Vergleich

Kartendienste im Vergleich: Dieser Anbieter hat die besten Karten

Wir haben Google Maps, Here Maps, Bing Maps und OpenstreetMap getestet und verraten Ihnen, wer das beste Gesamtpaket bietet.
Von Daniel Rottinger

Navigationsvergleich: Fahrrad, Auto, zu Fuß oder per Bus und Bahn

Wer von A nach B gelangen möchte, setzt vermutlich auf die Navigations-Funktion des jeweiligen Diensts. Allerdings sind nicht alle "Reisenden" mit dem PKW unterwegs, kleinere Strecken werden häufig per pedes oder dem öffentlichen Nahverkehr bewältigt: Können die Kartenlösungen auch in diesen Navi-Disziplinen überzeugen?

OpenstreetMap:

Bei OpenstreetMap können Nutzer nicht nur zwischen unterschiedlichen Fortbewegungsmöglichkeiten (Fahrrad, Auto und zu Fuß) wählen, sondern innerhalb der Rubriken stehen je drei Routen-Zulieferer zur Auswahl. Nach einem Klick auf den Such-Button wird die Strecke als lilafarbenen Linie auf der Karte angezeigt. Zusätzlich erhalten Nutzer in der Sidebar je nach Anbieter die Wegbeschreibung in deutscher oder englischer Sprache aufgeführt. Navigationsvorschläge für den öffentlichen Nahverkehr fehlen bei OpenstreetMap.

Here Maps:

Bei Here Maps können Nutzer zwischen PKW, zu Fuß und dem öffentlichen Nahverkehr als Fortbewegungsart wählen. Eine gesonderte Navigation für Fahrradfahrer ist hingegen nicht vor­handen. Um Informationen zum öffentlichen Nahverkehr zu erhalten, müssen sich Nutzer nicht in unmittelbarer Nähe zu einer Haltestelle befinden. Die Karten-Lösung navigiert Anwender zur nächst­gelegenen Station und erklärt, wann die nächste Bahn oder Bus in die Nähe des Bestimmungs­orts fährt. Zudem errechnet der Dienst die voraussichtliche Ankunftszeit und informiert über das Wetter am Ziel. In vielen Fällen bietet Here Maps den Nutzern auch Alternativ­routen an und gibt zum Vergleich die Distanz und die Reisedauer an. Bei der PKW-Navigation lässt sich zudem sehr genau konfigurieren, welche Art von Straßen der Nutzer meiden möchte: Maut, Fähren und so weiter.

Bing Maps:

Bei Bing Maps gibt es ebenfalls die Navigation-Auswahl zwischen PKW, zu Fuß oder dem Nahverkehrsnetz. Nachdem Start und Ziel angeben wurden, wird die Route errechnet und auf der Karte angezeigt. Für Skateboarder gibt der Dienst in einigen Fällen auch über die Beschaffenheit der Straße oder Wege Auskunft. Besonders vorteilhaft ist, dass sich die entsprechenden Routen mit nur einem Klick ausdrucken oder teilen lassen. Bing Maps und Here Maps empfiehlt Fußgängern unterschiedliche Routen Bing Maps und Here Maps empfiehlt Fußgängern unterschiedliche Routen
Bild: teltarif

Google Maps:

Neben den Standard-Fortbewegungsmitteln (PKW, Nahverkehr und Fußgänger) ermöglicht Google Maps auch die Navigation per Fahrrad und gibt Infos zu Flugrouten. Wie schon bei Bing und Here Maps können Nutzer auch bei Google Maps die vorgeschlagenen Strecken mit der Maus nachfahren und werden in der Sidebar darüber informiert, um welche Straßen, Kreuzungen & Co. es sich dabei handelt. Außerdem kann die Wegbeschreibung über die Sidebar direkt an den Drucker gesendet werden.

In einem weiteren Artikel sind wir auf kostenlose Navi-Apps für Android-, iOS- und Windows-Phone-Handys eingegangen.

Nützliches Zusatzfeature: Personalisierte Karten

Bei Google Maps können Nutzer einfach personalisierte Karten anlegen Bei Google Maps können Nutzer einfach personalisierte Karten anlegen
Bild: Google Maps/Screenshot
Jeder Dienst zeichnet sich durch kleinere und größere Besonderheiten aus. Doch wie sieht es mit der individuellen Kartengestaltung aus? Bei der direkten Partizipation sticht OpenstreetMap aus dem Teilnehmer­feld hervor. Zwar bieten auch die anderen Karten-Anbieter Werzeuge zur Fehlerkorrekturen oder weiterführende Bearbeitungsmöglichkeiten, doch diese sind nicht so vielschichtig. So stellt Here Maps etwa ein auf Map Creator getauftes Tool zur Verfügung und bei Google Maps können Nutzer über den Map Creator bestimmte Areale auf der Karte bearbeiten. Zudem lassen sich bei Google Maps auch personalisierte Karten mit eigenen POI erstellen. Unseren ersten Gehversuch mit dem Karten-Editor von Google Maps können Sie sich hier ansehen. Der Ansatz von OpenstreetMap geht allerdings einen Schritt weiter: Aufgrund der Mitmach-Kultur ist der Dienst ohnehin mit den Tools ausgestattet, um tiefgreifende Änderungen an den Maps vorzunehmen. Kein Wunder also, dass es mit wheelmap einen OpenstreetMap-Ableger für Rollstuhlfahrer gibt, der über die Barrierefreiheit informiert.

Fazit

Quantitativ schlägt OpenstreetMap seine Mitbewerber um Längen: Kein anderer Dienst verzeichnet derart viele Pfade abseits der Hauptstraßen. Bei den Mainstreamkarten-Anbietern erhalten Nutzer jedoch schneller einen ersten Überblick - verzichten aber auf Details. Doch kann es nur einen klaren Gewinner geben? Eher nicht! Dafür sind die Kartendienste zu unterschiedlich und haben ihre individuellen Stärken und Schwächen. Wie bereits oben angedeutet, kann es sich für Nutzer durchaus lohnen, einen Blick Richtung OpenstreetMap zu werfen, gerade wenn sie planen eine kleinere Ortschaft zu besuchen oder auf Barrierefreiheit (Stichwort: wheelmap) angewiesen sind. Bei OpenstreetMap ist das Kartenmaterial zudem meist feingliedriger, als es bei den kommer­ziellen Wettbewerbern der Fall ist. Allerdings muss der Anwender der Karten-Community einen gewissen Vertrauensvorschuss einräumen und mit dem POI-Überangebot leben.

Eine hundert­prozentige Verlässlichkeit und Aktualität des Kartenmaterials gibt es hier also nicht. Wobei diese Problematik gewissermaßen auch auf die Anbieter zutrifft: Hier können etwa bauliche Maßnahmen ebenfalls dafür sorgen, dass das Kartenmaterial von der Realität abweicht. Abseits des reinen Karten­materials spielen auch die Bedienung, Navigations-Features und Zusatz-Informationen eine wichtige Rolle. Gerade hier schickt sich Bing Maps an, zahlreiche Informationen zu Event­locations wie Kinos & Co. von Content-Partnern wie yelp ins System einzuspeisen und mit anderen Details zu verknüpfen.

Google Maps versucht Nutzern ebenfalls mehr als nur die reine Wegbeschreibung zu präsentieren und bietet durch die starke Integration von Google Local/My Business viele Einträge zu umliegenden Geschäften und Ausgehmöglichkeiten. Dadurch erhalten Nutzer einfachen Zugriff auf die relevanten Details und sehen beispiels­weise, welche Filme derzeit laufen.

Wer hingegen primär auf eine komfortable Routenplanung fokussiert ist, wird bei Here Maps abgeholt: Sowohl in den Bereichen Bedienung, als auch Einstellungs­möglichkeiten liegt der Dienst weit vorne.

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