BILD startet eigenen TV-Nachrichtensender
Lange wurde darüber spekuliert, nun passiert es also tatsächlich: Axel Sringer startet mit BILD einen dritten Nachrichtensender für Deutschland. Das neue Angebot wird über Kabel, Satellit sowie IPTV/OTT frei empfangbar sein. Mit seiner crossmedialen Plattform WELT ist Springer bereits im Nachrichtenfernsehen aktiv.
Studios im Axel Springer-Neubau
Der neue Nachrichtensender soll nach Angaben von Axel Springer noch vor der Bundestagswahl auf Sendung gehen. Begonnen wird zunächst mit einer vormittäglichen, sechsstündigen Live-Schiene aus den Studios im Berliner Axel-Springer-Neubau. Geplant sei außerdem, die Live-Sendestrecke mit News und aktuellen Themen zeitgleich bei N24 Doku, dem Timeshift-Sender von WELT, zu zeigen. Neben dem Newsangebot wird das Programm laut Mitteilung des Medienkonzerns mit Dokumentationen, Reportagen und weiteren Formaten ergänzt.
BILD Live-Moderatorin Nele Würzbach im Studio
Foto: BILD/Niels Starnick
Im Mittelpunkt stehen unter anderem Politik, Sport, VIP, Crime sowie Service-Themen. Das laufende Programm könne bei aktuellen Themenlagen jederzeit für Live-Berichterstattung unterbrochen werden. Ein Sendestart stehe allerdings noch unter Vorbehalt der medienrechtlichen Erteilung einer Sendelizenz durch die Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB). Mit dem Schritt wagt sich Axel Springer beim Boulevard-Nachrichtenfernsehen in ein neues Feld. Ähnliche Angebote gibt es aktuell beispielsweise mit oe24.tv in Österreich.
Neue Einheit "WeltN24 GmbH"
Mit dem Start von BILD wird Springer seine TV-Aktivitäten in einer neuen Einheit unter dem Namen "WeltN24 GmbH" bündeln. In dieser sind künftig die TV-Sender BILD, WELT und N24Doku zusammengeschlossen. Diese Unit erbringt unter anderem den technischen Sendebetrieb sowie Sendeplanung, Distribution und Programmeinkauf von Lizenzformaten. Inhalte für die Live-Strecke kommen darüber hinaus aus der BILD Redaktion. Verantwortliche Geschäftsführer der WeltN24 GmbH sind Frank Hoffmann als Vorsitzender für die TV-Unit sowie Claus Strunz, der in dieser Funktion auch Programmchef des Senders von BILD wird. Claus Strunz ist außerdem Geschäftsführer TV/Video bei Axel Springer und Mitglied der BILD Chefredaktion.
Julian Reichelt, als BILD Chefredakteur inhaltlich gesamtverantwortlich für BILD Live: "Wir wollen Fernsehen machen, das Menschen nicht belehrt, sondern zeigt, was ist. Das Menschen eine Stimme gibt und ihnen aus der Seele spricht. 500 BILD-Reporter im ganzen Land werden unsere Zuschauer mitnehmen, ihnen live zeigen und erzählen, was geschieht, aber ihnen auch zuhören und sie zu Wort kommen lassen, wo immer sie betroffen sind."
Boulevard polarisiert
Schon jetzt ist klar, dass BILD einen neuen Blickwinkel in die Nachrichtenlandschaft bringt und damit vor allem einen Gegenpol zu den öffentlich-rechtlichen Nachrichtenangeboten aber auch zum direkten Wettbewerber n-tv der Mediengruppe RTL bilden wird. Zudem verstärkt Springer damit seine bereits existierenden Nachrichten- und Dokumentationsangebote. Interessant wird sein, wie sich der neue Sender im Marktumfeld entwickelt. Zwar sind Informationen auch mit Blick auf die Corona-Pandemie gefragt wie selten zuvor, doch gilt das Nachrichtengeschäft traditionell als schwierig und kostenintensiv.
So hat sich beispielsweise die Comcast-Tochter NBCUniversal von ihrer Beteiligung bei Euronews getrennt und auch sein eigenes Nachrichtenangebot NBC Sky World News auf Eis gelegt. ProSiebenSat.1 zog sich vor einigen Jahren mit der Trennung von N24 sogar nahezu vollständig aus dem Nachrichtengeschäft zurück. Mittlerweile hat der Konzern jedoch seine Strategie geändert und will wieder mehr Informationsangebote selbst produzieren. Dennoch sei der Start eines eigenen Nachrichtenkanals von ProSiebenSat.1 wohl vorerst nicht geplant.
In einem weiteren Artikel diskutierten wir bereits den Start eines eigenen Nachrichtensenders von BILD.