Vorstoß

Bilanz: Deutsche Telekom in neuen Dimensionen

Von getrennten Orten per Telefon verbunden, stellte die Deut­sche Telekom heute ihre beacht­li­chen Halb­jah­res­zahlen vor. teltarif.de war dabei.
Von der Halbjahresbilanz-Pressekonferenz berichtet

Unge­wöhn­liche Zeiten erfor­dern unge­wöhn­li­ches Vorgehen. Erst­malig fand die Präsen­ta­tion der Halb­jah­res­zahlen der Telekom nicht einem Konfe­renz-Saal in Bonn statt, sondern die Teil­nehmer (Tim Höttges (CEO), Chris­tian Illek (CFO) und Philipp Schin­dera (Leiter der Konzern­kom­mu­ni­ka­tion) meldeten sich von getrennten Orten, per Telefon mit den neugie­rigen Jour­na­listen verbunden.

Nummer 1 in Europa, wollen Nummer 1 in USA werden

Obwohl Telekom Chef Höttges sein Team gebeten hatte, aus den Bericht alle Super­la­tive heraus­zu­nehmen, war ihm der Stolz anzu­merken: "Wir haben aktuell groß­ar­tige Zahlen." "Wir sind in Europa bereits Nummer 1 und wollen in Amerika Nummer 1 werden." Und das kann er mit Zahlen unter­mauern: "Wir sind heute ein 100-Milli­arden-Euro-Umsatz-Konzern mit einer Bilanz­summe von 270 Milli­arden Euro, haben fast 230.000 Mitar­beiter welt­weit und eine einzig­ar­tige 5G-Spek­trums­po­si­tion auf dem wich­tigsten globalen Mobil­funk­markt."

Erst­malig konso­li­diert USA in "neue Dimen­sionen

Heute räumlich streng getrennt, stellten Tim Höttges (links) und Christian Illek (rechts) die beeindruckenden Halbjahreszahlen vor. (Das Bild wurde vor Corona aufgenommen). Heute räumlich streng getrennt, stellten Tim Höttges (links) und Christian Illek (rechts) die beeindruckenden Halbjahreszahlen vor. (Das Bild wurde vor Corona aufgenommen).
Foto: Picture Alliance / dpa
Für die guten Zahlen hat die erfolgte Konso­li­die­rung der Fusion von T-Mobile USA und US Sprint gesorgt, der Umsatz stieg um 37,5 Prozent auf 27,0 Milli­arden Euro, das berei­nigte EBIIDA AL (Gewinn vor Steuern und Abschrei­bungen nach Abzug der Leasing-Verbind­lich­keiten) stieg um 56,4 Prozent auf 9,8 Milli­arden Euro. In der Kasse (Free Cash­flow AL) sind mit 2,4 Milli­arden Euro jetzt 56,9 Prozent mehr drin. Das führt dann zu der Jahres­pro­gnose, dass das EBITDA AL am Ende bei etwa 34 Milli­arden Euro und einem Free Cash­flow AL von mindes­tens 5,5 Milli­arden Euro liegen könnte.

Der berei­nigte Konzern­über­schuss lag im zweiten Quartal um 3,8 Prozent unter dem Vorjah­res­wert bei 1,3 Milli­arden Euro. Unbe­rei­nigt (also ohne USA) ging der Wert um 20,1 Prozent auf 754 Millionen Euro zurück.

Im Zusam­men­hang mit der Fusion in den USA hat die Deut­sche Telekom immer wieder darauf verwiesen, dass vor allem in den ersten drei Jahren Kosten für die Inte­gra­tion der beiden Gesell­schaften das Netto-Ergebnis belasten werden. Zusätz­lich müssten noch die erhöhten Anteile von anderen ("dritten") Anteils­eig­nern am Netto-Gewinn berück­sich­tigt werden.

System­ge­schäft – Pandemie belastet

Wo soviel Licht ist, sind Schatten nicht vermeidbar. Der seit Jahren proble­ma­ti­sche Geschäfts­be­reich T-Systems (Indus­trie- und große System­kunden) spürte im zweiten Quartal die Auswir­kungen der globalen Pandemie. Neue IT-Projekte wurden häufig ausge­setzt oder gestoppt. Unter dem Strich gingen die Auftrags­ein­gänge gegen­über dem Vorjah­res­zeit­raum um 24,0 Prozent auf 1,4 Milli­arden Euro zurück. Es ist aber absehbar, dass bald neue Inves­ti­tionen getä­tigt werden, da viele Unter­nehmen digi­taler werden wollen und müssen.

Wachs­tums­treiber USA

„Die Fusion in den USA ist für den Konzern eine histo­ri­sche Weichen­stel­lung“, so Höttges. „Unsere Zahlen sind beein­dru­ckend, und dazu tragen auch unsere starken Geschäfte in Deutsch­land und dem übrigen Europa bei.“ T-Mobile USA hat 98,3 Millionen Kunden ("unter eigenen Marke"). Zählt man noch die Prepaid-Kunden unter der Marke "Metro PCS" und die "Whole­sale-Kunden" dazu, sind es mehr als 130 Millionen Kunden im Netz von T-Mobile USA.

Nun gelte es, Sprint unter Voll­dampf zu inte­grieren, das soll schneller als geplant ablaufen, die Marken­mi­gra­tion sei bereits umge­setzt. Jede Woche werden 700 Basis­sta­tionen in den USA an das 5G-Netz im 2,5 GHz Bereich ange­schlossen, diese Frequenz hat T-Mobile von Sprint über­nommen.

Deutsch­land – grund­so­lide in der globalen Krise

Auf ihrem Heimat­markt konnte die Telekom zwischen April und Juni die Zahl der Breit­band­kunden um 87.000 und damit stärker als bei allen Wett­be­wer­bern stei­gern. Auf einen Glas­faser-basierten Anschluss (FTTH, FTTC/Vecto­ring) wech­selten neu 386.000 Kunden. Die Gesamt­zahl dieser Anschlüsse liegt nun bei 15,2 Millionen und ist damit um 1,8 Millionen höher als noch vor einem Jahr.

Beim Mobil­funk­ge­schäft machten sich die aufgrund der Reise­be­schrän­kungen fehlenden Roaming-Umsätze bemerkbar. Mobil­funk-Service­um­sätze lagen um 1,1 Prozent unter dem Vorjahr, aber deut­lich geringer als bei den Wett­be­wer­bern. Rechnet man Corona heraus, wären die mobilen Service­um­sätze um rund 2 Prozent gestiegen.

Europa wächst weiter

Die Reise­be­schrän­kungen belas­tete die Mobil­funk-Service­um­sätze in Europa insbe­son­dere in Grie­chen­land. Zwar zahlt der Kunde für EU-Roaming im Rahmen seiner gebuchten Tarif-Pakete nichts mehr extra, die Netz­be­treiber rechnen aber unter einander weiter nach Minuten und MB ab. Also gingen die Umsätze orga­nisch auf 2,8 Milli­arden Euro (-2 Prozent) zurück. Mit "strikter Kosten­dis­zi­plin" konnte das Ergebnis stabil gehalten werden. Das berei­nigte EBITDA AL schaffte sogar ein Plus von 1,1 Prozent auf 1,0 Milli­arden Euro.

Im zweiten Quartal gewannen die euro­päi­schen Töchter 174.000 neue Mobil­funk-Vertrags­kunden dazu. Bei Breit­band waren es +69.000 (außer­halb von Deutsch­land) 265.000 neue Nutzer nutzten Bündel­pro­dukten aus Fest­netz und Mobil­funk ("Magenta EINS"). Die Kunden­basis wuchs dort um mehr als 30 Prozent.

Der Umsatz im Funk­turm­ge­schäft stieg um 3,8 Prozent. bis Ende wurden 34.700 Mobil­funk­stand­orte in Deutsch­land und den Nieder­landen betreut - 1.800 mehr. T-Mobile NL konnte 50.000 neue Mobil­funk-Vertrags­kunden gewinnen.

Über weitere Details von der Bilanz-Pres­se­kon­fe­renz berichten wir hier.

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