Breitband

5G per WLAN: Netgear Nighthawk M6 Pro im Test

Der Night­hawk M6 Pro ist das neue Flagg­schiff unter den mobilen Hotspots von Netgear. Wir hatten die Möglich­keit, den LTE/5G-Router ausführ­lich zu testen
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Wie berichtet hat Netgear mit dem Night­hawk M6 Pro einen neuen mobilen Hotspot vorge­stellt. Das "MiFi" verteilt den 5G-, LTE- oder UMTS-basierten Internet-Zugang an bis zu 32 Smart­phones, Tablets, Note­books und weitere Geräte weiter. Bis zu 4 GBit/s sollen nach Hersteller-Angaben möglich sein. Gegen­über dem Vorgänger-Modell, dem Netgear Night­hawk M5, wurde die theo­retisch mögliche Perfor­mance somit verdop­pelt. Netgear Nighthawk M6 Pro im Test Netgear Nighthawk M6 Pro im Test
Foto: teltarif.de
War der Night­hawk M5 noch für WiFi-6 und Über­tra­gungs­geschwin­dig­keiten von bis zu 1,8 GBit/s ausge­legt, so unter­stützt das neue Modell WiFi-6E und bis zu 3,6 MBit/s. Aus dem Gigabit-Ethernet-Anschluss des Vorgän­gers ist beim Netgear Night­hawk M6 Pro ein 2,5-GBit/s-Netz­werk­anschluss geworden. Darüber hinaus ist der Touch­screen mit 2,8 Zoll etwas größer als beim "alten" Modell (2,4 Zoll).

Das befindet sich in der Verpa­ckung

Die tech­nischen Daten des neuen mobilen Hotspots von Netgear klingen viel­ver­spre­chend, doch was leistet das Gerät in der Praxis? Das wollten wir im Rahmen eines Tests heraus­finden. Der mobile Router wird zusammen mit einem Akku gelie­fert, der eine Kapa­zität von 5040 mAh hat. Eben­falls mit im Paket sind Netz­teil und Lade­kabel mit USB-C-Anschluss. Für das Netz­teil liefert der Hersteller passende Stecker für West­europa und Groß­bri­tan­nien mit. Blick ins Akkufach des mobilen Routers Blick ins Akkufach des mobilen Routers
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Außerdem mitge­lie­fert werden Sicher­heits- und regu­lato­rische Hinweise, Details zu den verwen­deten Frequenz­berei­chen und eine Kurz­anlei­tung. Letz­tere benö­tigt man eigent­lich nicht, denn Inbe­trieb­nahme und Nutzung sind weit­gehend intuitiv möglich. Im Akku­fach finden sich die stan­dard­mäßig einge­rich­teten Zugangs­daten, die sich aber noch während der Erst­inbe­trieb­nahme des Netgear Night­hawk M6 Pro indi­viduell anpassen lassen.

Nano-SIM-Slot im Akku­fach

Wie schon der Night­hawk M5 unter­stützt auch das neue Modell die Nutzung von Nano-SIM-Karten, während viele andere mobile Hotspots noch auf den mitt­ler­weile wenige gebräuch­lichen Micro-SIM-Stan­dard setzen. Leider besteht keine Möglich­keit, zusätz­lich oder alter­nativ zur physi­schen SIM-Karte auch eSIM-Profile zu verwenden. So wäre bei Bedarf - etwa im Ausland abseits der EU-Roaming-Länder - ein schnel­lerer Provi­der­wechsel möglich.

Der Netgear Night­hawk M6 Pro ist 105 mal 105 mal 21,5 Milli­meter groß und 256 Gramm schwer. Das Gerät ist gut verar­beitet. Nur der Akku­fach­deckel könnte etwas fester sitzen. Die Vorder­seite nimmt das Display ein, wobei Netgear einen unnötig großen Rand frei lässt anstatt die für Anzeigen und die Bedie­nung nutz­bare Fläche zu vergrö­ßern. Die Touch­screen-Bedie­nung klappt wiederum sehr gut. Hier hat vor allem der Night­hawk M2 deut­lich schlechter gefallen.

Erst­ein­rich­tung des Night­hawk M6 Pro

Einen anderen Fehler des Night­hawk M2 hatte Netgear schon beim M5 behoben: Der M2 wurde über einen virtu­ellen, nur ange­deu­teten Schalter ein- und ausge­schaltet. Da ist es oft passiert, dass der mobile Hotspot unbe­absich­tigt akti­viert und Akku­kapa­zität verbraucht wurde. Der M5 und jetzt auch der neue M6 haben physi­sche Ein/Aus-Schalter. Beim aktu­ellen Modell befindet sich dieser auf der Ober­seite.

Auf der Unter­seite sind der USB-C-Anschluss und der Ethernet-Port zu finden. Dazu kommen zwei Anten­nen­anschlüsse, über die sich bei Bedarf externe Antennen mit dem MiFi verbinden lassen. Schön gelöst sind die wegklapp­baren Abde­ckungen für die Anten­nen­anschlüsse, sodass diese nicht verschmutzen oder einstauben können. Auf der linken und rechten Außen­seite des Routers befinden sich keine Bedien­ele­mente. Unterseite mit USB-C-, Ethernet- und Antennenanschlüssen Unterseite mit USB-C-, Ethernet- und Antennenanschlüssen
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Wir haben für den Test eine Nano-SIM-Karte von der Deut­schen Telekom einge­legt. Dabei handelt es sich um die MultiSIM eines Mobil­funk­anschlusses, den wir sowieso im Alltag einsetzen. Der Tarif ermög­licht "LTE max" bzw. die maxi­male 5G-Geschwin­dig­keit, die am Aufent­haltsort zur Verfü­gung steht. Für "LTE max" gibt die Telekom offi­ziell 300 MBit/s im Down­stream und 50 MBit/s im Upstream an. In der Praxis - und erst recht über 5G - werden oft noch deut­lich höhere Geschwin­dig­keiten erreicht.

Erst­ein­rich­tung intuitiv möglich

Nach Einsetzen von SIM und Akku haben wir den Akku­fach­deckel geschlossen und den Netgear Night­hawk M6 Pro über den Power-Button gestartet. Während des Boot-Vorgangs zeigte die Soft­ware einen "Glück­wunsch zum Kauf" des neuen Routers an. Im nächsten Schritt war es möglich, den WLAN-Zugang anzu­passen. Hier ließen sich ein indi­vidu­eller Netz­werk­name und ein eigenes Pass­wort vergeben. Alter­nativ kann der Schritt auch über­sprungen werden, wenn die vorein­gestellten Zugangs­daten fürs Erste ausrei­chen. Oberseite mit Ein/Aus-Schalter Oberseite mit Ein/Aus-Schalter
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Nun konnte noch ein Admi­nis­trator-Pass­wort für den Hotspot vergeben werden, wobei sich auch dieser Schritt über­springen und bei Bedarf zu einem späteren Zeit­punkt anpassen lässt. Dann war es möglich, die WLAN-Standby-Einstel­lungen zu verän­dern. Stan­dard­mäßig wird der Router nämlich abge­schaltet, wenn länger als fünf Minuten kein Gerät verbunden ist. Damit soll Akku­kapa­zität gespart werden. Das Feature kann aber auch abge­schaltet oder der Standby-Zeit­raum verlän­gert werden.

Stan­dard­mäßig arbeitet der Netgear Night­hawk M6 Pro ausschließ­lich im 5-GHz-WLAN-Band - eben­falls um den Strom­ver­brauch gegen­über dem Dual­band-Betrieb zu redu­zieren. Am Ende der Erst­ein­rich­tung wurden noch­mals die WLAN-Zugangs­daten ange­zeigt. Die Zugangs­daten (APN) für den Internet-Zugang mit der Telekom-SIM-Karte mussten wir nicht eingeben. Diese wurden auto­matisch ange­legt, wären aber bei Bedarf auch änderbar.

Roaming stan­dard­mäßig abge­schaltet

Daten-Roaming ist stan­dard­mäßig abge­schaltet, kann bei Bedarf aber jeder­zeit akti­viert werden. Inter­essant sind Features wie der Power-Modus, der beispiels­weise für eine höhere WLAN-Reich­weite sorgt. Preis dafür ist eine gerin­gere Akku­lauf­zeit. Diese beträgt nach Herstel­ler­angaben rund 13 Stunden. Das reicht für einen Arbeitstag, aber nicht für mehr. Abends muss der Router mit dem Lade­kabel verbunden werden, wie sich auch im Test gezeigt hat.

Apropos Lade­kabel: Der Netgear Night­hawk M6 Pro funk­tio­niert auch ohne einge­legten Akku, wenn er über das Netz­teil mit Strom versorgt wird. Das ist vor allem dann inter­essant, wenn das Gerät den Internet-Zugang im Wochen­end­haus, in der Zweit­woh­nung oder im Hotel­zimmer betrieben wird. "Herkömm­liche" mobile Hotspots benö­tigen in solchen Fällen trotzdem den Akku, was zur Folge hat, dass man diesen bei dauer­haftem Betrieb am Netz­teil auf die Dauer zerstört. Software-Update kurz nach Erstinbetriebnahme Software-Update kurz nach Erstinbetriebnahme
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Für eine künf­tige Firm­ware-Version wäre die Möglich­keit wünschens­wert, die Strom­ver­sor­gung für die Akku-Aufla­dung einfach zu unter­bre­chen. Dann könnte der Router über das Netz­teil betrieben werden ohne den Akku temporär aus dem Gerät zu entfernen. Das würde die Mechanik der Akku­kon­takte und des Akku­fach­deckels schonen.

WLAN-Gast­netz optional akti­vierbar

Zusätz­lich zum primär genutzten WLAN-Netz lässt sich ein Gast­netz betreiben. Die Verbin­dung neuer Geräte ist über WPS möglich und auf dem Display lässt sich jeder­zeit anzeigen, wie viele Clients mit dem Router verbunden sind. Auf dem Start­bild­schirm lässt sich jeder­zeit der Daten­ver­brauch über­wachen. Als Alter­native zum WLAN (oder auch zusätz­lich) ist USB-Tethe­ring möglich. Steuerung und Informationen per Smartphone-App Steuerung und Informationen per Smartphone-App
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Kaum in Betrieb genommen zeigte der Netgear Night­hawk M6 Pro die Verfüg­bar­keit eines Firm­ware-Updates an. Dieses hat die Bezeich­nung Generic_MR6450_0034 und einen Umfang von 218 MB. Down­load und Instal­lation waren schnell erle­digt. Leider ließ Netgear einen Chan­gelog vermissen. Auffäl­lige Ände­rungen gab es nicht. Aller­dings hatten wir den mobilen Hotspot vor der Instal­lation der neuen Firm­ware nur kurz in Betrieb.

Die Admi­nis­tra­tion des Routers ist alter­nativ zum Touch­screen auch über die Netgear-Mobile-App möglich, die für Android und iOS zur Verfü­gung steht. Am Computer kann auch eine Webober­fläche genutzt werden, die über verbun­dene Geräte unter der Adresse mywebui.net erreichbar ist. Das Menü ist auch unter der IP-Adresse des mobilen Hotspots erreichbar. Diese lautet stan­dard­mäßig 192.168.1.1, kann aber indi­viduell ange­passt werden.

So schnell ist der Internet-Zugang

Gigabit-Spit­zen­geschwin­dig­keiten haben wir im Test nicht erreicht. Das dürfte aber nicht am Router, sondern an der Netz­ver­füg­bar­keit an den jewei­ligen Aufent­halts­orten liegen. An einem der Test­stand­orte waren es immerhin knapp 280 MBit/s im Down­stream und 40 MBit/s im Upstream - das ist schneller als fast jeder VDSL-Anschluss im Fest­netz. Die Ansprech­zeiten lagen bei 28 ms. An einem zweiten Standort waren es knapp 160 MBit/s im Down­stream und 60 MBit/s im Upstream bei Ansprech­zeiten um die 22 ms.

Gemessen haben wir die Geschwin­dig­keiten über mit dem Netgear Night­hawk M6 Pro verbun­dene Smart­phones. Dabei kamen je ein Apple iPhone 14 Pro Max und ein Samsung Galaxy S20 Ultra sowie die Speed­test-App von Ookla zum Einsatz. Die Mobil­tele­fone befanden sich während der Messungen etwa einen Meter neben dem mobilen Router. Sie waren über WLAN (5 GHz) mit Night­hawk M6 Pro verbunden. Mobiler 5G-Test Mobiler 5G-Test
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Paral­lele Tests mit einem Apple iPhone 14 Pro Max zeigten, dass die Geschwin­dig­keit mit dem Smart­phone jeweils gering­fügig nied­riger als mit dem mobilen Hotspot war. Auch der LTE- und 5G-Empfang war mit dem der im Test verwen­deten Smart­phones iden­tisch. Wie vom Handy gewohnt, wurde die 5G-Verfüg­bar­keit teil­weise erst bei aktivem Zugriff auf den Internet-Zugang ange­zeigt. UMTS konnten wir in Deutsch­land nicht testen und der GSM-Stan­dard wird von Netgear-Routern schon seit vielen Jahren nicht mehr unter­stützt.

WLAN-Reich­weite wie ein "Großer"

Die WLAN-Reich­weite des Netgear Night­hawk M6 Pro genügte im Test, um eine Vier-Zimmer-Wohnung mit ca. 100 m2 zu versorgen. Unter dem Strich versorgt der mobile Hotspot fast einen ähnlich großen Radius wie eine FRITZ!Box 7590 AX von AVM. Das gilt vor allem bei Betrieb im Power-Modus, der bei Netz­betrieb stan­dard­mäßig akti­viert wird. Wird die Strom­ver­sor­gung über den Akku herge­stellt und der "Ausge­gli­chen"-Modus für eine höhere Akku­lauf­zeit verwendet, so ist die WLAN-Reich­weite etwas geringer. Internet-Zugang schneller als VDSL Super Vectoring Internet-Zugang schneller als VDSL Super Vectoring
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Wir haben den Netgear Night­hawk M6 Pro über die mobil durch­geführten Tests hinaus über einen längeren Zeit­raum für den Internet-Zugang im Büro genutzt, um die Stabi­lität zu testen. Im ersten Anlauf - noch vor der Instal­lation des Firm­ware-Updates - versagte der Router irgend­wann seinen Dienst. Seit das Gerät mit der aktu­ellen Firm­ware arbeitet, funk­tio­niert es tadellos. Auch über viele Stunden hatten wir stets einen guten Internet-Zugang zur Verfü­gung.

Tech­nisch und von der Verar­bei­tung her wusste der Netgear Night­hawk M6 Pro im Test zu über­zeugen. Wer einen mobilen Hotspot sucht, der auch den 5G-Stan­dard unter­stützt, zuver­lässig arbeitet und eine hohe WLAN-Reich­weite hat, findet mit dem neuen Netgear-Flagg­schiff ein passendes Gerät. Einziges Manko ist der mit 999,99 Euro sehr hohe Preis. Der Vorgänger ist gut 150 Euro güns­tiger.

In einem weiteren Beitrag erfahren Sie, wie der Netgear Night­hawk M5 im Test abge­schnitten hat.

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