Warner und Discovery: Riskanter Milliardendeal
Am Montag feierte die US-Technologiebörse Nasdaq einen hochkarätigen Neuzugang. Unter dem Kürzel "WBD" ging Warner Bros. Discovery erstmals in den Handel. An der New York Stock Exchange wiederum war das Debüt kein Grund zu feiern. Die Aktie des bisherigen Warner-Eigentümers AT&T sackte auf dem Parkett um mehr als 20 Prozent ab. So mancher AT&T-Aktionär, der in dem Papier für seine Altersvorsorge angelegt hatte, dürfte in nur wenigen Stunden tausende Dollar verbrannt haben - zumindest wenn er panisch verkaufte und die Verluste dementsprechend auch realisierte. Kein guter Einstand also für den wichtigsten US-Telekommunikationskonzern, obwohl dessen Chef John Stankey seinen Aktionären eine aussichtsreiche Zukunft versprach.
Rückzug auf Raten
Discovery-Chef David Zaslav ist der Gewinner im Streaming-Deal
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John Stankeys Botschaft an alle AT&T-Aktionäre war klar: Die Trennung von WarnerMedia eröffnet dem Telekommunikationskonzern neue Optionen. Rückbesinnung auf eigentliche Stärken, Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes, mehr Kapital für den Heimatmarkt. Tatsächlich war WarnerMedia für den US-Konzern eine schwere Bürde, welche ihm noch durch Stankeys Vorgänger Randall Stephenson auferlegt wurde.
In diesem Zusammenhang wirken auch die 43 Milliarden US-Dollar Erlös für WarnerMedia schon eher wie eine Mitgift, um Tochter WarnerMedia endlich unter die Haube zu bringen. Von einem guten Deal kann man auf jeden Fall im Hause AT&T nicht sprechen, sogar ganz im Gegenteil. Für Time Warner hatte der Konzern noch 2018 sagenhafte 85 Milliarden US-Dollar auf den Tisch gelegt. Bleibt als Trostpflaster immerhin, dass wenigstens die bisherigen AT&T-Investoren künftig noch am zu erwartenden Umsatz bei Warner Bros. Discovery mitverdienen.
Keine Konkurrenz für Disney
Zugegeben, die Verbindung aus WarnerMedia und Discovery ist ein starkes Asset. Mit Marken wie Warner Bros., HBO, CNN sowie Discovery hat man nun im Wettbewerb ein durchaus attraktives Portfolio an der Hand. Insbesondere da sich beide Konzerne hervorragend ergänzen. Während Warner eine beeindruckende Library fiktionaler Inhalte einbringt, liegt die Stärke von Discovery vor allem im Bereich non-fiktionaler Content bzw. Sport. Speziell diese Kombination gibt es so in der Tat nirgendwo sonst.
Vor einigen Jahren schielte bereits der damalige Disney-Chef Bob Iger auf Time Warner, AT&T kam jedoch letztendlich zum Zug. Dafür schluckte Disney später Marvel, 20th Century Fox und vor allem Lucasfilm mit den besonders attraktiven Rechten an der Star Wars-Saga. Auch das Animationsstudio Pixar befindet sich seit längerer Zeit in Händen des Mickey-Mouse-Konzerns. Hier aufzuschließen wird selbst für Warner Bros. Discovery nicht leicht.
Content Is King
Ob Stankeys neue Strategie sich somit am Ende für die AT&T-Aktionäre auszahlt, muss man beobachten. Mitbewerber Comcast verfolgt jedenfalls eine gegenteilige Strategie und baut seinen Streamer "Peacock" kräftig aus. Gleiches gilt für das europäische Pay-TV-Geschäft um Sky, welches in Großbritannien sogar auf ein eigenes Produktionsstudio für "Sky Originals" setzt. Sich gerade jetzt aus diesem Wachstumsmarkt zurückzuziehen, ist eine riskante Strategie.
Im Augenblick hat AT&T jedenfalls mit der Abspaltung von WarnerMedia nichts verdient, sondern vor allem sehr viel Geld seiner Eigentümer verbrannt. Auf kritische Fragen zum Aktienkurs wird sich Stankey darüber hinaus bei der nächsten Hauptversammlung einstellen müssen. In Hollywood sieht man den Deal aber trotzdem insgesamt locker: Denn wie heißt es doch so schön: The Show Must Go On.