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Über 3,8 km: 5G-NR-Daten­ver­bin­dung bei 26 GHz

Wer einmal mehr Band­breite genossen hat, will viel­leicht immer mehr. Das geht bei Mobil­funk nur auf höheren Frequenzen, wo mehr Platz ist.
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Blick in die City von Melbourne. Mit Funkverbindungen könnte Internet in Städten verteilt werden, ohne Leitungen mieten oder legen zu müssen. Blick in die City von Melbourne. Mit Funkverbindungen könnte Internet in Städten verteilt werden, ohne Leitungen mieten oder legen zu müssen.
Foto: Picture Alliance / dpa
Der Chip-Hersteller und der Über­tra­gungs-Tech­no­logie-Konzern, das Unter­nehmen „Casa“ und der Netz­aus­rüster Ericsson haben die "welt­weit erste" 5G-NR-Daten­ver­bin­dung mit mehr Reich­weite über mmWave erfolg­reich herge­stellt. Bereits am 20. Juni diesen Jahres kam die Verbin­dung über 3,8 km im austra­li­schen Bundes­staat Victoria zustande. Damit, so freuen sich die betei­ligten Unter­nehmen, habe man die "beein­dru­ckenden Reich­wei­ten­fä­hig­keiten der mmWave-Tech­no­logie und ihre Eignung für den draht­losen Fest­netz­zu­gang" (englisch Fixed Wire­less Access, kurz FWA) demons­triert. Dieser Meilen­stein werde „verbes­serte feste Breit­band­dienste und zusätz­liche Möglich­keiten zur Nutzung der 5G-Netz­in­fra­struktur“ und damit eine breite Abde­ckung in städ­ti­schen, vorstäd­ti­schen und länd­li­chen Gebieten ermög­li­chen, wo keine passenden Kabel liegen und eine Verle­gung zu teuer oder zu kompli­ziert wäre.

Snap­dragon-X55-Modem und QTM 527 können mmWave

Blick in die City von Melbourne. Mit Funkverbindungen könnte Internet in Städten verteilt werden, ohne Leitungen mieten oder legen zu müssen. Blick in die City von Melbourne. Mit Funkverbindungen könnte Internet in Städten verteilt werden, ohne Leitungen mieten oder legen zu müssen.
Foto: Picture Alliance / dpa
"Mit der Einfüh­rung des Qual­comm QTM527 mmWave-Anten­nen­mo­duls als Teil des Snap­dragon X55 5G Modem-RF-Systems ermög­li­chen wir Betrei­bern und OEMs, ihren Kunden leis­tungs­starke Multi-Gigabit-5G-Breit­band­dienste mit erwei­terter Reich­weite anzu­bieten - was sowohl flexibel als auch kosten­günstig ist, da sie die vorhan­dene 5G-Netz­werkin­fra­struktur nutzen können", sagte Gautam Sheoran von Qual­comm. "Da dieser wich­tige Meilen­stein der erste Schritt zur Nutzung von mmWave für eine 5G-Daten­über­tra­gung mit erwei­terter Reich­weite ist, ebnet unsere Zusam­men­ar­beit mit Casa Systems und Ericsson den Weg für die Imple­men­tie­rung von festen Breit­band­diensten für eine breite Abde­ckung in städ­ti­schen, vorstäd­ti­schen und länd­li­chen Gebieten.

800 MHz Kanal­band­breite

Der Qual­comm QTM527 erlaubt beispiels­weise eine lange Zeit unvor­stell­bare Kanal­band­breite von bis zu 800 MHz und kann zwischen 24 und 29 GHz funken, alter­nativ sogar auch auf 37-40 GHz, soweit diese Frequenzen schon zuge­lassen oder vergeben sind. Die Reich­weite von 3,8 km ist beacht­lich, setzt aber glas­klare Sicht­ver­bin­dung zwischen Sender und Empfänger voraus.

In Deutsch­land hatte o2 vor einiger Zeit mit 26 GHz mit einer Sonder­ge­neh­mi­gung expe­ri­men­tiert.

Branche setzt in hohe Frequenzen hohe Erwar­tungen

"Da die Betreiber bestrebt sind, die digi­tale Kluft zu schließen und Breit­band­dienste in länd­li­chen, vorstäd­ti­schen und städ­ti­schen Gemeinden zu erwei­tern, unter­streicht die Tech­no­logie in dieser Daten­ver­bin­dung die entschei­dende Rolle, die mmWave bei der welt­weiten Verbrei­tung von 5G-Netzen spielen wird", sagte beispiels­weise Steve Collins, Vorstands­mit­glied von Casa Systems. "Diese Zusam­men­ar­beit mit Qual­comm Tech­no­lo­gies und Ericsson ist ein Meilen­stein in der Branche, der es den Betrei­bern ermög­licht, Multi-Gigabit-Breit­band­dienste drahtlos als neue Breit­band-Alter­na­tiv­lö­sung unter Verwen­dung des mmWave-Spek­trums anzu­bieten, und wir freuen uns darauf, inno­va­tive CPE-Geräte zu liefern, die das globale Breit­band-Bereit­stel­lungs­öko­system weiter stärken".

Das Unter­nehmen Ericsson ist ja schon länger als Netz­werk­aus­rüster und Mobil­funk-Technik-Liefe­rant im Geschäft. Man könne sicher­stellen, dass jeder die Vorteile der 5G-Konnek­ti­vität nutzen könne. Das werde den Anbie­tern von Kommu­ni­ka­ti­ons­diensten auf der ganzen Welt neue Möglich­keiten eröffnen und ihnen zeigen, wie sie das mmWellen-Spek­trum für Anwen­dungs­fälle mit großer Reich­weite nutzen können", betont Per Narvinger, Chef der Netz­werk-Ausrüs­tungs-Abtei­lung bei Ericsson.

Die Unter­nehmen Ericsson und Qual­comm sind aufmerk­samen teltarif.de-Lesern längst ein Begriff, das Unter­nehmen Casa-Systems eher noch nicht.

Wer ist Casa-Systems?

Casa Systems ist ein 5G-Anbieter, der physi­sche, virtu­elle und cloud-basierte öffent­liche (für Netz­be­treiber) oder private (für geschlos­sene Firmen­pro­jekte) 5G-Netze für Hoch­ge­schwin­dig­keits-Daten- und Multi-Service-Kommu­ni­ka­ti­ons­netz­werke bereit­stellt.

Casa werde in mehr als 70 Ländern einge­setzt und bediene welt­weit über 475 soge­nannte „Tier-1-“ und viele regio­nale Diens­te­an­bieter.

mmWave-Frequenzen - Grund zur Besorgnis?

Spre­chen Mobil­funk-Kritiker über ihre "Angst vor 5G", dann kommen meist die Bedenken wegen der unge­wöhn­lich hohen Frequenzen, die hier einge­setzt werden könnten. mmWellen für Mobil­funk liegen bei 26-40 GHz, denkbar wären auch 60 GHz. Die Reich­weite dieser hohen Frequenzen ist aber stark begrenzt, man kann sie also nur auf kurze Entfer­nung einsetzen. Sollen größere Entfer­nungen über­brückt werden, werden Richt­funk-Antennen verwendet, die wie riesige Suppen­schüs­seln oder Unter­teller aussehen. Dort werden die Frequenzen schon länger verwendet.

Kritiker haben nun Angst, dass Handys auf diesen Frequenzen in unmit­tel­barer Nähe des mensch­li­chen Körpers uner­wünschte Neben­wir­kungen haben könnten.

Bei den disku­tierten oder in Amerika oder Austra­lien bereits erprobten FWA-Anwen­dungen werden jedoch die Handys gar nicht diese Frequenzen nutzen. Eher könnte es einen Empfänger an der Haus­wand oder im Zimmer geben, der ein Signal von einer mmWellen-Staiton empfängt und im Empfänger dann auf übliche WLAN-Frequenzen (bei 2,4 oder 5 oder 6 GHz) umsetzen könnte. Wenn ein Kunde dabei Bedenken haben sollte, könnte er das mmWellen-Signal nach dem Empfänger auf eine kabel­ba­sierte Netz­werk-Instal­la­tion im Haus umsetzen. Die Fens­ter­scheiben des Hauses haben bereits eine so hohe Dämp­fung, dass die mmWellen-Signale innen im Haus kaum noch nutzbar oder nach­weisbar sind.

Im Übrigen: mmWellen sind in Deutsch­land und Europa noch gar nicht zuge­lassen. Wann die mmWellen in Deutsch­land oder Europa kommen werden, ist derzeit noch unbe­kannt. Sie müssten erst einmal zur Verstei­ge­rung ausge­schrieben werden.

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