Terrordrohungen

Nordkorea zum Trotz: Sony zeigt "The Interview" in Kinos

Nun ist die Filmsatire "The Interview" über die Ermordung des nordkoreanischen Herrschers doch noch zu sehen. Erst im Internet - dann auch in US-Kinos. Macht Pjöngjang seine Drohungen wahr?
Von dpa / Marleen Frontzeck-Hornke

Erst im Internet und nun auch in den Kinos Erst im Internet -
dann auch in in US-Kinos
Bidl:dpa
Ungeachtet von Terrordrohungen hat das Filmstudio Sony Picture die Nordkorea-Satire "The Interview" gezeigt. Der ironisch-witzige Streifen über eine fiktive Ermordung des nord­koreanischen Herrschers Kim Jong Un war gestern zunächst auf den US-Netzen von YouTube und Google Play sowie anderen Netzwerken gegen Bezahlung zu sehen. Heute soll er in etwa 200 unabhängigen US-Kinos anlaufen.

US-Präsident Barack Obama begrüßte die Veröffentlichung. Nordkorea hat dagegen auch gestern mit weiteren Internet-Störungen zu kämpfen. Die US-Regierung wollte keine Stellung nehmen, ob sie hinter den Störungen steckt oder nicht. Zunächst hatte Sony den Film nach nordkoreanischen Hacker-Angriffen und Terrordrohungen zurückgezogen.

Der 152-Minuten-Streifen ist eine Hollywood-Klamotte voller Ironie und Witz über zwei politisch unbedarfte TV-Journalisten (Seth Rogen, James Franco), die ein Interview mit Kim Jong Un führen wollen. Der Geheimdienst CIA schaltet sich ein, damit die beiden den Diktator ermorden. Doch dieser gibt sich zunächst derart handzahm, dass einer der Journalisten den Mordkomplott torpedieren will. Am Ende entlarvt sich der Herrscher selbst - und geht in einem feurigen Finale unter.

200 unabhängige Kinos zeigen Nordkorea-Satire

Erst im Internet und nun auch in den Kinos Erst im Internet -
dann auch in in US-Kinos
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Der Film hat eindeutig fiktiven und ironischen Charakter, der nur am Rande Ernst beansprucht. Dennoch meinte die "Washington Post" in ihrer Überschrift: Der Film "untergräbt wirklich Nordkorea". Die Ermoderung eines in der Wirklichkeit lebenden Staatspräsidenten sei ein fragwürdiges Unterfangen. "Eines der letzten politischen und sozialen Grenzen, die Hollywood hinausgeschoben hat".

Den Wirbel um den Film hatte zunächst ein kürzlicher Hacker-Angriff auf Sony Pictures ausgelöst, für den die USA das kommunistische Regime verantwortlich machen. Nach den digitalen Angriffen und Terrordrohungen sagte das Studio den Kinostart zunächst ab, was Obama kritisierte. Auch Künstler meinten, die USA müssten an der Meinungsfreiheit festhalten.

Mindestens 200 unabhängige Kinos bestätigten laut CNN, die Komödie über einen fiktiven Attentatsversuch zeigen zu wollen. Die Entscheidung sei auch mit der Bundespolizei FBI abgesprochen worden.

Die seit Tagen anhaltenden Pannen entfachten Spekulationen an, es handele sich dabei um eine Vergeltungsmaßnahme Washingtons. Die US-Regierung wollte dies aber weder bestätigen noch dementieren. Außenamtssprecherin Marie Harf weigerte sich am Dienstag mehrfach, auf entsprechende Fragen von Journalisten einzugehen. Sie habe dazu nichts zu sagen. Obama hatte allerdings zuvor Vergeltung angekündigt, jedoch keinerlei Einzelheiten durchblicken lassen.

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