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Netflix sollte am günstigen Basisabo festhalten

Erneut steht Netflix aufgrund einer Preis­anpas­sung in der Diskus­sion, so wird das bislang güns­tigste Basisabo ohne Werbung bereits in Kanada nicht mehr vermarktet. Das aller­dings könnte sich für den Bran­chen­primus mittel­fristig rächen.
Ein Kommentar von Björn König

Es gibt sie tatsäch­lich, die Zwei-Klassen-Gesell­schaft im Strea­ming. Wer nicht viel Geld ausgeben möchte, muss sich in Zukunft bei Anbie­tern wie Netflix mit Werbung arran­gieren. Auf der anderen Seite werden werbe­freie Abos inklu­sive 4K deut­lich teurer, die Tendenz zeigt hier mitt­ler­weile sogar eher in Rich­tung 15 bis 20 Euro pro Monat. Ob diese Rech­nung jedoch aufgeht, ist mehr als frag­lich. Selbst treue Abon­nenten fühlen sich mitt­ler­weile vor den Kopf gestoßen und gerade der Markt­führer aus Los Gatos braucht seine Stamm­kund­schaft mehr als zuvor.

Mehr Reich­weite für Werbe­kunden

Netflix sollte am werbefreien Basisabo festhalten Netflix sollte am werbefreien Basisabo festhalten
Bild: picture alliance / dpa | Britta Pedersen
Einer­seits ist die Stra­tegie von Netflix durchaus nach­voll­ziehbar. Ein güns­tiges und werbe­freies Abomo­dell in HD für unter acht Euro taugt nicht als Umsatz­bringer, viele Kunden wären damit wohl schon zufrieden und würden sich nicht mehr in höher­prei­sige Pakete locken lassen. Auf der anderen Seite braucht Netflix möglichst viele Abon­nenten in seinem Ad supported-Modell, um Werbe­kunden eine entspre­chende Reich­weite anbieten zu können.

Es liegt also nahe, preis­sen­sible Kund­schaft in das güns­tige Werbeabo zu lotsen. Wer partout keine Werbung schauen will, muss eben künftig mehr Geld für ein Premium-Abo zahlen. Doch dabei hat Netflix die Kalku­lation ohne seine Kunden gemacht, denn diese zeigen sich bislang vom werbe­finan­zierten Netflix-Abo alles andere als begeis­tert.

Premium-Kund­schaft wird preis­sen­sibel

Auf der anderen Seite stellen sich Nutzer mit werbe­freiem 4K-Abo mitt­ler­weile berech­tig­ter­weise die Frage, warum sie ständig mit Preis­erhö­hungen konfron­tiert werden. Schließ­lich muss man konsta­tieren, dass insbe­son­dere Qualität im Netflix-Katalog der Quan­tität gewi­chen ist. Zudem werden wenige gute Serien bereits nach den ersten Staf­feln wieder abge­setzt.

Dafür gibt es aus den vergan­genen Jahren viele Beispiele, zu nennen wäre hier die beliebte Science-Fiction-Serie "Altered Carbon". Sogar mit von anderen Networks über­nom­menen Serien wie "Designated Survivor" hatte Netflix kurzen Prozess gemacht. Hinzu kommt, dass sich offenbar viele Zuschauer mit Netflix-Inhalten nicht mehr iden­tifi­zieren können. Der Strea­ming-Dienst steht immer wieder aufgrund unter­schwel­liger oder auch offener poli­tischer Messages in der Kritik.

Netflix sollte sich auf Wurzeln besinnen

Mit dem Erfolgs­rezept werbe­freier Premium-Content für deut­lich unter zehn Euro star­tete Deutsch­land im Jahr 2014. Und auf eben dieses Erfolgs­rezept sollte man sich zurück­besinnen. Ein einfa­ches All-inclu­sive-Preis­modell als Grund­lage, ergän­zend wäre außerdem ein voll­ständig werbe­finan­ziertes Abo vorstellbar. Wenn Netflix sich an der Spitze halten will, ist ein Kurs­wechsel auf jeden Fall längst über­fällig.

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