

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