Rückblick

Retro-Test Nokia 6630: Das birnenförmige UMTS-Handy

Als eines der ersten UMTS-Handys erlaubte das Nokia 6630 Surfen mit bis zu 384 kBit/s. Doch das von uns 2005 gekaufte Handy konnte kaum richtig HTML-Seiten darstellen - für Telefonie und SMS war es aber gut.
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Das Menü des Nokia 6630 beinhaltet alle wichtigen Funktionen, die ein Feature-Handy beherrschen muss. Das Navigieren durch das Menü geht nach wie vor flott, nur beim Aufruf multimedialer Inhalte (Fotos, Videos, MP3s) genehmigt sich das Handy manchmal mehrere Sekunden Zeit. Die Mitteilungsfunktion ist nicht nur für den Versand und Empfang von SMS da, auch E-Mails von Vodafone Mail lassen sich abrufen und versenden. In der Kamera-App ist die Angabe amüsant, für wie viele Fotos die Speicherkarte noch ausreicht: In unserem Test konnten wir nur 48 Fotos speichern, dann musste die 32-MB-Speicherkarte wieder geleert werden.

Nokia 6630

Im Organizer befinden sich typische Funktionen wie Kalender, Uhr, Notizfunktion, Rechner, Dateimanager, Währungsrechner, Aufgabenplaner und sogar eine digitale Brieftasche. Bei den Kontakten können bereits mehrere Telefonnummern und auch eine Mailadresse gespeichert werden. Der Verbindungsmanager dient zum Aufbau von Bluetooth-Verbindungen mit anderen Geräten oder zum Start einer Datensynchronisation per USB-Kabel.

Das birnenförmige Design war außergewöhnlich Das birnenförmige Design war außergewöhnlich
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Im Programm-Manager werden heruntergeladene Zusatzprogramme und Spiele angezeigt, die Nokia damals für Symbian veröffentlichte. Hier hatten wir natürlich das legendäre Snake-II-Spiel heruntergeladen, das Millionen Nokia-Besitzer fesselte. Seinerzeit schon nicht gut funktioniert haben die viel gepriesenen Office-Funktionen. Quickword und Quicksheet konnten damals nur ganz einfache Word- und Excel-Dateien öffnen. Als wir im Rahmen des Retro-Tests aktuelle Dateien auf das Telefon kopierten, konnte das Telefon diese nicht mehr öffnen. Das Abspielen von Musik und kleinen Videos funktioniert aber nach wie vor.

Der Rufaufbau per GSM und UMTS ist natürlich kein Problem und wir waren wieder einmal erstaunt, was das Nokia 6630 für die damaligen Verhältnisse für eine gute Sprachqualität hatte. Auch der Lautsprecher klingt für heutige Ohren noch sehr gut und sogar besser als die Lautsprecher mancher Billig-Smartphones. Homescreen des Nokia 6630 Homescreen des Nokia 6630
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Surfen per UMTS: Kaum noch kompatible Webseiten

Das Surfen per GPRS und UMTS ist mit dem Nokia 6630 nach wie vor möglich, aber eine echte Reise in die Vergangenheit. Denn die Geschwindigkeit ist mit 384 kBit/s im Downstream und 128 kBit/s im Upstream langsam - und WLAN unterstützt das Telefon nicht.

Das eigentliche Problem ist aber der Symbian-Browser, der eigentlich für WAP-Seiten konstruiert wurde, der aber auch einfache HTML-Seiten ohne Plugins anzeigen kann. WAP-Seiten existieren heutzutage praktisch keine mehr - teltarif.de hat seine WAP-Seite als eines der letzten Nachrichtenportale noch bis zum Sommer 2015 betrieben und dann abgeschaltet.

Vodafone-WAP-Portal auf dem Handy Vodafone-WAP-Portal auf dem Handy
Bild. teltarif.de / Alexander Kuch
Das Surfen ist mit dem Browser auch nicht gerade intuitiv: Im Browser muss man zunächst "Optionen" auswählen, danach "Navigationsoptionen" und dann "Web-Adresse öffnen". Das Vodafone-Live-Portal ist nach wie vor eingeschränkt erreichbar, also mit vielen fehlenden Bildern und falsch dargestellten Sonderzeichen. Und dann fragt der Browser jedes Mal, ob er eine Verbindung aufbauen soll, das sei jetzt nämlich notwendig.

Tatsächlich noch existierende WAP-Seiten gibt es bei den Kollegen unter wap.golem.de oder wap2.bild.de. Diese werden täglich mit neuen Nachrichten befüllt und sind im Symbian-Browser des Nokia 6630 aufrufbar, allerdings zum Teil mit sehr langen Ladezeiten und nur, wenn sie kein neues https-Zertifikat mitbringen. Wir haben beschlossen, der WAP-Ära nicht hinterher zu trauern, auch wenn sie damals mit der ersten Internetverbindung auf dem Handy aufregend war.

Der von uns für das Telefon erworbene Akku hält locker eine Woche durch, für den ursprünglichen Akku versprach Nokia etwa 10 Tage Standby-Zeit. Wenn man das Handy ab und zu benutzt, muss man es etwa zweimal wöchentlich laden. Google im WAP-Browser des Handys Google im WAP-Browser des Handys
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Fazit: Telefonie ist Top, Internet ist eine Zeitreise

Für die Telefonie und SMS ist das Nokia 6630 nach wie vor ein gutes Handy, heutige Feature-Phones bieten auch nicht mehr. Die Nutzung des mobilen Internets per WAP, UMTS mit 384 kBit/s sowie zwölf Jahre altem Symbian-Browser ist allerdings eine regelrechte Zeitreise zu den Anfängen des mobilen Internets. Kompatible Webseiten gibt es kaum noch und auch die Kamera, die damals toll war, lockt heutzutage niemanden mehr hinter dem Ofen hervor.

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