Umfrage

Viele Deutsche sehen ihre Grundrechte durch die NSA-Spionage verletzt

Laut einer Umfrage hat jeder Vierte durch den NSA-Skandal sein Verhalten beim Telefonieren und Surfen im Internet verändert. Dies liegt vor allem daran, dass viele ihr Recht auf Privatsphäre durch die Bespitzelung als verletzt ansehen.
Von dpa / Jennifer Buchholz

Einigen ist die Überwachung noch immer egal Einigen ist die Überwachung noch immer egal
Bild: dpa
Knapp ein Jahr nachdem der NSA-Skandal bekannt wurde, glaubt knapp jeder Zweite in Deutschland, dass die Überwachung zu weit gegangen ist. In einer dimap-Umfrage [Link entfernt] befanden 48 Prozent, das Vorgehen der Geheimdienste verletze das Recht auf Privatsphäre und damit die Grundrechte. Zugleich betrachten 22 Prozent solche Maßnahmen als ge­recht­fertigt, "solange es der Sicher­heit aller dient". Und 18 Prozent erklärten, die Über­wachung habe keinen Einfluss auf ihr Leben und interessiere sie daher nicht.

Bekanntheit von Snowden wächst

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Edward Snowden erreichte unterdessen mit seinen Enthüllungen große Bekanntheit in Deutschland: In der Umfrage konnten 80 Prozent der Menschen im Alter ab 16 Jahren den Informanten hinter dem NSA-Skandal als ehemaligen Geheimdienstler einordnen. Das Meinungs­for­schungs­institut dimap befragte für die heute veröffentlichte Studie im Auftrag des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) von Ende April bis Anfang Mai 1 007 Personen.

Mehr als jeder Zweite - 56 Prozent - geht davon aus, dass jeder von Geheimdiensten abgehört wird. Mit einem Anteil von 60 Prozent fanden besonders viele 16- bis 24-Jährige die Grundrechte durch die Überwachung verletzt. In der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen waren es hingegen nur 41 Prozent - ebenso wie bei den Befragten im Alter über 65 Jahren.

Nur knapp jeder Vierte gab an, dass er sein Telefonier - und Internet-Verhalten nach den Snowden-Enthüllungen geändert habe. Zugleich behaupteten 30 Prozent, sie seien schon immer sehr vorsichtig gewesen. Und 44 Prozent erklärten, es interessiere sie nicht, dass ihre Telefon­gespräche und E-Mails überwacht würden. Sie hätten nichts zu verbergen.

Der NSA-Skandal war Anfang Juni 2013 mit ersten Ver­öffent­lichungen von geheimen Dokumenten, die Snowden bei der NSA heruntergeladen hatte, ins Rollen gekommen. Relativ schnell wurde ein zuvor un­vor­stell­bares Ausmaß der Über­wachung aller möglichen Kommunikation bekannt.

Erst gestern hatte ein Gutachter des NSA-Unter­suchungs­aus­schusses ein Gutachten veröffentlicht, in dem er dem BND vorwirft, verfassungswidrig zu handeln.

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