Studie: 10 Jahre Konvergenz aus Festnetz & Mobilfunk
Eine Studie zu 10 Jahren Verbundprodukten Festnetz/Mobilfunk (FMC) hat das Stuttgarter Unternehmen mm1 vorgestellt.
Grafik: mm1
Wer erinnert sich? Schon vor etwa 20 Jahren kamen die ersten Fixed-Mobile-Convergence-Angebote (FMC) im Privatkundenbereich mit hohen Erwartungen auf Seiten der Anbieter auf den Markt. Wer erinnert sich noch an "Genion", die Festnetznummer von VIAG Interkom (heute o2), die direkt auf dem Handy landete und das Häuschen, das anzeigte, ob man zu Hause mit dem Handy günstig telefonieren könnte?
25 Unternehmen untersucht
Eine Studie zu 10 Jahren Verbundprodukten Festnetz/Mobilfunk (FMC) hat das Stuttgarter Unternehmen mm1 vorgestellt.
Grafik: mm1
Die Stuttgarter Unternehmensberatung mm1 hat im Rahmen einer Marktstudie die aktuellen FMC-Angebote von 25 Telekommunikationsunternehmen in Deutschland, Europa, USA und APAC untersucht.
Die Analyse hat gezeigt, dass Endkunden wie Anbieter von FMC profitieren: Anbieter können mit FMC ihre Kunden besser binden und Endkunden erhalten exklusive Vorteile.
David B. Hofman, Managing Partner bei mm1 und Telko-Experte, empfiehlt Telekommunikationsunternehmen „FMC-Angebote kundenzentriert und flexibel zu gestalten." Dabei sei es die Kunst, das Angebot trotz vieler individueller Optionen mit maximaler Einfachheit für den Kunden bereitzustellen“.
FMC - Brückenschlag zwischen Festnetz und Mobilfunk
FMC steht auf Netzwerkebene für das Zusammenwachsen von Festnetz- und Mobilfunktechnologie. Auf der Kundenseite werden Telekommunikationsdiensleistungen für zuhause und für unterwegs in einem Produkt gebündelt.
Das klassische FMC-Angebot beinhaltet dabei das Festnetz für die Nutzung zuhause und Mobilfunk für unterwegs. Auf dem Markt gibt es unterschiedliche FMC-Produktbündel, die sich in den Bestandteilen (Festnetz-Internet, -telefonie, Mobilfunk, TV) und Anzahl (Double, Triple oder Quadruple Play) der gebündelten Produkte unterschieden.
Am bekanntesten dürfte die MagentaEINS Option der Telekom oder die GigaKombi bei Vodafone sein, auch o2 bietet vergleichbare Rabatte, wenn man Festnetz und Mobilfunk aus einer Hand bezieht.
FMS - kann das Festnetz ersetzt werden?
In den letzten Jahren ist es durch Weiterentwicklungen der Mobilfunktechnologie möglich geworden, Festnetz durch Mobilfunk zu ersetzen. Die Fachleute sprechen von "Fixed-Mobile-Substitution (FMS)". Auf dieser Basis entstanden „FMC mit FMS“-Angebote, die keine Festnetzkomponente mehr haben, sondern stattdessen Mobilfunk für die Versorgung zuhause und unterwegs bündeln.
Vorteile durch Bündelprodukte/
Kunden erhalten bei den Anbietern unterschiedliche Arten von exklusiven Vorteilen, wenn sie sich für ein solches Produkt entscheiden. Ein Großteil der untersuchten Anbieter bietet ihren FMC-Kunden geldwerte Vorteile wie Preisrabatte oder Gutscheine, wenn weitere Produkte gebucht werden.
Für die Kombination von beispielsweise Breitband und einem Mobilfunkvertrag erhält der Kunde oft bis zu 10 Euro Rabatt pro Monat, meist abhängig von den kombinierten Tarifen. Neben diesem Preisrabatt bietet etwa die Hälfte der untersuchten Anbieter noch weitere Vorteile wie zusätzliches Datenvolumen oder innovative Zusatz-Dienste, wie Inhalt bei OTT-Anbietern (z.B. TV- oder Film-Streaming). Diese Vorteile steigern den Gesamtwert des Produkts für den Kunden, sind aber zugleich attraktiv für die Anbieter, da die nicht in Geld gewährten Vorteile den Umsatz pro Kunde im Gegensatz zu einfachen Preisrabatten nicht verderben.
Telkos profitieren von hoher Kundenbindung
Telekommunikationsunternehmen verfolgen mit der Gestaltung ihrer Produkte und Dienste grundsätzlich drei Ziele: Sie wollen die Abwanderungsrate von Kunden (Churn) reduzieren, sie wollen den Umsatz pro Nutzer oder Haushalt steigern (Fachbegriffe ARPU/ARPHH) und drittens soll der Kundenbestand durch viele Neukunden vergrößert werden.
Schaut man sich die deutschen Anbieter wie Telekom, Vodafone oder o2 (Telefónica) an, fällt auf, dass seit der Einführung des FMC-Angebots der Churn gesunken ist. Konvergente Produkte binden also Kunden an einen Telekommunikationsanbieter. Klar, wenn man Magenta EINS hat, bekommt man eine günstigere Grundgebühr und mehr Daten, also wird man weder seinen Festnetzanschluss noch seinen Mobilfunkanschluss getrennt kündigen. Beides zu kündigen bedeutet "Stress", wenn der Anbieterwechsel nicht zuverlässig abläuft. Also bleibt man, wo man ist.
Was machen erfolgreiche FMC-Anbieter anders?
FMC-Angebote differenzieren stark hinsichtlich der Flexibilität. Gibt es eine Hardware gratis dazu oder ist es nur etwas Software oder wird man durch das Angebot bei der Nutzung flexibler?
Um den Erfolg der verschiedenen FMC-Angebote zu untersuchen, hat mm1 die „FMC-Penetrationsgeschwindigkeit“ analysiert, mit dem Bewusstsein, dass da noch weitere Faktoren und insbesondere lokale Wettbewerbsbedingungen eine Rolle spielen.
Diese Geschwindigkeit gibt an, wie schnell ein Anbieter sein FMC-Produkt in seinem Kundenbestand verbreiten konnte und ist damit ein interessanter Messwert, ob das jeweilige Angebot funktioniert.
Es gibt Unterschiede. Es gibt Anbieter mit einer überdurchschnittlich hohen Geschwindigkeit (z.B. Proximus in Belgien oder Ziggo in den Niederlanden). Diese Anbieter sind besonders flexibel aufgestellt.
FMC ist nach wie vor wichtig - für Telkos und Kunden
Für Anbieter wie Kunden bietet FMC Vorteile: Kunden erhalten für den Kauf eines FMC-Produkts exklusive Vorteile und sind loyaler gegenüber dem Anbieter, was sich in geringeren Abwanderungsraten bei den Anbietern widerspiegelt. Wenn das Angebot auf den Kunden eingeht und flexibel bleibt, können die Anbieter sich von der Konkurrenz unterscheiden, der Kunde wählt dann ganz bewusst "seinen" Anbieter.
FMC "überlebt" sogar Übernahmen und Fusionen
Auch wenn sich Unternehmen zusammenschließen oder übernommen werden, FMC bleibt angesagt. So will beispielsweise Liberty Global eine Partnerschaft mit Sunrise eingehen, um wettbewerbsfähige konvergente Lösungen in der Schweiz anzubieten.
Für wen ist die Studie interessant?
Die mm1 Markstudie „10 Jahre Fixed-Mobile-Convergence“ richtet sich vor allem an Neugierige, Experten und Entscheider aus der Telekommunikationsbranche, die sich mit dem Thema befassen und wissen möchten, worauf es in Zukunft ankommen wird.
Viele Fragen wurden gestellt: Wie sehen die Angebote konkret aus? Wie sollten Rabatte aussehen? Welche Vorteile, die kein Geld kosten ("non-monetär") sind bei den Kunden beliebt? Was machen Anbieter mit schneller Verbreitung im Kundenbestand genau besser?
Konkrete Tarifangebote im Vergleich