US-Senatorin will MGM-Übernahme durch Amazon kippen
US-Senatorin Elizabeth Warren gilt als Kritikerin großer Konzerne
Foto: Greg Nash/Reuters
Elizabeth Warren ist bekannt dafür, großen US-Konzernen eher kritisch gegenüber zu stehen. Die Senatorin aus Massachusetts zählt zum linken Flügel der Demokratischen Partei und setzt sich insbesondere für das Thema Verbraucherschutz ein. Mit der geplanten Übernahme des Filmstudios MGM durch Amazon ist die Politikerin ganz und gar nicht zufrieden, sie fordert eine strenge kartellrechtliche Überprüfung des Deals. Womöglich geht es bei dem Vorstoß aber noch um viel mehr, die Demokraten könnten das Thema unter Präsident Biden als Chance für eine Zerschlagung von Amazon nutzen.
Brief an neue FTC-Chefin
US-Senatorin Elizabeth Warren gilt als Kritikerin großer Konzerne
Foto: Greg Nash/Reuters
Warren schilderte ihr Vorhaben laut Bericht von "The Verge" in einem Brief an die neue Federal Trade Commission-Chefin Lina Khan. Die Juristin und Absolventin der renommierten Yale University amtiert seit Juni an der Spitze von Amerikas mächtiger Regulierungsbehörde FTC. Warren deutete in dem Schreiben an, dass eine Übernahme von MGM durch Amazon erheblichen Einfluss auf die US-Medienlandschaft hätte. Vor allem könne Amazon mit seinem Streaming-Dienst Prime Video Wettbewerber benachteiligen.
Tatsächlich ist dieser Vorwurf nicht ganz unberechtigt. Amazon hätte zusammen mit MGM erheblichen Einfluss auf die Verwertungskette von Filmen und Serien. Der Internetkonzern könnte somit nicht nur Druck auf Kinobetreiber, sondern auch Fernsehsender und konkurrierende Streaming-Dienste ausüben. Die Sache könnte auch zum Präzedenzfall werden, denn WarnerMedia und Discovery hätten als gemeinsames Unternehmen mindestens auf dem amerikanischen TV-Markt einen ähnlichen Einfluss.
Skepsis gegenüber Amazon
Allerdings ist Amazon beiden großen US-Parteien ein Dorn im Auge. Schon die Trump-Administration liebäugelte mit einer Zerschlagung des Internetkonzerns, beim amtierenden Präsidenten Joe Biden dürfte Amazon-Chef Jeff Bezos jedoch keineswegs besser fahren. Auch die Demokraten gelten als äußerst kritisch gegenüber großen US-Internetkonzernen wie Facebook & Co. Fest steht: Mit der aktuellen Übernahme macht sich das Unternehmen politisch noch angreifbarer, denn eine marktbeherrschende Stellung von Amazon ist schon ohne MGM offensichtlich.
Laut Warren bestehe die Taktik von Amazon besonders darin, mit Verlusten in den Markt zu gehen, um Preise zu drücken und Kunden zu gewinnen. Diese Taktik hätte bereits in der Vergangenheit funktioniert. Ein Beispiel sind hierfür unter anderem Amazons eigene Smart Speaker, welche das Unternehmen teils unterhalb seiner Produktionskosten auf den Markt brachte und welche damit zu günstigen Preisen in vielen Haushalten landeten. Heute ist Amazon mit den Echo-Lautsprechern Marktführer und dominiert dieses Segment vor Google und Apple.
Konsequenzen für MGM?
Für MGM käme eine mögliche Absage der Übernahme durch die Kartellbehörden allerdings zu einem ausgesprochen ungünstigen Zeitpunkt. Das Studio ist selbst hoch verschuldet und braucht einen starken Investor, um überhaupt weiterhin kostspielige Blockbuster produzieren zu können. Zwar gäbe es abseits von Amazon womöglich noch weitere finanzkräftige Interessenten, diese könnten jedoch bei einem Ausstieg von Amazon den Preis drücken.
Zudem wäre selbst bei einer Übernahme von Netflix nicht klar, ob es zu politischen bzw. kartellrechtlichen Bedenken kommt. Auch wenn hinter Netflix kein großer US-Medienkonzern steht, hat der Streamer aus Los Gatos selbst bereits eine dominierende Position eingenommen und liegt hinsichtlich Marktanteile durchaus auf Augenhöhe mit dem Schwergewicht Disney als auch Amazon Prime Video. Und ob sich MGM bis zu einer kartellrechtlichen Klärung weiter allein über Wasser halten kann, ist mehr als fraglich.