Jubiläum

Game Boy: Nintendos mobile Spielekonsole wird 25 Jahre alt

Die Spielekonsole Game Boy von Nintendo musste vor 25 Jahren gegen starke Konkurrenten wie Atari und Sega kämpfen. Heute sind mobile Spiele auf jedem Smartphone und Tablet. Wir haben die Erfolgsgeschichte des kleinen grauen Kastens für Sie einmal zusammengefasst.
Von dpa / Jennifer Buchholz

Game Boy - eine Erfolgsgeschichte wird 25 Game Boy - eine Erfolgsgeschichte wird 25
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Vor 25 Jahren startete ein kleines graues Kästchen eine Revolution: Nintendo brachte seinen Game Boy auf den Markt. Das Gerät mit pixeliger Grafik auf einem Grün-Schwarz-Display war damals ein Bestseller. Nintendo baute auf dem Erfolg des Game Boy ein milliarden­schweres Imperium auf. Heute wird das Geschäft vom Vormarsch der Smartphones und Tablet-Computer bedrängt. Mit den neuen Mobilgeräten sind Hundert­tausende Spiele wenige Berührungen des Handy-Bildschirms entfernt.

Das Faszinierende an der Game-Boy-Story: Nintendos Gerät war damals nicht die einzige und auch nicht die technisch fort­schritt­lichste mobile Spielekonsole auf dem Markt. Nur wenige Monate später brachte Konkurrent Atari das Modell Lynx mit Farb­bildschirm und besserer Grafik auf den Markt. Der Game Boy wirke dagegen wie aus der Steinzeit, bemerkten US-Rezensenten. Im Jahr darauf folgten ebenfalls technisch überlegene Geräte von Sega und NEC. Sie alle sind jedoch längst vergessen, während der Game Boy in die Geschichte einging.

Einfachheit und Tetris brachten den Erfolg

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Für den Erfolg gab es vor allem zwei Gründe: Die Einfachheit des Geräts und ein geniales Spiel, von dem Millionen nicht die Finger lassen konnten, trugen den Game Boy zum Erfolg. Das Entwicklerteam um Gunei Yokoi und Nintendo-Patriarch Hiroshi Yamauchi entschied sich bewusst gegen einen Farbbildschirm und bessere Grafik, um die Laufzeit zu verlängern. Der Game Boy lief mit einer Batterie-Ladung 15 Stunden. Ataris Lynx-Konsole brachte es auf ein Drittel davon - und brauchte dafür auch mehr Batterien, was sie schwerer und klobiger machte. Zudem war sie doppelt so teuer.

Der grünliche Bildschirm des Game Boy hatte 160 mal 144 Bildpunkte. Eine ähnliche Auflösung hat heute jedes einzelne App-Symbol auf einem iPad-Bildschirm. Der simple LCD-Bildschirm mit nur vier Graustufen rief nach einem Spiel, das fesselnd war, ohne grafischen Rekordleistungen zu benötigen. Nintendo fand es in Russland.

Der Moskauer Mathematiker Alexej Paschitnow hatte Mitte der 80er Jahre auf seinem Sowjet-Computer ein Spiel programmiert. Darin fielen dem Baustein-Blöcke in verschiedenen Formen vom oberen Rand des Bildschirms und mussten schell gedreht und einsortiert werden. Paschitnow nannte es "Tetris". Eine russische Behörde verkaufte zunächst die PC-Rechte in den Westen. Als Nintendo-Manager Minoru Arakawa "Tetris" zum ersten Mal sah, wusste er nach eigenem Bekunden, dass er genau dieses Spiel brauchte.

Nintendo sicherte sich die Rechte in einem Bieter-Krimi gegen mächtige Gegenspieler wie die britische Verlegerfamilie Maxwell. Die Japaner machten ein Millionen-Angebot, das bei den russischen Verhandlungspartnern für große Augen sorgte. Nintendo-Manager Arakawa nahm dafür eine Schlacht vor Gericht in Kauf. Die Rechnung ging auf: Der Game Boy und "Tetris" waren vom Start weg ein Hit.

Jedes Smartphone und Tablet ist ein mobiles Spielegerät

Nintendo brachte nach 1989 noch weitere Variationen des Game Boy auf den Markt Nintendo brachte nach 1989 noch weitere Variationen des Game Boy auf den Markt
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Im April 1989 kam der Game Boy in die Läden, in den ersten drei Jahren verkaufte Nintendo 32 Millionen Geräte. Zusätzlich wurde damit eine Plattform geschaffen, für die man Jahr für Jahr neue Spiele absetzen konnte. Und Nintendo achtete gnadenlos darauf, dass keine Spiele-Kartuschen am Konzern vorbei produziert wurden.

Im Jahr 1997 folgte der Game Boy Color mit Farbbildschirm, insgesamt gingen von den verschiedenen Varianten rund 150 Millionen Geräte über den Ladentisch. Der Konzern legte mit dem Game Boy Advance nach und dann mit der Nintendo DS, seinem bisherigen Bestseller mit rund 155 Millionen verkaufter Geräte. Auch der mächtige Konkurrent Sony konnte mit seiner PSP Nintendos Dominanz bei mobilen Konsolen nicht knacken.

Doch die Welt hat sich verändert. Jedes Smartphone und Tablet ist ein mobiles Spielegerät. Spiele-Apps gibt es gratis oder für wenige Euro, während ein neues Spiel für mobile Nintendo-Konsolen immer noch rund 40 Euro kosten kann. Der Game-Boy-Urenkel Nintendo 3DS verkauft sich langsamer. Im Weihnachtsgeschäft setzte der Konzern zuletzt 11,6 Millionen Geräte ab. Dem stehen hunderte Millionen Smartphones gegenüber, die technisch überlegen sind.

Nintendo hofft auf die Anziehungskraft von populären Figuren wie Super Mario, Luigi oder Zelda, um sein Konsolen-Geschäft am Leben zu halten. Branchen-Analysten raten dem Konzern, den angestammten Pfad aufzugeben und seine Spiele für Smartphones und Tablets anzubieten. Die Japaner bleiben jedoch hart: "Nintendo hat keine Pläne, seine Software auf solchen Geräten anzubieten", hieß es aus der Firmenzentrale zuletzt Anfang des Jahres nach neuen Spekulationen über Mini-Game-Apps.

Heutzutage ist der Game Boy eine Rarität, obwohl sicherlich noch einige Exemplare auf Dachböden und in Kellern vor sich hinschlummern. Wenn man kein Exemplar (mehr) hat, gibt es auch Möglichkeiten, sich selbst einen zu basteln - wenn auch nur aus Papier.

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