Neue Nachrichtensender von BILD und ProSiebenSat.1?
Kommt BILD Live bald als linearer Nachrichtenkanal?
Foto: Axel Springer SE
Wahrscheinlich gibt es in Deutschland neben n-tv und WELT bald sogar zwei neue Nachrichtensender: Einer kommt ebenfalls aus dem Hause Springer, der zweite Sender womöglich von ProSiebenSat.1. Beide Mediengruppen investieren in den nächsten Jahren erheblich ins Nachrichtengeschäft. Besonders stark ist das Interesse bei Deutschlands größter Boulevardzeitung, die sich bereits online immer stärker mit Bewegtbildformaten positioniert. Werden die Pläne Realität, dürfte sich das Nachrichtenfernsehen in Deutschland noch viel stärker polarisieren.
Information oder Meinung?
Kommt BILD Live bald als linearer Nachrichtenkanal?
Foto: Axel Springer SE
In den vergangenen Jahren hat sich in den Nachrichten viel verändert. Der Tenor entfernte sich von sachlicher Berichterstattung in Richtung polarisierender Meinungsmache. In den USA kennt man dieses Phänomen seit Jahren. Dort stehen sich liberale Networks wie NBC News und CNN der eher rechtskonservativen Konkurrenz von Fox News, One America Network oder Newsmax gegenüber. Eine ähnliche Entwicklung dürfte in den kommenden Jahren vermutlich auch in Deutschland zu beobachten sein.
Während beispielsweise eher linksgerichtete politische Positionen in den öffentlich-rechtlichen Medien Gehör finden, positioniert Axel Springer mit seinen TV-Sendern WELT und dem Online-Angebot von BILD Live zunehmend Gegengewichte. Interessant wird in diesem Zusammenhang auch die Frage sein, wie sich n-tv und ein möglicherweise ebenfalls neuer Nachrichtensender von ProSiebenSat.1 positionieren wird. Schon jetzt kann man allerdings feststellen, dass sich die Medienlandschaft durch neue Angebote stärker verändert.
Vorbild Österreich
In Österreich gibt es mit oe24 bereits einen Boulevard-Nachrichtensender, welcher unter anderem digital über das Astra-Satellitensystem auch in Deutschland zu empfangen ist. Ähnlich könnte das Projekt von BILD auch umgesetzt werden. Ob man dann allerdings nur den Stream von BILD Live als lineares Signal verbreitet oder eine am Nachrichtenfernsehen entsprechende Programmstruktur umsetzt, wird die entscheidende Frage sein.
Fakt ist jedoch, dass Springer bei dem Thema sehr viel Geld in die Hand nimmt. Insgesamt geht es um 22 Millionen Euro und die Einstellung von 70 neuen Mitarbeitern. Hier werden also durchaus schwere Geschütze aufgefahren. Für die öffentlich-rechtlichen Sender wäre BILD Live durchaus eine ernste Konkurrenz. Schließlich verfügen ARD und ZDF aktuell über keinen eigenen Nachrichtensender, tagesschau24 ist lediglich eine Art Abspielkanal für aktuelle tagesschau-Ausgaben. ZDFinfo hingegen ist mehr Dokumentations- als Nachrichtenkanal und auch Phoenix versteht sich eher als Ereignis- denn als Nachrichtensender.
Was plant ProSiebenSat.1?
ProSiebenSat.1 hatte sich unter seinem damaligen CEO Thomas Ebeling im Jahr 2010 von N24 getrennt und diesen per Verkauf in die N24 Media GmbH ausgelagert. Später folgte die Verschmelzung mit der WELT-Gruppe, womit der Sender schließlich Teil der Axel Springer SE wurde. Mittlerweile haben Nachrichten jedoch für ProSiebenSat.1 wieder einen höheren Stellenwert eingenommen. In Österreich ist ProSiebenSat.1 bereits mit einem Nachrichtensender unter der Marke Puls24 vertreten. Für Deutschland kündigte Seven.One Entertainment kürzlich an, alle News-Formate der ProSiebenSat.1-Gruppe künftig in Unterföhring zu zusammenzuführen.
Diese Aussage ist natürlich zunächst noch kein klares Bekenntnis zu einem eigenen, neuen Nachrichtensender. Dass ProSiebenSat.1 diese ohnehin aufgebauten Ressourcen dann jedoch nicht für einen eigenen Nachrichtenkanal nutzt, ist ausgesprochen unwahrscheinlich. Zumal die Sendergruppe mittlerweile auch in Österreich mit Puls24 über eine entsprechende Infrastruktur verfügt. Man sollte also für das Jahr 2023 mit einem deutschen Ableger von Puls24 rechnen.
Unterdessen hat der US-Nachrichtensender NBC News seine Expansionspläne in Europa wieder eingestampft.