Überwachung

Smartfrog im Test: Erfahrungen mit der WLAN-Überwachungs-Kamera

Videoüberwachung der eigenen Wohnung während des Urlaubs: Smartfrog bietet gegen eine monatliche Gebühr von weniger als 6 Euro eine cloudbasierte Lösung an, bei der die Wohnung aus der Ferne überwacht werden kann.
Von Thorsten Neuhetzki

Überwachungskameras, die ihre Bilder per WLAN und Internet streamen und so direkt das Bildmaterial vor einer möglichen Zerstörung schützen, gibt es viele. Doch alle haben sie eines gemeinsam: Die Kameras müssen für viel Geld gekauft und der Dienst bezahlt werden. Anders bei Smartfrog, einem Anbieter hinter dem der Ex-AOL-, Ex-Vodafone-, Ex-Gigaset- und Ex-ClickandBuy-Chef Charles Fraenkl steht. Bei Smartfrog kann eine WLAN-Überwachungskamera mit zahlreichen Funktionen wie etwa einem Nachtmodus monatlich gemietet werden - und der Cloud-Dienst ist auch mit drin. Wir haben Smartfrog ausprobiert und zeigen Ihnen, ob der Anbieter hält was er verspricht und ob die WLAN-Kamera geeignet ist als Babyphone oder Videoüberwachung während der Urlaubszeit. Smartfrog: So kommt das Paket nach Hause Smartfrog: So kommt das Paket nach Hause
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki

Zwischen Bestellung und Zusendung liegen nur zwei Tage

Spontan darf man sein, wenn man sich für Smartfrog entscheidet. Wer also - aus welchen Gründen auch immer - schnell eine Kamera benötigt, der hat sie flott zu Hause. In unserem Test hat es etwa zwei Tage gedauert, bis DHL die Kamera versandkostenfrei geliefert hatte. Abgerechnet wurden lediglich 5,95 Euro, die die monatlichen Kosten für den Smartfrog-Dienst darstellen. Eine Mindestlaufzeit gibt es nicht.

Unser Paket beinhaltete die verschweißte Verpackung von Smartfrog mit der Kamera. Das Set besteht aus einer deutschsprachigen kurzen Anleitung, einem Stromkabel, einen zusätzlichen Aufsatz für den Kamerafuß und die Kamera selbst.

Die Einrichtung

"Startklar in fünf Minuten" wirbt Smartfrog. Das haben wir - um es vorweg zu nehmen - nicht geschafft. Das lag daran, dass wir zunächst versucht haben, die Kamera auf einem unverschlüsselten Freifunk-Netz in Betrieb zu nehmen. Damit kam die Kamera jedoch nicht zurecht - ein Reset war notwendig und die Einrichtungsroutine musste neu gestartet werden.

Die Einrichtung selbst erfolgt über das Smartphone und die Smartphone-App. Wer will, kann aber auch die Weboberfläche von Smartfrog nutzen. Für diese müssen wir allerdings einen Minuspunkt notieren: Die vollständige Funktion setzt Adobe Flash voraus. Das ist nicht mehr zeitgemäß und war beispielsweise auf unserem Redaktionsrechner auch nicht möglich zu nutzen. Update September 2017: Smartfrog hat die Webseite überarbeitet. Diese kommt künftig ohne Flash aus.

Unboxing von Smartfrog Unboxing von Smartfrog
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Unterm Strich verlief die Einrichtung trotz unserer anfänglichen Probleme gut und schnell. Nachteilig ist, dass die Kamera ausschließlich WLAN im 2,4-GHz-Band unterstützt. Dieses Frequenzband ist in Großstadtlagen ohnehin schon überlastet. Dass die Kamera bei ihrer Überwachung nun einen ununterbrochenen Stream über die Frequenzen schickt, macht die Lage für das heimische Netz und die Nachbarn sicherlich auch nicht besser. Es ist daher nicht nachzuvollziehen, warum gerade ein Streaming-Produkt, dessen Idee es ist, 24/7 ein Signal zu übertragen, nicht auch das 5-GHz-Band unterstützt.

Kamera funktioniert nur mit guter Internetverbindung

Kamera, Netzteil, Standfuß und Dübel mit Schrauben: Der Inhalt des Paketes Kamera, Netzteil, Standfuß und Dübel mit Schrauben: Der Inhalt des Paketes
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Das Konzept der Kamera ist einfach: Daten wandern direkt per Internet auf den Cloud-Speicher des Dienstes. Das hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil: Wird die Kamera zur Aufzeichnung von Einbrechern aufgezeichnet, nutzt es diesen nichts, dass sie die Kamera zerstören. Die Bilder sind längst an anderer Stelle aufgezeichnet. Im Preis von 5,95 Euro monatlich ist ein Speicher von 24 Stunden inkludiert. Das heißt, dass eine Aufzeichnung von Montag um 13 Uhr am Dienstag um 13 Uhr wieder überschrieben wird, wenn die Aufnahme nicht vorher extrahiert und gesichert wurde. Wer einen längeren Zeitraum im Rückblick benötigt, kann diesen als Upgrade buchen.

Der Nachteil des Cloud-Speichers ist die benötigte Internetverbindung. Wer also beispielsweise den Schrebergarten überwachen will, ist bei Smartfrog zwingend darauf angewiesen, dort eine Breitbandverbindung und WLAN zu haben. Denkbar wäre hier beispielsweise ein o2-Free-Tarif, der unlimitierte Datenübertragung mit 1 MBit/s zulässt. Durch einen mobilen Hotspot ließe sich aus dem Mobilfunksignal ein WLAN-Signal machen. 1 MBit/s reicht zumindest für die mittlere Übertragungsqualität. Wer die HD-Auflösung mit 1280 mal 720 Pixel (720p) ausnutzen will, sollte jedoch gemäß unseren Erfahrungen 2 MBit/s Upstream bei seiner Leitung frei haben.

Gutes Bild, auch bei Dunkelheit

Ab einer gewissen Dunkelheit schaltet die Kamera selbständig auf einen Infrarot-Modus um. Dazu wird eine kleine Infrarot-Lampe aktiviert, die den Bereich vor der Kamera gut ausleuchtet. Laut Hersteller sind es etwa zehn Meter, die das Infrarotlicht ausleuchten kann. Wer allerdings die Kamera hinter einer Scheibe - etwa in einer Vitrine - platzieren will, hat hier ein Problem: Die Scheibe reflektiert unter Umständen das Infrarotlicht und es ist auf den Bildern nichts mehr zu sehen. Eine kleine Kontrolllampe unterhalb der Linse sollte in jedem Fall ausgeschaltet werden. Die Qualität der Infrarot-Aufnahmen war in unseren Tests abseits der Reflexionen einwandfrei und ließen selbst bei absoluter Dunkelheit gute Aufnahmen zu, die Einbrecher überführen dürften. Blick in eine dunkle Wohnung. Das Regel im Hintergrund ist etwa 2,50 Meter entfernt. Blick in eine dunkle Wohnung. Das Regal im Hintergrund ist etwa 2,50 Meter entfernt.
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki

Apropos Einbrecher: Wird die Kamera von einem Einbrecher gestohlen oder zerstört, muss der Kunde laut Anbieterangaben die in den AGB vereinbarten 95 Euro zahlen, die jedoch eine möglicherweise vorhandene Hausratversicherung übernehmen dürfte. Es habe aber auch schon Kulanzfälle bei langjährigen Kunden gegeben, die dann eine neue Kamera bekommen haben.

Der Alarm-Modus

Die Smartfrog-Kamera zeichnet nicht nur in der Cloud auf, sie ist auch in der Lage, per Push-Nachricht in der App und per E-Mail zu informieren, wenn sich im Sichtfeld der Kamera etwas bewegt oder Töne registriert werden. Für beides lassen sich entsprechende Empfindlichkeiten einstellen, so dass nicht der automatisch fahrende Staubsauger den Alarm auslöst - wohl aber eine Person, die vor der Kamera entlang läuft. Der Alarm erfolgt als Push innerhalb der Smartphone-App. Gleichzeitig wird innerhalb der Aufzeichnung die Alarm-Passage markiert. Diese Passagen kann sich der Nutzer dann auch binnen der 24 Stunden Speicherdauer sichern, so dass die Aufzeichnungen nicht verloren gehen.

Will man die eigene Wohnung überwachen, so empfiehlt sich, die Überwachung mit der Geofence-Funktion zu kombinieren. Durch den Standort des Smartphones schaltet der Alarm dann nämlich ab einer definierten Nähe zur eigenen Wohnung ab und automatisch wieder an, sobald der Bewohner die Wohnung wieder verlassen hat.

Der Blick in die Wohnung

So sieht die Überwachungskamera aus So sieht die Überwachungskamera aus
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Je nach Anwendungsgebiet kann es auch interessant sein, jederzeit einen Blick in die Wohnung zu werfen. Auch das ist über die Smartphone-App von Smartfrog jederzeit möglich. Zwar dauert der Verbindungsaufbau einige Sekunden und das Live-Bild kommt mit einem Zeitversatz von mehreren Sekunden an, doch hat der Nutzer jederzeit Gewissheit, wie es in seiner Wohnung aussieht, was der Hund gerade macht oder ob das Kleinkind wirklich schläft während man selbst bei den Nachbarn ist. Durch das gute Infrarot-Bild kann das Kind sogar im Dunkeln beobachtet werden - ein Babyphone, das deutlich weiter reicht als nur bis zum direkten Nachbarn. Und wer will, kann sich sogar Zeitraffer-Videos ganzer Nächte oder Tage erstellen lassen.

Fazit: Smarte, flexible Kamera

Besonders smart an Smartfrog ist die kurze Laufzeit. Außer dem Porto für die Rücksendung der Kamera entstanden uns in unserem einmonatigen Test als Regelkunde tatsächlich über die 5,95 Euro hinaus keine Kosten und die Kamera wurde anstandslos zurückgenommen. Zu bemängeln ist allerdings, dass die Kündigungsmöglichkeit gut versteckt ist [Link entfernt] .

Wofür die Kamera letztlich eingesetzt wird, muss natürlich jeder Nutzer für sich entscheiden. Einige mögliche Einsatzgebiete nennt Smartfrog auf seiner Webseite. Diese scheinen je nach persönlichem Bedarf durchaus realistisch. Auch der monatliche Preis von knapp 6 Euro ist als Alternative zu einem Kauf für etwa 150 Euro durchaus fair. Der zusätzliche, längere Speicher ist mit weiteren 5,95 Euro für 7 Tage oder 14,95 Euro für 30 Tage nach unserer Einschätzung zu teuer. Eine Verlagerung auf andere Speicherdienste ist nicht möglich.

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