Nachhaltig

Pfand aufs Paket: Zalando soll umweltfreundlicher werden

Milli­arden von Paketen erhalten Online-Käufer jedes Jahr allein in Deutsch­land. Abgase und Müll werden eine größere Heraus­forde­rung. Zalando will etwas dagegen tun - solange keine Kunden verloren gehen.
Von dpa /

Der Online-Händler Zalando will etwas für den Umweltschutz tun Der Online-Händler Zalando will etwas für den Umweltschutz tun
picture alliance/Bodo Marks/dpa
Weniger Müll, weniger Kohlen­dioxid: Der Online-Händler Zalando will umwelt­freund­licher werden. Deo und Lippen­stift kommen jetzt in Papier- statt in Plas­tikta­schen, in immer mehr Ländern gilt ein Mindest­bestell­wert. Und statt in herkömm­lichen Papp­kartons sollen die Kunden Schuhe und Klei­dung eines Tages in Mehr­wegver­packungen bekommen. "Wir denken, dass Nach­haltig­keit ein wich­tiger Treiber unseres Geschäfts wird", sagte Vorstand David Schneider auf einer Haupt­versamm­lung in Berlin.

Auch die Aktio­näre legen Wert auf das Thema. Ihr Treffen zeigt aber, dass Online­händler Umwelt­schutz und Geld­verdienen wohl nur sehr langsam in Balance bringen.

Mindest­bestell­wert in Deutsch­land?

Der Online-Händler Zalando will etwas für den Umweltschutz tun Der Online-Händler Zalando will etwas für den Umweltschutz tun
picture alliance/Bodo Marks/dpa
Beispiel Mindest­bestell­wert: Weil Italiener sehr oft für kleines Geld bestellten, liefert Zalando nur noch ab einer bestimmten Summe versand­kosten­frei. Das gilt inzwi­schen auch in Spanien und auf den briti­schen Inseln, in Kürze auch in Skan­dina­vien. Ergebnis: Die Waren­körbe werden wieder etwas größer, wie Vorstand Rubin Ritter sagte. 2018 Jahr war dies ein großes Problem: Bestel­lungen wurden kleiner, die Paket­flut wuchs - mehr Trans­port­erfahrten, mehr CO2.

Ritter meint aber, dass der Trend sich nur bremsen lasse, nicht aber stoppen. "Wir glauben nicht, dass es für das Geschäft gut wäre, zu versu­chen, diesen Trend auf Biegen und Brechen umzu­kehren." Im wich­tigsten Markt Deutsch­land komme wohl kein Mindest­bestell­wert.

Pilot­versuch: Mehr­wegver­packungen

Beispiel Pakete: Noch dieses Jahr will Zalando Mehr­wegver­packungen versenden. "Kunden würden dann Texti­lien oder Kosme­tikpro­dukte in einer Trans­portbox oder -tasche gelie­fert bekommen, die danach viele weitere Male für den Versand oder die Retoure genutzt werden kann", erklärte Zalando-Mana­gerin Melanie Hultsch. Aller­dings wird das zunächst nur ein Pilot­versuch, Ablauf und Ausgang offen. Viele Fragen, etwa zum Pfand für die Boxen, sind noch unbe­antwortet.

Der Versand mache 60 Prozent des Kohlen­dioxid-Ausstoßes bei Zalando aus, machte Nicolas Huber vom Vermö­gens­verwalter DWS deut­lich. Das Thema werde sehr kritisch betrachtet, warnte er den Vorstand. Dessen Bezüge sollten auch zeigen, wie nach­haltig Zalando arbeite, forderte Huber.

Kritik an der Vergü­tung

Je nach Akti­enkurs können die Zalando-Gründer Ritter, Schneider und Robert Genz in knapp fünf Jahren jeweils bis zu 170 Millionen Euro einstrei­chen. Grund­lage sind Akti­enop­tionen mit der Voraus­setzung, dass der Umsatz des MDax-Unter­nehmens um 15 Prozent wächst. Bei weniger als 10 Prozent gibt es keinen Bonus. Das Grund­gehalt der Vorstände liegt nur bei 65000 Euro pro Jahr.

"Gute Arbeit soll auch gut bezahlt werden", sagte Michael Kunert, der Vertreter der Schutz­gemein­schaft der Kapi­talan­leger. "Aber nach ein paar Jahren hunderte Millionen auszahlen - diese ethi­sche und mora­lische Diskus­sion möchte ich Zalando nicht zumuten."

Obwohl die Aktie im vergan­genen Jahr die Hälfte ihres Wertes verloren hatte und die Anteils­eigner auch in diesem Jahr zugunsten von Inves­titionen keine Divi­dende bekommen, zeigten sich deren Vertreter insge­samt zufrieden. "Grund­sätz­lich bin ich der Meinung, dass wir ein gutes, erfolg­reiches Unter­nehmen haben", sagte Kunert.

Die Haupt­versamm­lung wählte die frühere Aufsichts­rats­chefin (2014 bis 2016) Cris­tina Sten­beck zurück in das Gremium. Sie kandi­diert wieder für den Vorsitz. Sten­beck hält Anteile am größten Zalando-Eigner, dem schwe­dischen Investor Kinnevik.

Der Waren­haus­konzern Galeria Karstadt Kaufhof koope­riert unter anderem mit Zalando. Ab Juni soll ein neues Projekt starten. Mehr dazu lesen Sie in einer weiteren Meldung.

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