Breitbandausbau

Glasfaserausbau: Von Höckersdorf bis Hamburg

Kennen Sie Jürgensby? Wissen Sie, wo Kirtorf liegt? Auf einer Land­karte nur mit Orten, deren Bewohner über Glas­faser surfen, wären diese Namen hingegen gut zu lesen. Ebenso wie Bernau, Bismark oder Carls­dorf. Was treibt Netz­betreiber dazu, Glas­faser in diesen Ortschaften zu verlegen?
Von Marc Hankmann

Höckers­dorf ist ein Orts­teil der Gemeinde Mücke im hessi­schen Vogels­berg­kreis. Sowohl hier als auch im Orts­teil Berns­feld wird der Netz­betreiber Goetel ein Glas­faser­netz errichten. In Kirtorfer Stadt­teil Lehr­bach, eben­falls im Vogels­berg­kreis gelegen, hat Goetel bereits mit Tief­bau­arbeiten begonnen. Sobald die Arbeiten abge­schlossen sind, legt der Netz­betreiber in den anderen Stadt­teilen Kirtorfs los.

Bauarbeiter vor Point of Presence In Schöneck stellte die Deutsche GigaNetz den PoP auf, von dem aus die Haushalte mit Glasfaser versorgt werden
Foto: Deutsche GigaNetz
Weiter ist Goetel in Carls­dorf, einem Stadt­teil von Hofgeismar im Land­kreis Kassel. Hier können die ersten 150 Haus­halte demnächst über das neue FTTH-Netz im Internet surfen. „Beson­derer Dank geht an die Multi­pli­katoren im Ort, welche im Allein­gang für das Errei­chen der Quote verant­wort­lich waren“, sagt der zustän­dige Projekt­leiter Markus Schaum­burg. Mit Quote meint er die Zahl abge­schlos­sener Verträge im Verhältnis zur Bevöl­kerung. In der Regel benö­tigen Netz­betreiber eine Quote von 40 Prozent in der Vorver­mark­tung, damit sich der Netzbau lohnt.

Breit­band­ausbau in kleinen und großen Städten

Bauarbeiter vor Point of Presence In Schöneck stellte die Deutsche GigaNetz den PoP auf, von dem aus die Haushalte mit Glasfaser versorgt werden
Foto: Deutsche GigaNetz
Natür­lich suchen Sie sich Orte aus, in denen sie davon ausgehen können, dass diese Quote erreicht wird. Dort, wo Kabel­netz­betreiber bereits Gigabit-Geschwin­dig­keiten anbieten oder die Deut­sche Telekom Super-Vecto­ring mit maximal 250 MBit/s einsetzt, stehen die Chancen schlecht. Das ist vor allem in größeren Städten der Fall. Das heißt jedoch nicht, dass die Netz­betreiber vor Ort allein sind. So ist im Vogels­berg­kreis neben Goetel auch die TNG Stadt­netz aktiv. Beide Unter­nehmen bauen in Antrifttal und Kirtorf FTTH-Netze.

In größeren Städten erwei­tert derzeit Voda­fone das Kabel­netz zum Beispiel in Städten wie Kiel, Ingol­stadt, Hamburg, Mainz, Leipzig, Olden­burg oder Osna­brück. Erwei­terung heißt Netz­seg­men­tie­rung. Dadurch müssen sich weniger Kabel­haus­halte die zur Verfü­gung gestellte Band­breite teilen. Dadurch stehen mehr Reserven zur Verfü­gung, was verhin­dert, dass die Band­breite zu sehr in die Knie geht, wenn zu viele Nutzer im Netz unter­wegs sind. Insge­samt hat Voda­fone in den vergan­genen Wochen die Kapa­zitäten für über 139.000 Kabel­haus­halte durch die Netz­seg­men­tie­rung erwei­tert.

Umwelt­freund­liche Glas­faser

Auch die Nummer 2 unter den Kabel­netz­betreiber, Pyur, ertüch­tigt sein Netz. In Flens­burg erhalten die Bewohner des Selbst­hilfe-Bauver­eins eG Flens­burg (SBV) über ihren Kabel­anschluss bis zu 1 GBit/s. Möglich wird das durch die Abschal­tung des analogen Fern­sehens. Die frei­gewor­denen Kapa­zitäten nutzt Pyur für die Breit­band­ver­sor­gung.

vier Personen vor zwei Tischen lächeln in die Kamera Marion Kuster, Leitung Marketing FTTH (DNS:NET), Stefan Holighaus, Mitglied der Geschäftsleitung DNS:NET, André Stahl, Bürgermeister von Bernau und Hardy Heine, Ansprechpartner für die Kommunen beim Breitbandausbau freuen sich über die Kooperation (v. l. n. r.)
Foto: DNS:NET, H. Wiedl
Dagegen wollen die Stadt­werke Flens­burg den Orts­teil Jürgensby mit Glas­faser versorgen. Im Werben um das Ausbau­vor­haben betonen die Stadt­werke insbe­son­dere die gerin­gere CO2-Belas­tung von FTTH- im Vergleich zu DSL- oder Kabel­netzen. Laut einer wissen­schaft­lichen Studie könnten bei einer deutsch­land­weiten Versor­gung mit Glas­faser­netzen pro Gigabit bis zu 1100 Mega­watt an elek­tri­scher Leis­tung gegen­über DSL- und Kabel­netzen einge­spart werden.

Bernau, Bismark und Etters­berg

Das werden auch die Bewohner in Schöneck, Bernau und Bismark gerne hören. In Schöneck hat die Deut­sche GigaNetz den soge­nannten Point of Presence (PoP) aufge­stellt, von dem aus die einzelnen Haus­halte ans FTTH-Netz ange­schlossen werden. In Bernau und Bismark haben die Bürger­meister eine Koope­ration mit der DNS:NET für den Bau von Glas­faser­netzen verein­bart. Während DNS:NET in Bernau in den kommenden Wochen mit dem eigen­wirt­schaft­lichen Ausbau und der Anbin­dung der Orts­teile Börnicke, Birken­höhe, Birk­holzaue sowie im zur Gemeinde Ahrens­felde gehö­renden Elisenau beginnen wird, benö­tigt der Netz­betreiber in Bismark eine Vorver­mark­tungs­quote von 50 Prozent, bevor auch hier die Bagger anrollen.

fünf Personen mit Spaten und Glasfaserkabeln in der Hand auf einer Wiese vor einem Haufen frischer Erde In der Landgemeinde Am Ettersberg ist der Spatenstich erfolgt. Netkom baut hier für knapp sechs Millionen Euro ein FTTH-Netz.
Foto: TEAG Thüringer Energie AG
Dafür ist der erste Spaten­stich in der thürin­gischen Land­gemeinde Am Etters­berg sowie im Ilm-Kreis bereits erfolgt. Ganz ohne staat­liche Hilfe kommt die Netkom, die hier FTTH-Netze errichtet, aller­dings nicht aus. Am Etters­berg werden knapp sechs Millionen, im Ilm-Kreis 17 Millionen Euro inves­tiert. Der Land­kreis betei­ligt sich mit 112.000 Euro, die rest­liche Summe teilen sich das Land Thüringen und der Bund zu glei­chen Teilen.

Die privaten Telekom­muni­kati­ons­anbieter und Netz­aus­bau­unter­nehmen haben Wünsche an die Politik. Sie fürchten immer wieder, unter die Räder zu geraten. Sie möchten am liebsten nur eigen­wirt­schaft­lich ausbauen.

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