Netflix sollte am günstigen Basisabo festhalten
Es gibt sie tatsächlich, die Zwei-Klassen-Gesellschaft im Streaming. Wer nicht viel Geld ausgeben möchte, muss sich in Zukunft bei Anbietern wie Netflix mit Werbung arrangieren. Auf der anderen Seite werden werbefreie Abos inklusive 4K deutlich teurer, die Tendenz zeigt hier mittlerweile sogar eher in Richtung 15 bis 20 Euro pro Monat. Ob diese Rechnung jedoch aufgeht, ist mehr als fraglich. Selbst treue Abonnenten fühlen sich mittlerweile vor den Kopf gestoßen und gerade der Marktführer aus Los Gatos braucht seine Stammkundschaft mehr als zuvor.
Mehr Reichweite für Werbekunden
Netflix sollte am werbefreien Basisabo festhalten
Bild: picture alliance / dpa | Britta Pedersen
Einerseits ist die Strategie von Netflix durchaus nachvollziehbar. Ein günstiges und werbefreies Abomodell in HD für unter acht Euro taugt nicht als Umsatzbringer, viele Kunden wären damit wohl schon zufrieden und würden sich nicht mehr in höherpreisige Pakete locken lassen. Auf der anderen Seite braucht Netflix möglichst viele Abonnenten in seinem Ad supported-Modell, um Werbekunden eine entsprechende Reichweite anbieten zu können.
Es liegt also nahe, preissensible Kundschaft in das günstige Werbeabo zu lotsen. Wer partout keine Werbung schauen will, muss eben künftig mehr Geld für ein Premium-Abo zahlen. Doch dabei hat Netflix die Kalkulation ohne seine Kunden gemacht, denn diese zeigen sich bislang vom werbefinanzierten Netflix-Abo alles andere als begeistert.
Premium-Kundschaft wird preissensibel
Auf der anderen Seite stellen sich Nutzer mit werbefreiem 4K-Abo mittlerweile berechtigterweise die Frage, warum sie ständig mit Preiserhöhungen konfrontiert werden. Schließlich muss man konstatieren, dass insbesondere Qualität im Netflix-Katalog der Quantität gewichen ist. Zudem werden wenige gute Serien bereits nach den ersten Staffeln wieder abgesetzt.
Dafür gibt es aus den vergangenen Jahren viele Beispiele, zu nennen wäre hier die beliebte Science-Fiction-Serie "Altered Carbon". Sogar mit von anderen Networks übernommenen Serien wie "Designated Survivor" hatte Netflix kurzen Prozess gemacht. Hinzu kommt, dass sich offenbar viele Zuschauer mit Netflix-Inhalten nicht mehr identifizieren können. Der Streaming-Dienst steht immer wieder aufgrund unterschwelliger oder auch offener politischer Messages in der Kritik.
Netflix sollte sich auf Wurzeln besinnen
Mit dem Erfolgsrezept werbefreier Premium-Content für deutlich unter zehn Euro startete Deutschland im Jahr 2014. Und auf eben dieses Erfolgsrezept sollte man sich zurückbesinnen. Ein einfaches All-inclusive-Preismodell als Grundlage, ergänzend wäre außerdem ein vollständig werbefinanziertes Abo vorstellbar. Wenn Netflix sich an der Spitze halten will, ist ein Kurswechsel auf jeden Fall längst überfällig.
Netflix streicht Basis-Abo: Preiserhöhung durch die Hintertür