NSA-Skandal: Das Jahr der Überwachung
Codenamen: Mit dem NSA-Skandal kam auch die Flut der Abkürzungen.
Allein die Namen der Datenbanken und Programme haben es in sich.
Neben PRISM oder XKEYSCORE gibt es noch DEWSWEEPER, BLACKHEART,
ANCHORY, PINWHALE, SCISSORS, PRINTAURA oder BOUNDLESS INFORMANT.
GCHQ: Der Geheimdienst Government Communications Headquarters (GCHQ)
war in der Öffentlichkeit bis zu diesem Sommer weitgehend unbekannt.
Jetzt weiß man, dass die Briten sogar noch besser im Anzapfen von Glasfaser-Leitungen
sein sollen als ihre Kollegen vom US-Pendant NSA.
Im Juni begann der Abhör-Skandal mit internationalen Auswirkungen
Bild: dpa
MUSCULAR: Eines der NSA-Programme, das für den lautesten Eklat
gesorgt hatte. Den Enthüllungen zufolge wurden dabei Daten direkt
zwischen den Rechenzentren von Google und Yahoo abgeschöpft. Die
Unternehmen kontern jetzt mit Verschlüsselung.
Prism: Der Name stand zunächst für die gesamte Affäre, umfasst aber
nur einen Teil des Repertoires der NSA. Über Prism hat der
Überwachungsdienst Zugriff auf Nutzerdaten großer US-Internetfirmen,
darunter Google, Yahoo, Microsoft und Facebook. Ein Geheimgericht
ordnet die Herausgabe der Informationen an. Das seien etwa Inhalte
von Mails, Suchanfragen oder Chats, berichtete der "Guardian". Die
Firmen sind zum Stillschweigen verpflichtet. Die Internetriesen
streiten vor Gericht darum, mehr Details veröffentlichen zu dürfen.
Safe Harbor: Das Safe-Harbor-Abkommen zwischen der EU und den USA
besagt unter anderem, dass sich amerikanische Internet-Firmen zur
Einhaltung bestimmter Datenschutz-Standards verpflichten. Nach den
Enthüllungen werden Forderungen lauter, es neu zu verhandeln.
Tempora: Das Programm des britischen Geheimdiensts GCHQ zum Anzapfen
von Glasfaser-Leitungen. Es soll die Fähigkeit haben, die richtigen
Datenpakete aus dem Strom an Informationen herauszufiltern, der zum
Beispiel über transatlantische Glasfaser-Kabel geht.
Gemeinsam mit Australien,
Neuseeland und Kanada bilden die Länder die Allianz der "Five Eyes",
("Fünf Augen"), in der Informationen ausgetauscht werden. Unter dem
Codenamen Tempora soll der GCHQ mehr als 200 Glasfaserkabel anzapfen,
über die Daten um die Welt rasen. So habe der GCHQ Zugriff auf den
Internetverkehr, der über die angezapften Kabel läuft.
XKeyscore: Die gewaltigen Datenmengen, die die NSA sammelt, müssen
irgendwie ausgewertet werden. Dazu dient die Software XKeyscore.
Damit können NSA-Analysten wie Snowden die Datenberge nach
Verdächtigen durchsuchen. Der deutsche Bundesnachrichtendienst setze
ebenfalls eine Version von XKeyscore ein, berichtete "Der Spiegel".
Auch Angela Merkels Telefon wurde von dem US-Geheimdienst abgehört
Bild: dpa
Knacken von Verschlüsselung: Wenn Daten verschlüsselt durchs Netz
geschickt werden, können Geheimdienste nicht einfach so mitlesen.
Doch NSA und GCHQ können Medienberichten zufolge mehrere gängige
Verschlüsselungstechniken knacken oder aushebeln, darunter die oft
eingesetzt SSL-Technologie. Es ist allerdings unklar, welche
Techniken genau in welchem Maße für die Dienste zugänglich sind.
Überwachung von ausländischen Staatschefs:
Nicht nur Angela Merkels
Handy geriet offenbar ins Visier der NSA. Der "Guardian" berichtete,
der Dienst habe Telefone von 35 Spitzenpolitikern überwacht. Auch die
brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff und ihr mexikanischer
Kollege Enrique Peña Nieto seien ausgespäht worden.
Angriff auf Google und Yahoo: Die NSA konnte laut der Washington
Post den Datenverkehr zwischen den Rechenzentren der beiden
Internet-Riesen abgreifen. In den Rechenzentren werden Informationen
aus E-Mail-Diensten, Suchanfragen oder Dokumente der Nutzer
gespeichert. Inzwischen sollen die Daten auch zwischen den
Rechenzentren verschlüsselt unterwegs sein.