Preiserhöhung: Wird HBO Max zu teuer?
HBO punktete in der Vergangenheit mit Originals wie "The Newsroom"
Foto: HBO
Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben. Dieser bekannte Slogan gilt offenbar nicht nur für edlen Schaumwein, sondern auch für Streaming-Dienste. Das ist etwas überzogen formuliert, trifft aber den Kern: Der US-Medienkonzern Warner Bros. Discovery war stets überzeugt, im Streaming eine hochwertigere Qualität als seine Mitbewerber abzuliefern, weshalb das Angebot sich auch preislich von der Konkurrenz absetzt. Während andere Streaming-Dienste in der Regel bei unter zehn US-Dollar pro Monat lagen, setzte HBO Max 14,99 Dollar an.
Nun folgte eine weitere Preiserhöhung auf nunmehr 15,99 US-Dollar, welche für Bestandskunden ab Februar wirksam wird. Ob das US-Publikum zu diesem Preis an Bord bleibt ist die Frage; noch interessanter wäre allerdings, ob man diese Summe künftig auch in Europa abrufen kann.
Streaming-Dienste starten günstig
HBO punktete in der Vergangenheit mit Originals wie "The Newsroom"
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Üblicherweise versuchen Streaming-Dienste beim Start auf einem neuen Markt zunächst, Abonnenten mit günstigen Preisen zu locken. So zum Beispiel auch Disney+, welches seinerzeit in Deutschland für unter sieben Euro startete und den Preis mittlerweile auf 8,99 Euro angepasst hat. Auch Paramount+ liegt derzeit bei noch unter acht Euro im Monat.
Entscheidend bleibt, mit welchem Katalog eine gemeinsame Plattform von HBO Max und Discovery+ in Deutschland auftrumpfen will. Fehlt ähnlich wie bei Paramount+ noch ein wesentlicher Teil eigener Inhalte oder stimmt die Bild- und Tonqualität nicht, weil man beispielsweise kein UHD oder Dolby bieten kann, wird ein Preis von 15 oder 16 Euro kaum am Markt durchsetzbar sein. Zumal es auch genügend Konkurrenz im günstigeren Segment unter zehn Euro gibt.
Preissprung kaum vermittelbar
Auch für Bestandskunden, die aktuell bereits Discovery+ nutzen, wäre eine solche Entwicklung kaum vermittelbar. Die werbefreie Variante von Discovery+ liegt derzeit bei unter sechs Euro im Monat. Kämen also die HBO Max-Inhalte hinzu, würde sich der Monatspreis schon fast verdreifachen. Dann ist es sehr wahrscheinlich, dass selbst treue Kunden von Bord gehen.
Prinzipiell ist ebenso mit einer werbeunterstützen Abovariante zu rechnen, doch an deren Erfolg lässt sich zweifeln. So kommt beispielsweise bei Netflix das günstigere Abo mit Werbung nicht wie erwartet beim Publikum an. Für HBO Max dürfte die Akzeptanz sogar noch geringer ausfallen, denn wer will schon den brandaktuellen Warner Bros.-Kinoblockbuster auf HBO Max mit mehreren Werbeunterbrechungen sehen?
Testballon USA
Die New Yorker Warner-Manager werden sich in den kommenden Wochen und Monaten sicherlich genau anschauen, wie gut die Preiserhöhung im Heimatmarkt USA angenommen wird. Sollte das neue Angebot bei den Kunden floppen, werden sicherlich auch Preise für eine gemeinsame Plattform in Europa nochmals zur Diskussion stehen. Bislang lassen sich Streaming-Abos für deutlich über zehn Euro nur schwer am Markt verkaufen, weshalb die meisten US-Streamer vor solchen Erhöhungen zurückschrecken.
Bislang wagt sich nur Marktführer Netflix mit seinem Premium-Abo in dieses Preissegment. Es ist allerdings mehr als zweifelhaft, dass Netflix hier viel Umsatz generiert, nur wenige Kunden werden bei gleichen Inhalten bereit sein, für technische Features wie UHD einen Aufpreis auf bis zu 20 Euro im Monat zu zahlen. Dementsprechend dürften diese Beobachtungen in eine künftige Kalkulation von Warner Bros. Discovery einfließen.