Grundbuch

BNetzA stellt Gigabit-Grundbuch vor: Wo gibt es was?

Die Bundes­netz­agentur (BNetzA) hat das Gigabit-Grund­buch der Bundes­regie­rung im Internet veröf­fent­licht. Der Start verlief holprig, noch ist nicht alles exakt.
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Heute hat die Bundesnetzagentur das Gigabitgrundbuch freigeschaltet. Heute hat die Bundesnetzagentur das Gigabitgrundbuch freigeschaltet.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Die Bundes­netz­agentur (BNetzA) hat das Gigabit-Grund­buch der Bundes­regie­rung veröf­fent­licht. Es soll unter der URL gigabitgrundbuch.bund.de die für den Ausbau der Giga­bit­netze rele­vanten Infor­mationen in Deutsch­land bündeln und vernetzen.

Wer die Seite aufruft, muss ggfs. etwas warten, der neue Server hat offenbar noch etwas "Lade­hem­mung".

Wofür ein Grund­buch?

Heute hat die Bundesnetzagentur das Gigabitgrundbuch freigeschaltet. Heute hat die Bundesnetzagentur das Gigabitgrundbuch freigeschaltet.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Die Idee dieses Grund­buchs ist, die Ausbau­pla­nungen im Fest­netz- und Mobil­funk­bereich für Unter­nehmen zu erleich­tern und Trans­parenz zur Verfüg­bar­keit von Breit­band­netzen zu schaffen.

"Für das Gigabit-Grund­buch nutzen wir unsere Exper­tise bei der Daten­erhe­bung und Auswer­tung aus dem Infra­struk­tur­atlas und dem Mobil­funk-Moni­toring. Wir veröf­fent­lichen zukünftig einen noch umfas­sen­deren Über­blick über den Ausbau der Breit­band­netze", berichtet Klaus Müller, Präsi­dent der Bundes­netz­agentur, von seinem Projekt.

Verwir­rende oder fehler­hafte Infor­mationen?

Wer die Seite aufruft und sich einige bekannte Orte im Detail aufruft, könnte dort verwir­rende und mögli­cher­weise auch fehler­hafte Angaben finden.

So wurde an der Privat­adresse des Autors der Anbieter 1&1 Versatel genannt, der dort als einziger FTTC bieten soll. 1&1 Versatel belie­fert aber nur Geschäfts­kunden. Über das Privat­kun­den­angebot von 1&1 wäre ein DSL-Anschluss mit maximal 16 MBit/s möglich, auch Voda­fone ("sons­tige Tech­nologie") kann dort tatsäch­lich maximal DSL 16.000 anbieten. An der glei­chen Adresse hätte die Deut­sche Telekom laut Breit­band­atlas eben­falls nur "sons­tige" Tech­nologie am Start. Sie bietet tatsäch­lich selbst ADSL und über den örtli­chen Ener­gie­ver­sorger Entega (über soge­nanntes "Wholebuy") auch VDSL (50-100 MBit/s) an.

Offenbar mieten 1&1 und Voda­fone ihre Leitungen bei der Telekom. Der Wholebuy der Telekom mit höheren Geschwin­dig­keiten gilt nämlich nicht für 1&1 oder Voda­fone-Kunden. Die Entega, die im Ort über eigene Leitungen bis zu 100 MBit/s (VDSL) anbietet und auch die Telekom damit belie­fert, wird im Breit­band­atlas gar nicht erwähnt.

Das ist nur ein will­kür­liches Beispiel. Wie genau der Atlas an anderen Orten ist, haben wir noch nicht unter­sucht.

Sinn­volles Grund­buch

Heute hat die Bundesnetzagentur das Gigabitgrundbuch freigeschaltet. Heute hat die Bundesnetzagentur das Gigabitgrundbuch freigeschaltet.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Mit dem an sich sinn­vollen Gigabit-Grund­buch sollen beschleu­nigte Planungs- und Inves­titi­ons­ent­schei­dungen bei den Unter­nehmen möglich werden. Es solle mehr Trans­parenz hinsicht­lich ausbau­geeig­neter Gebiete und bessere Nutzung von Syner­gie­poten­zialen beim Ausbau geben, kündigte die Bundes­netz­agentur an.

Neben bereits exis­tie­renden Daten­platt­formen, die nun im Gigabit-Grund­buch gebün­delt werden, gebe es eine ergän­zende Analy­seplatt­form. Sie richte sich insbe­son­dere an die für Planung und Steue­rung des Giga­bit­aus­baus zustän­digen Analysten der öffent­lichen Hand. Derzeit stehe diese neue Platt­form nur Entschei­dungs­trä­gern von Bund und Ländern zur Verfü­gung.

Die Platt­formen im Gigabit-Grund­buch

Das Gigabit-Grund­buch besteht aus sechs Infor­mati­ons­diensten mit verschie­denen Zwecken für unter­schied­liche Ziel­gruppen. Beispiels­weise gibt es Dienste für alle Nutze­rinnen und Nutzer.

Breit­band­atlas

Der Breit­band­atlas soll das zentrale Infor­mations- und Trans­parenz­medium zur aktu­ellen Breit­band­ver­sor­gung in Deutsch­land für Fest­netz und Mobil­funk sein.

Mobil­funk-Moni­toring

Der Mobil­funk­monitor wird als "Trans­parenz­medium" zur Darstel­lung der von den Mobil­funk­netz­betrei­bern bereit­gestellten Mobil­funk­netz­abde­ckung genutzt, sagt aber nichts über die aktu­elle tatsäch­liche Mobil­funk­ver­sor­gung aus, die je nach Standort und Endgerät anders sein kann.

Breit­band­mes­sungs­karte

Auf der Breit­band­mes­sungs­karte werden die regio­nalen Mess-Ergeb­nisse von Verbrau­chern im Fest­netz und Mobil­funk darge­stellt.

Funk­loch­karte

Die Funk­loch­karte stellt die "reale" Mobil­funk­ver­sor­gung dar, wie sie Verbrau­cher wahr­genommen haben.

Nur für am Breit­band­ausbau Betei­ligte

In einem für die Öffent­lich­keit nicht sicht­baren "Infra­struk­tur­atlas" sollen Infra­struk­turen für die Planung von Gigabit-Ausbau­pro­jekten darge­stellt werden, damit Unter­nehmen, die ein bestimmtes Gebiet oder einen bestimmten Ort ausbauen wollen, sich vorher schlau machen können, was sie erwartet und die Grund­lage für die Ausbau-Entschei­dung liefern.

Wie geht es weiter?

Zukünftig soll mit einer "Planungs­platt­form" ein weiterer Baustein dazu­kommen, der sich insbe­son­dere an die ausbau­enden Unter­nehmen im Tele­kom­muni­kati­ons­markt richtet. Basis ist der bestehende Infra­struk­tur­atlas der Bundes­netz­agentur.

Im Gigabit-Grund­buch sollen Infor­mationen zu vorhan­denen und geplanten Infra­struk­turen zu finden sein. Damit können neue Unter­nehmen absehen, ob und wo es sich lohnen könnte, dann gebaute Infra­struktur mitzu­nutzen ("Open Access") oder eigene Leitungen dazu zu legen.

Daten­bank für Mobil­funk­anbieter

Später sollen Infor­mationen zu "geeig­neten öffent­lichen Liegen­schaften" für den Mobil­funk­ausbau dazu kommen. Ein Mobil­funk­anbieter könnte dann schauen, wo es öffent­liche Gebäude oder Grund­stücke gibt, wo man Sende­anlagen montieren könnte und wer dafür zuständig ist.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Ich hatte an dieser Stelle schon öfters vorge­schlagen, den kompletten Ausbau von ganz Deutsch­land auszu­schreiben und dabei "gute" und "schlechte" Gebiete zu mischen, damit es eini­ger­maßen fair bleibt. Das wurde bekannt­lich nicht gemacht und sei aufgrund der bereits erfolgten Förder­stra­tegie nicht mehr möglich.

Offenbar hofft die Politik, dass die zahl­rei­chen Firmen "von selbst" heraus­finden, wo es noch Ausbau­bedarf gibt. Die Frage ist halt, wie man die Firmen "moti­vieren" kann, auch einsame Orte mit wenigen Einwoh­nern und weiten Verbin­dungs­wegen auszu­bauen. Das muss geför­dert werden, aber die Antrags­ver­fahren sind viel zu lang­wierig und viel zu kompli­ziert.

Das Gigabit-Grund­buch war über­fällig. Nun ist zu hoffen, dass offen­sicht­liche Fehler oder fehlende Einträge so schnell wie möglich aktua­lisiert werden. Sonst hat das ganze Projekt wenig Nutzen.

Das Mess­ver­fahren für "lang­sames Internet" ist kompli­ziert und schreckt viele Kunden ab. Dennoch gibt es erste Ergeb­nisse.

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