Schnelles Internet: Regulierer beklagt "Rosinenpickerei"
Verwunderung über Ausbaustrategien großer Netzbetreiber
Foto: www.dns-net.de
Bei der Bundesnetzagentur sammeln sich Beschwerden über das Verhalten etablierter
Telekommunikationsnetzbetreiber beim Ausbau des Breitbandnetzes. "Es ist verwunderlich, wenn
Unternehmen einerseits die hohen Kosten des Breitbandausbaus im ländlichen Raum beklagen,
andererseits aber offenbar genug Geld dafür vorhanden ist, punktuell gerade dort einen parallelen
Breitbandausbau zu finanzieren“, sagte der Präsident der Agentur, Jochen Homann,
dem Handelsblatt, das darüber in seiner morgigen Ausgabe berichtet.
Nach Angaben der Agentur gibt es Beschwerden über alle großen Netzbetreiber. Bundestagsabgeordnete und Landräte beklagen etwa, dass etablierte Anbieter wie die Deutsche Telekom auf Nachfrage in ländlichen Regionen kein Interesse am Ausbau des Breitbandnetzes bekunden. Investierten daraufhin regionale Initiativen, würden die Etablierten plötzlich doch den Aufbau eines Netzes ankündigen. So fordert der Bundestagsabgeordnete Ingbert Liebing in einem Brief an die Netzagentur, "Rosinenpickerei, die im Endeffekt zulasten des Steuerzahlers geht, zu vermeiden". Der Brief liegt dem Handelsblatt vor, schreibt das Blatt.
Homann regt Änderung bei Ausschreibungen an
Verwunderung über Ausbaustrategien großer Netzbetreiber
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"Dieses Rosinenpicken würde erschwert, wenn Unternehmen, die bei der
Verteilung von Fördermitteln kein Interesse an einem bestimmten Ausbaugebiet
zeigen, für eine gewisse Zeit an diese Aussage gebunden wären", erklärte
Chef-Regulierer Homann der Wirtschaftszeitung.
Hier seien aber in erster Linie die Beihilfe gewährenden Stellen und Fördermittelgeber gefragt.
In der Vergangenheit war das beschriebene Verhalten vor allem durch die Deutsche Telekom immer wieder zu beobachten und wurde auch der teltarif.de-Redaktion von verschiedenen Markt-Teilnehmern und -Beobachtern geschildert: Jahrelang lehne der Netzbetreiber ein Investment in eine bestimmte Region ab. Werde dann aber bekannt, dass ein anderer Netzbetreiber vor Ort einen oder mehrere Kabelverzweiger oder einen ganzen Ort versorgen will, so will dann auch die Telekom investieren.
Erste Netzbetreiber sind daher nach Erkenntnissen unserer Redaktion schon dazu übergegangen, ihre Ausbauplanungen nicht mehr öffentlich zu machen. Die Telekom erfährt dann erst durch notwendige Anmeldungen von den Ausbauplanungen, kann dann aber immer noch parallele Infrastruktur errichten. Das gilt auch für andere Netzbetreiber, die einen Parallelausbau anstreben können. Lediglich durch die Eintragung in die VDSL-Vectoring-Liste genießt ein Unternehmen Schutz vor VDSL-Konkurrenz am gleichen Kabelverweiger. Doch auch in Zeiten von Übergangsregelungen gab es hier offenbar doppelte Ausbauten, etwa in Bad Zwischenahn, wie Breko-Präsident Norbert Westfal uns Anfang dieses Jahres schilderte. Hier wurde VDSL von zwei Anbieter parallel aufgebaut.
Reaktion der Telekom
Die Telekom hat inzwischen auf die Vorwürfe reagiert und eine Stellungnahme veröffentlicht.