Telefonie

Test: VoLTE und WLAN Call mit Prepaidkarte

Telefónica hat die Telefonie über LTE und WLAN für Besitzer von Prepaidkarten freigeschaltet. Wir haben die Dienste ausprobiert und berichten über die Vorteile, aber auch die speziell mit WiFi Calling einhergehenden Probleme.
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LTE für Prepaidkunden gibt es mittlerweile in allen deutschen Mobilfunknetzen. Das betrifft allerdings in erster Linie die Nutzung des mobilen Internet-Zugangs. Zudem bieten die Deutsche Telekom und Vodafone den 4G-Zugriff mit wenigen Ausnahmen nur für direkte Netzbetreiber-Kunden, nicht aber für die Besitzer von Provider- und Discounter-SIM-Karten an.

Telefónica schaltet wiederum LTE mittlerweile auch für viele Kunden anderer Marken frei, die das Netz des Unternehmens mitnutzen. Davon profitieren auch Nutzer von Prepaidkarten. Seit einigen Wochen gibt es ein weiteres Alleinstellungsmerkmal beim Münchner Mobilfunk-Netzbetreiber: Als erster Anbieter auf dem deutschen Markt bietet das Unternehmen nicht nur den Internet-Zugang, sondern auch die Telefonie im LTE-Netz für Prepaidkunden an.

Test mit o2-Freikarte

VoLTE und WiFi Calling mit o2-Freikarte VoLTE und WiFi Calling mit o2-Freikarte
Montage: teltarif.de
Wir haben über die Webseite von o2 eine kostenlose Wertkarte bestellt. Diese kam mit 1 Euro Startguthaben. Wir haben die SIM in ein Apple iPhone 7 Plus eingelegt und konnten uns auch ohne die Bestellung einer Datenoption ins LTE-Netz einbuchen. Nutzbar wäre der Internet-Zugang ohne Option mit einer Tages-Flatrate, die ihrem Namen allerdings nicht gerecht wird. So bekommen die Kunden für 99 Cent lediglich 30 MB ungedrosseltes Datenvolumen.

Im Menü Einstellungen - Mobiles Netz - Datenoptionen haben wir unter dem Punkt "LTE aktivieren" die Auswahl "Sprache & Daten" getroffen. Telefonate wurden in der Folge im 4G-Netz hergestellt, während zuvor für den Gesprächsaufbau eine automatische Umschaltung ins GSM- oder UMTS-Netz vorgenommen wurde.

VoLTE-Aktivierung im Menü des iPhone 7 Plus VoLTE-Aktivierung im Menü des iPhone 7 Plus
Foto: teltarif.de
Wie bei Laufzeitverträgen war der Verbindungsaufbau über LTE deutlich schneller. Das verwundert nicht, zumal auch der Netzstandardwechsel zu 2G bzw. 3G jeweils einige Millisekunden Zeit in Anspruch nimmt. Auch die Sprachqualität war über LTE besser als im GSM- oder UMTS-Netz. Das machte sich auch bei Gesprächen bemerkbar, bei denen der HD-Voice-Standard nicht zur Verfügung stand.

Auch WLAN Call funktioniert mit der o2-Prepaid-SIM

Das iPhone gehört zu den wenigen Smartphone-Modellen, die auch Voice over WiFi im Mobilfunknetz von Telefónica unterstützen. Die Telefonie über WLAN ist nach dem Einsetzen einer neuen SIM-Karte generell deaktiviert. Einschalten lässt sich das Feature im Menü Einstellungen - Telefon unter dem Punkt "WLAN-Anrufe".

So funktioniert WiFi Calling auf der Prepaidkarte

Etwa fünf Sekunden nach der Aktivierung von WiFi Calling verschwand die Netzbetreiber-Anzeige "o2-de" aus dem Handy-Display. Stattdessen signalisierte der Schriftzug "WLAN" zwischen den S-Meter-Anzeigen für das Mobilfunknetz bzw. für WLAN, dass Telefonate nun über den Hotspot hergestellt werden.

Der WLAN-Schriftzug signalisiert die Sprachverbindung über den Hotspot Der WLAN-Schriftzug signalisiert die Sprachverbindung über den Hotspot
Foto: teltarif.de
Der Rufaufbau funktionierte ähnlich schnell wie im LTE-Mobilfunknetz, die Sprachqualität war mit der anderer Handygespräche vergleichbar. Allerdings funktioniert die nahtlose Gesprächsübergabe ins Mobilfunknetz nur dann, wenn am Aufenthaltsort LTE zur Verfügung steht. Wird nur das GSM- oder UMTS-Netz empfangen, so reißt die Sprachverbindung ab, sobald man den Versorgungsbereich des WLAN-Hotspots verlässt.

Zuverlässige Erreichbarkeit

Im Test war die verwendete o2-Prepaidkarte sowohl über LTE als auch über WLAN stets zuverlässig erreichbar. Das ist bei SIM-Karten ohne VoLTE-Freischaltung nicht immer der Fall, zumal die in diesem Fall für den Gesprächsaufbau vorgesehene automatische Umschaltung ins 2G- oder 3G-Netz nicht immer zuverlässig funktioniert. Zudem verlängert dieser Circuit Switched Fallback (CSFB) den Verbindungsaufbau.

Vor allem im Telefónica-Netz ist es aber noch ein Nachteil, dass die Gesprächsübergabe von WLAN-Anrufen nur ins 4G-Handynetz, nicht aber ins 2G- oder 3G-Netz möglich ist. Der LTE-Ausbau von Telefónica ist vor allem in ländlichen Regionen noch nicht so weit fortgeschritten wie bei den beiden anderen deutschen Mobilfunk-Netzbetreibern, so dass die Wahrscheinlichkeit eines Gesprächsabbruchs am Rande des WLAN-Hotspot-Bereichs höher ist als bei Kunden im Telekom- oder Vodafone-Netz.

VoLTE und WLAN Call als sinnvolle Ergänzungen

Hinweis vor Aktivierung von WiFi Calling Hinweis vor Aktivierung von WiFi Calling
Foto: teltarif.de
Freischaltung von Voice over LTE und Voice over WiFi für Prepaidkunden ist kundenfreundlich. Die Nutzer profitieren von einem schnelleren Verbindungsaufbau und zum Teil auch von einer besseren Sprachqualität. Dazu ist der Gesprächsaufbau zuverlässiger als beim Circuit Switched Fallback (CSFB), also dem automatischen Wechsel ins GSM- oder UMTS-Netz.

WLAN Call bietet zudem den Vorteil, in Gebäuden mit dem Handy telefonieren zu können, in denen das reguläre Mobilfunknetz nicht zu empfangen ist. Zudem ist auf diesem Weg weltweit der innerdeutsche Tarif nutzbar. Bleibt zu hoffen, dass Telekom und Vodafone nachziehen und die beiden neuen Telefonie-Betriebsarten zumindest für diejenigen Prepaidkunden freischalten, die auch den Internet-Zugang über LTE zur Verfügung haben.

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