Zwischenbilanz

Der erste Monat: Erfahrungen mit dem Apple iPhone X

Wir waren vier Wochen lang mit dem iPhone X unterwegs, haben das Apple-Flaggschiff ausgiebig getestet und berichten über unsere dabei gemachten Erfahrungen.
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Vor einem Monat, am 3. November, hat Apple den Verkauf des iPhone X gestartet. In den ersten Wochen nach dem Vermarktungsbeginn war das aktuelle Smartphone-Flaggschiff von Apple nur schwer zu bekommen. Teilweise wurden im Online Store des amerikanischen Herstellers Lieferzeiten von bis zu sechs Wochen angezeigt. Der Autor dieses Berichts hatte das Glück, ein Gerät zur Abholung im Apple Store in Frankfurt am Main vorbestellen zu können, so dass das iPhone X direkt am Erstverkaufstag eingerichtet und genutzt werden konnte.

Apple iPhone X

Das aktuelle Smartphone-Spitzenmodell von Apple wirkt schon auf den ersten Blick sehr edel, es ist gut verarbeitet und durchaus ein Handschmeichler. Für jemanden, der von den bisherigen "Plus-Modellen" kommt, ist das iPhone X regelrecht klein - und das trotz des 5,8 Zoll großen Touchscreens. Das Display ist auch wirklich recht groß, allerdings vor allem langgezogen, dafür schmaler als bei den Plus-Modellen. Dadurch bleibt der Bolide insgesamt sehr handlich.

AMOLED-Display hinterlässt guten Eindruck

iPhone X im Vier-Wochen-Test iPhone X im Vier-Wochen-Test
Foto: teltarif.de
Der Touchscreen ist auch ansonsten der "Star" des iPhone X. Die AMOLED-Technik, die Apple erstmals bei einem seiner Smartphone-Modelle einsetzt, sorgt für kräftige, aber dennoch naturgetreue und nicht überzeichnete Farben. Anders als bei den LCD-Bildschirmen anderer iPhone-Modelle sieht man auch bei direkter Sonneneinstrahlung noch etwas. Das ist ein deutlicher Mehrwert.

Wie groß der Unterschied zwischen AMOLED und LCD hier ist, erlebte der Autor bei einem Aufenthalt in den Vereinigten Arabischen Emiraten im Oktober, als am späten Vormittag bei starkem Sonnenlicht das Display des Samsung Galaxy S8+ (AMOLED) noch gut ablesbar war. Parallel wurde das iPhone 7 Plus mit LCD-Touchscreen genutzt, auf dem im Freien fast nichts mehr zu erkennen war. Das iPhone X, ausgestattet mit einem ähnlichen Display wie das Samsung Galaxy S8+, sollte ähnlich gute Ergebnisse liefern.

Bildschirm-"Ohren" wenig zweckmäßig

Etwas eigenwillig ist indes die Display-Gestaltung, die Apple beim iPhone X anwendet. Mit den "Ohren" am linken und rechten oberen Tand sorgt der Hersteller dafür, dass die Nutzer so viel Bildschirm wie möglich zur Verfügung haben. Die App-Entwickler werden sich weniger freuen, denn die Anwendungen müssen jeweils auf diese Besonderheit des neuen Apple-Flaggschiffs angepasst werden. Viele haben das bereits in den ersten Wochen nach Marktstart erledigt.

AMOLED-Display mit Aussparung AMOLED-Display mit Aussparung
Foto: teltarif.de
Durch das Display-Design fehlt es aber auch an Platz, um in der obersten Bildschirmzeile alle Informationen darzustellen, die hier bislang zu finden waren. Viele Daten wurden ins Kontrollzentrum verbannt, was sich im Alltag als nicht sehr praxisgerecht herausgestellt hat. Wenn ich während einer Besprechung die "Nicht-stören-Funktion" aktiviere, sehe ich das später nicht mehr auf den ersten Blick, wie es bei anderen iPhone-Modellen üblich ist. Nur wenn ich zufällig das Kontrollzentrum aufrufe, sehe ich, dass das Feature, dessen Aktivierung ich zwischenzeitlich längst vergessen habe, noch eingeschaltet ist.

Kürzlich überraschte mich das Kontrollzentrum auch mit der Information, dass gerade WLAN Call anstelle der Telefonie direkt über das Mobilfunknetz genutzt wird. Auch diese Information würde ich mir direkt auf dem Startbildschirm wünschen, genauso wie die Darstellung einer möglicherweise gerade eingerichteten Rufumleitung. All diese Daten in ein Untermenü zu verbannen, mag designtechnisch gelungen sein. Praktisch ist das aber nicht. Hier sollte Apple mit einem Software-Update für Abhilfe sorgen.

iOS 11 läuft perfekt auf dem iPhone X

Das iOS-11-Betriebssystem läuft auf dem iPhone X absolut flüssig. Es gibt auch im Alltag keinerlei Ruckler oder Verzögerungen. Anfängliche Darstellungsfehler, die hier und da zu beobachten waren, gehören mittlerweile der Vergangenheit an. Das gilt neben dem System selbst auch für die meisten Apps, die schon für das iPhone X angepasst wurden.

Das iPhone X ist sehr gut verarbeitet Das iPhone X ist sehr gut verarbeitet
Foto: teltarif.de
Es bleibt gegenüber den iPhone-Plus-Modellen der Nachteil, dass der Querformat-Modus nicht mehr unterstützt wird, beispielsweise in der Mail-App, die auf einem iPhone 7 Plus im Querformat links die E-Mail-Liste und rechts den Inhalt der aktuellen Mail anzeigt. Groß genug wäre der Bildschirm des iPhone X allemal. Anderseits könnte das schon ein erster Hinweis darauf sein, dass das iPhone X im kommenden Jahr ebenfalls ein Plus-Modell mit noch größerem Touchscreen bekommt, bei dem dann unter anderem dieses Feature nachgerüstet wird.

Mobilfunkempfang nicht ganz überzeugend

Der Mobilfunkempfang des iPhone X ist etwas schwächer als beim zuvor genutzten iPhone 7 Plus. Eine Zugfahrt vom Frankfurt am Main nach Berlin hatte gezeigt, dass das nicht nur eine abweichende Darstellung auf dem S-Meter ist. Beide Smartphones waren mit einer SIM-Karte der Deutschen Telekom bestückt und spielten den gleichen Radiostream ab. Das klappt in ICEs, die mit den aktuellen Mobilfunk-Repeatern ausgestattet sind, recht gut. Vor allem in Nordhessen und im südlichen Niedersachsen kommt es aber doch zu einigen Aussetzern - und diese beobachteten wir beim iPhone X etwas häufiger und länger als beim iPhone 7 Plus.

Denkbar wären Fertigungstoleranzen, möglicherweise musste Apple aber aufgrund der Bauweise des iPhone X hinsichtlich der verbauten Antennen auch größere Kompromisse als bei den Plus-Modellen eingehen. Das ist ein herstellerübergreifendes Problem, wenn die Smartphones immer kleiner, parallel dazu die Displays aber eher größer werden sollen, sodass immer weniger Platz für die übrige Technik bleibt.

Gute Lautsprecher im iPhone X

Apple-Flaggschiff mit edlem Design Apple-Flaggschiff mit edlem Design
Foto: teltarif.de
Die Sprachqualität bei Telefonaten mit dem iPhone X ist sehr gut, im direkten Vergleich auch deutlich besser als beim ebenfalls in diesem Jahr veröffentlichten iPhone 8 Plus, das etwas zu dumpf klingt, während das iPhone 7 Plus ähnlich gut wie das iPhone X klingt. Nur wenn die Lautstärke auf der höchsten Stufe steht, kann es in seltenen Fällen zu leichten Verzerrungen kommen. Auch dabei kann es sich um leichte Fertigungstoleranzen handeln, die unter Umständen auch nicht allen Nutzern auffallen und die wie erwähnt nur bei voller Lautstärke zu beobachten sind.

Einen hervorragenden Eindruck hinterlassen wiederum die Lautsprecher für die Musik-Wiedergabe. Dafür, dass es sich - der Bauweise eines Smartphones geschuldet - nur um sehr kleine Lautsprecher handelt, klingen diese sehr gut. Hält man sich direkt vor dem iPhone X auf, so ist der Stereoeffekt deutlich hörbar. In dieser Disziplin ist das neue Apple-Handy ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem iPhone 7 Plus, das zwar ebenfalls gut klingt, aber eben doch nicht ganz an die Soundqualität des iPhone X heranreicht.

Gestensteuerung weiß zu gefallen

Schnell gewöhnt man sich im Alltag auch an den weggefallenen Homebutton und die damit verbundenen Änderungen bei der Bedienung des Smartphones. Die Gesten, die zur Steuerung jetzt nötig sind, gehen nach kurzer Zeit in Fleisch und Blut über. Unter dem Strich ist das Handling wesentlich eleganter als bei anderen iPhone-Modellen. Mir ist es im Gegenteil beim Einsatz des parallel verwendeten iPhone 7 Plus so ergangen, dass ich intuitiv versucht habe, die vom iPhone X bekannten Gesten zu nutzen, was natürlich nicht funktioniert hat.

Ein/Aus-Schalter und SIM-Kartenslot Ein/Aus-Schalter und SIM-Kartenslot
Foto: teltarif.de
Zwei Schwachpunkte gibt es dennoch: Als langjähriger iPhone-Nutzer "sucht" man das Kontrollzentrum immer noch "unten" und nicht am rechten oberen Rand des Bildschirms. Zudem ist das Multitasking-Menü nicht mehr so elegant zu erreichen wie bei bisherigen iPhone-Modellen. Das ist in der Praxis der zurückliegenden Wochen teilweise erst im zweiten oder dritten Anlauf gelungen.

Freud und Leid mit Face ID

Face ID löst die bisherige Identifizierung über den Fingerabdrucksensor ab. Grundsätzlich funktioniert das Einscannen des Gesichts schnell und zuverlässig, so dass man als Nutzer den Fingerabdrucksensor nur selten vermisst. Es gibt aber Ausnahmen. So hat Face ID es bis heute nicht geschafft, mich bei Dunkelheit ohne Brille zu erkennen. Stattdessen muss dann wieder der Passcode eingegeben werden, was dann wieder ein Rückschritt ist. Auch ein nicht direkt vor einem auf dem Tisch liegendes iPhone X lässt sich nur durch die Eingabe des Passcodes entsperren. Ich empfinde Face ID als gute und sinnvolle Ergänzung, hätte mir aber gewünscht, dass Apple die Touch ID parallel beibehält - und sei es als Notlösung auf der Rückseite, um das Display in der jetzigen Größe beibehalten zu können.

Einen sehr guten Eindruck hinterlässt die Kamera des iPhone X. Sie löst sehr schnell aus und liefert auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen noch erstaunlich gute Resultate. Die Negativpunkte liegen hier eher auf der Softwareseite und betreffen auch die anderen iPhones unter iOS 11. Livefotos und High-Efficiency-Aufnahmen mögen toll sein, sind aber mit anderen Plattformen als dem Apple-Ökosystem nur teilweise kompatibel. Hier sollte Apple zumindest allgemein anerkannte Standards als Voreinstellung wählen und optional die eigenen Formate anbieten anstatt umgekehrt. Zudem sollten die Kameralinsen beim iPhone Xs 2018 wieder komplett im Gehäuse verschwinden.

Akku so stark wie bei den Plus-Modellen

Hauptkamera auf der Rückseite Hauptkamera auf der Rückseite
Foto: teltarif.de
Die Befürchtung einiger Interessenten, der Akku des iPhone X liefere eine schlechtere Performance als von den Plus-Modellen gewohnt, hat sich nicht bestätigt. Auch an Tagen mit sehr intensiver Nutzung musste das Smartphone erst am späten Abend wieder mit dem Ladekabel verbunden oder auf das Pad für die kabellose Aufladung gelegt werden. In der Praxis ist der Akku ähnlich leistungsfähig wie beim iPhone 7 Plus. Er hat wiederum ein deutlich größeres Ausdauervermögen als der Akku eines iPhone 7 oder iPhone 8.

Das iPhone X ist ein tolles Smartphone. Es wirkt wertig, hat ein hervorragendes Display und Apple ist es gut gelungen, die zehnjährige Tradition seiner Smartphones in einem zeitgemäßen Design fortzuführen. Kamera und Soundqualität hinterlassen ebenso wie der Akku einen guten Eindruck, während die Verbannung wichtiger Informationen vom Homescreen ins Kontrollzentrum ein echtes Manko ist.

In einer weiteren Meldung finden Sie unseren ausführlichen Testbericht zum iPhone X.

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