Zukunft

5G für Europa: Huawei baut Chip-Fabrik in Frankreich

Mit dem Bau einer Fabrik für 5G-Chips stellt sich Huawei dem US-Bann entgegen. Der chine­sische Tech­nologie-Hersteller will 200 Millionen Euro in das Projekt inves­tieren.
Von Claudia Krüger

Seit 2019 belegt die US-Regie­rung Huawei mit Sank­tionen, die dem chine­sischen Hersteller die Verwen­dung von 5G-Chip­sets unter­sagen. Das Unter­nehmen war beschul­digt worden, dem chine­sischen Staat Spio­nage in modernen Mobil­funk­netzen zu ermög­lichen, die Huawei-Tech­nologie verwenden. Frank­reich war eines der ersten euro­päi­schen Länder, das Huawei komplett aus dem 4G- und 5G-Markt ausge­schlossen hat, vorhan­dene Infra­struktur wurde von Nokia und Ericsson ersetzt. Trotzdem baut Huawei dort nun eine Chip­fabrik.

Huawei will 2025 mit der Produk­tion von 5G-Produkten beginnen

Huawei Mate 10 Pro Huawei Mate 10 Pro
Bild: tianya1223 / Pixabay
Ming­gang Zhang, stell­ver­tre­tender Gene­ral­manager von Huawei Frank­reich, gab in einem Inter­view mit dem fran­zösi­schen Rund­funk­sender France Inter bekannt, dass die Fabrik in Brumath, in der nord­öst­lichen Elsass-Region, entsteht. Das Ziel der Neueröff­nung, erklärt Zhang, liegt darin, eine Milli­arde Waren pro Jahr zu produ­zieren und lang­fristig bis zu 500 Arbeits­plätze zu schaffen. Huawei produ­ziere in Frank­reich, um den gesamten euro­päi­schen Markt zu belie­fern.

Laut Zhang wird Huawei bei seiner neuen Produk­tion auf nach­hal­tige Mate­ria­lien setzen und Solar­tech­nologie zur Ener­gie­ver­sor­gung verwenden. Insge­samt wolle man eine „hoch­moderne Fabrik mit der neuesten Tech­nologie“ erschaffen.

Huawei will 200 Millionen Euro in das Projekt, das voraus­sicht­lich im Jahr 2025 mit der Produk­tion von 5G-Geräten beginnen wird, inves­tieren. Die Produk­tion soll zunächst mit 300 Mitar­bei­tern starten.

Hohe Inves­titionen in Forschung und Entwick­lung trotz Umsatz­ver­lust

Die US-Sank­tionen, die immer wieder ausge­weitet wurden und bis heute anhalten, haben dem Unter­nehmen einen Umsatz­ver­lust von 30 Prozent beschert. Wie Zhang ausführt, hat Huawei seine Inves­titionen dennoch erhöht. Bis zum letzten Jahr seien 22 bis 23 Milli­arden Yuan (ca. 3 Mrd. Euro) in die Forschung und Entwick­lung geflossen, davon alleine 80 Millionen Euro pro Jahr in Frank­reich.

Auf die Frage der Mode­ratorin, wieso das Tech­nolo­gie­unter­nehmen Frank­reich als Standort für die neue Fabri­kati­ons­stätte gewählt habe, antwortet Zhang, dass Huawei das euro­päi­sche Land aufgrund seines reichen und dyna­mischen Tech­nologie-Ökosys­tems, seiner Inno­vati­ons­kultur und der Verfüg­bar­keit eines talen­tierten Forscher­pools beson­ders attraktiv finde.

Welche 5G-unter­stüt­zenden Produkte konkret am neuen Standort herge­stellt werden sollen, führt der stell­ver­tre­tende Gene­ral­manager nicht aus, wahr­schein­lich dürfte es sich aber um 5G-Infra­struktur-Hard­ware und Router handeln. Hinsicht­lich der Zerstreuung von Sicher­heits­bedenken einiger Länder bezüg­lich der 5G-Infra­struktur will Huawei mit der ANSSI (Agence Natio­nale de la Sécurité des Systèmes d'Infor­mation) zusam­men­arbeiten, um so das Vertrauen in das Unter­nehmen wieder­her­zustellen und Trans­parenz zu schaffen.

Auswei­tung der Produk­tion auf weitere Länder

Zhang behauptet, dass Huawei bei der Ferti­gung der 5G-Chips unab­hängig von anderen Unter­nehmen sei, was die Produk­tion ohne eine Verlet­zung der US-Sank­tionen ermög­liche. Auch in China wolle der Hersteller seine Produk­tion noch ausweiten.

Das Unter­nehmen wird sich also ganz offen­sicht­lich nicht aus dem euro­päi­schen 5G-Markt zurück­ziehen, statt­dessen baut es weiterhin 5G-Basis­sta­tionen bei SFR und Bouy­gues auf, zwei fran­zösi­schen Betrei­bern, die im Jahr 2028 eigent­lich Huawei-Antennen abbauen müssten.

Derweil kündigt die Telekom "echtes" 5G für Privat­kunden an. Mehr darüber lesen Sie bei uns in einer weiteren News.

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