Experimentiert

Frequenzauktion: Höchstgebote liegen jetzt über der Marke von 2010

Unerwartete Bewegung an Tag 14: Die Frequenz-Pakete um 700 MHz waren umkämpft wie nie, alle Pakete kosten jetzt mehr als 100 Millionen Euro. Am Tagesende stellt sich die Frage: Was war da los?
Von Hans-Georg Kluge

Tag 14 der Frequenzauktion brachte in Mainz eine Überraschung und interessante Erkenntnisse. Tag 14 der Frequenzauktion brachte in Mainz eine Überraschung und interessante Erkenntnisse.
Bild: dpa
Der vierzehnte Tag brachte Bewegung in die Gebote für ein Frequenz-Spektrum, das bislang durch Un­auffälligkeit glänzte: Die Blöcke um 700 MHz verteuerten sich rasant. Zum Tagesende erreichte die Summer der Höchst­gebote nun 4,503 Milliarden Euro. Und ein Ende ist vorerst noch nicht absehbar. Gebote auf Frequenzen um 900 MHz gab es im Tagesverlauf keine - dafür war es anderswo spannend wie nie.

Gesamterlöse: 2015 jetzt schon teurer als 2010

Tag 14 der Frequenzauktion brachte in Mainz eine Überraschung und interessante Erkenntnisse. Tag 14 der Frequenzauktion brachte in Mainz eine Überraschung und interessante Erkenntnisse.
Bild: dpa
Die vorangegangene Frequenz­auktion 2010 spülte letztlich einen Betrag von 4,385 Milliarden Euro in die Staatskassen. Die aktuelle Versteigerung hat diesen Wert nun überschritten. Allerdings versteigerte die BNetzA im Jahr 2010 ein Spektrum von 360 MHz, während aktuell nur 270 MHz unter den Hammer kommen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist also schlechter als zuvor (sollte die Tiefen der Auktion von 2000 aber nicht erreichen).

Zu berücksichtigen ist allerdings, dass inzwischen besser abzuschätzen ist, wie viel Kapazitäten die Mobilfunknetze in puncto Daten­übertragung bereithalten müssen: Wer auch in fünf Jahren noch konkurrenzfähig sein möchte, muss eine ausreichende Versorgung mit Frequenzen aufweisen - insbesondere, was den Downstream anbelangt.

700er-Frequenzen: Jetzt könnte es teuer werden

Die große Überraschung des Tages meldeten wir bereits: Gleich in der ersten Runde des Tages schnappte Vodafone Telefónica zwei Frequenzblöcke im 700-MHz-Bereich weg - vermutlich ist Vodafone auch der Auslöser für den Bieterkampf in diesem Spektrum.

Im weiteren Verlauf blieb es allerdings nicht dabei: In den folgenden Runden eroberte sich Telefónica zunächst die bis dahin von der Telekom besetzten Blöcke. Dann luchsten die Bonner Vodafone in einer weiteren Runde zwei der vier Blöcke ab. Hier richtete sich das Interesse der Bieter stets auf die günstigste Möglichkeit, erneut im 700-MHz-Band Fuß zu fassen.

Aber was trieb Vodafone dazu, den Bieterkampf in ein bis dahin unstrittiges Feld zu verlagern? Vermutlich eine Mischung aus Sparsamkeit, Verzweiflung und Kalkül:

In den ersten gut 150 Runden blieb es in diesem Spektrum bei Geboten nur knapp über dem Mindestwert - am Ende des vierzehnten Tages liegt jedes der Pakete plötzlich über 100 Millionen Euro. Nachdem in den vergangenen Tagen die Frequenzen um 1800 MHz und 900 MHz aber recht teuer geworden waren, wurde ein Experiment immer attraktiver: Auszutesten, wie denn die Mitbieter auf Veränderungen bei den 700er-Blöcken reagieren würden. Vielleicht würde sich ja einer der beiden anderen auch mit nur einem oder gar keinem Frequenzpaket zufrieden geben? In Runde 155 wagte Vodafone den Vorstoß.

Der Versuch darf aber als gescheitert gelten. Weder Telekom noch Telefónica ließen hier locker und verzichteten auf ihren Teil der Digitalen Dividende II (aktuell noch für DVB-T in Verwendung). Auch eine Verteilung, die für Vodafone drei 700er-Pakete vorsah, hatte keinen Bestand. Am Abend war der Status Quo zunächst wiederhergestellt: Alle drei Netzbetreiber hielten je zwei 700er-Pakete. Aber teurer ist es geworden:

Das oben vermutete Experiment hat die Netzbetreiber an einem Tag rund 180,3 Millionen Euro gekostet - insgesamt liegen die Höchstgebote hier bei knapp 630,5 Millionen Euro. Für den Netzausbau wiederum ist dies eine gute Nachricht, denn diese Gelder sollen in entsprechende Fördertöpfe fließen.

Fazit: Ruhe um 900 MHz, Bewegung im 1800er-Spektrum

Tatsächlich sind die Tages-Geschehnisse im Bereich der 700er-Frequenzen besonders erkenntnisreich gewesen. Vodafone benötigt mehr Frequenz­spektrum als die anderen Bieter zulassen möchten und sucht dabei aktiv nach einer Lösung. Noch ist ein Ende nicht absehbar.

Keine Gebote gab es für 900er-Pakete, teurer wurde es hingegen um 1800 MHz: Vodafone verzichtete möglicherweise aufgrund seines Interesses an einem zusätzlichen 700er-Block vorerst auf den DECT-Schutzabstand - der ging im Tagesverlauf an Telefónica und kostet jetzt rund 163 Millionen Euro. In diesem Spektrum käme Vodafone am Tegesende auf vier, die Telekom auf drei und Telefónica auf zwei unbeschränkt nutzbare Frequenz-Paare.

Weder Telekom noch Vodafone lassen indes im 1500er-Spektrum locker: Den morgendlichen Telekom-Angriff auf sechs Pakete parierte Vodafone und kommt auch am Tagesende auf seine vier Höchstgebote ebenso wie die Telekom.

Hintergrund-Informationen in weiteren Texten

Im Rahmen der Mobilfunk-Frequenzauktion haben wir auch zahlreiche Hintergrund­informationen für Sie zusammengestellt. Lesen Sie unter anderem, warum die 700-MHz-Frequenzen für die Netzbetreiber problematisch sind, welche der Frequenzen sich künftig für welche Zwecke nutzen lassen und die wichtigsten Fakten zur Auktion im Überblick. Außerdem erfahren Sie, warum jeder Netzbetreiber Deutschland künftig zu 98 Prozent versorgen muss und warum die 1800-MHz-Frequenzen so teuer werden.

Mehr zum Thema Frequenzen