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5G-TX-Switching: Bis 273 MBit/s im Upload erprobt

Ein neues Carrier-Aggre­gation-Verfahren verdop­pelt Upload-Geschwin­dig­keit bei 5G-SA. Voda­fone hat es mit Qual­comm und Xiaomi auspro­biert.
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Der Netz­betreiber Voda­fone, der Smart­phone Hersteller Xiaomi und der Tech­nologie-Liefe­rant und Chip­her­steller Qual­comm Tech­nolo­gies haben in Hannover und im spani­schen Ort Ciudad Real (Region Kastil­lien-La Mancha) eine neue Tech­nologie getestet, mit der Mobil­funk-Nutzer im 5G-Netz von Voda­fone "schon bald" von schnel­leren Upload-Geschwin­dig­keiten profi­tieren können.

5G-Upload mit Carrier Aggre­gation: 273 MBit/s möglich

Die Vodafone-Ingenieure Álvaro Fructuoso und Iván Gallego beim ersten europäischen Test der verbesserten 5G-Technologie in Ciudad Real (Spanien). Die Vodafone-Ingenieure Álvaro Fructuoso und Iván Gallego beim ersten europäischen Test der verbesserten 5G-Technologie in Ciudad Real (Spanien).
Foto: Vodafone
Bei dem Test wurden beim Senden von Daten (Upload) Spit­zen­geschwin­dig­keiten von 273 Megabit pro Sekunde erzielt. Die meisten Smart­phones und Breit­band­dienste für den Heim­gebrauch errei­chen derzeit eine durch­schnitt­liche Upload-Geschwin­dig­keit von 100 MBit/s.

Durch­geführt wurde der Test unter anderem im 5G+-Netz (5G SA) von Voda­fone in Hannover in Verbin­dung mit neuesten Chips von Qual­comm, auf der "Snap­dragon 8 Gen 3 Mobile-Plat­form" und dem kommenden "Flagg­schiff-Smart­phone" (vermut­lich das Modell "14 Ultra") von Xiaomi.

Zum Einsatz kam dabei ein neues Verfahren namens 'Uplink Carrier Aggre­gation mit TX-Swit­ching', das mehrere Über­tra­gungs­kanäle für die Daten­über­tra­gung kombi­niert. Sowohl das Smart­phone als auch der Mobil­funk­sender vor Ort müssen die Bünde­lung der Uplink-Kanäle unter­stützen.

Erstes 5G-SA-CA-fähiges Smart­phone von Xiaomi

Erste Smart­phones, die mit der Technik ausge­stattet sind, sollen bereits dieses Jahr auf den Markt kommen. Sobald die Geräte verfügbar sind, will Voda­fone "nach und nach" seine Mobil­funk­stand­orte mit einem Technik-Upgrade versehen. Tanja Richter, Technik-Chefin von Voda­fone in Deutsch­land, betont: "Wir bauen unser 5G-Netz nicht nur in der Fläche aus. Wir stärken es auch, indem wir neue Tech­nolo­gien ins Netz bringen und so das Poten­zial von 5G für unsere Kunden erlebbar machen."

Und weiter: "Mit dem neuen Bünde­lungs­ver­fahren lassen sich Videos und Dateien künftig fast doppelt so schnell wie bisher in soziale Netz­werke und in die Cloud hoch­laden. Tech­nolo­gische Weiter­ent­wick­lungen wie diese sind wichtig, damit unsere Netze die wach­sende Nach­frage nach Cloud-Spei­cher, Video­strea­ming, Augmented- und Virtual-Reality-Anwen­dungen und Multi­player-Gaming in höchster Qualität meis­tern."

Qual­comm freut sich über 5G-Meilen­stein

Enrico Salva­tori, von Qual­comm Europe ist auf die "konti­nuier­liche Zusam­men­arbeit mit Voda­fone und Xiaomi" stolz, um einen "weiteren 5G-Meilen­stein" zu errei­chen. Die Entwick­lung von 5G hin zu 5G Stan­dalone sei entschei­dender Schritt, um "das volle Verspre­chen von 5G mit 5G Advanced" zu ermög­lichen.

"Der erfolg­reiche Pilot­ver­such von UL Tx Swit­ching unter­streicht den Mehr­wert, der die Ressour­cen­nut­zung im Hinblick auf die Fähig­keiten der Nutzer­geräte maxi­miert und die Uplink-Leis­tung weiter verbes­sert", betont Andi Zhang, bei Xiaomi für Geräte und Tech­nolo­gien zuständig. Er möchte mit wich­tigen Part­nern bei der Inno­vation von 5G und Zugangs­tech­nolo­gien zusam­men­zuar­beiten, "um das Kunden­erlebnis zu verbes­sern und an der Spitze zu bleiben."

Doppelt so schnell wie bisher

Heutige Smart­phones verfügen entweder über einen oder zwei "Kanäle", die für den Uplink nutzbar sind, wobei jeder "Kanal" etwa 100 MBit/s bietet, je nachdem, wo sich der Nutzer befindet. Zu beachten ist, dass in Innen­räumen oder "über­füllten" (über­las­teten) Gebieten die Kapa­zität tenden­ziell sinkt. Durch den Einsatz von Uplink Carrier Aggre­gation mit Tx Swit­ching wurden deut­liche Geschwin­dig­keits­stei­gerung erzielt, abhängig von der Entfer­nung zwischen dem Smart­phone und dem mobilen Standort.

Die Tests fanden in der spani­schen Stadt Ciudad Real (200km südlich von Madrid) unter Verwen­dung von Voda­fones 5G-Live-Test­netz "CREATE" (Ciudad Real España Advanced Testing Envi­ron­ment) und in Deutsch­land in Hannover im 5G+ (Stan­dalone) Netz von Voda­fone statt.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Die Technik bleibt nicht stehen. Carrier Aggre­gation ist - "laien­haft formu­liert" - das Zusam­men­kleben von Funk­fre­quenzen, die nicht neben­ein­ander liegen, um höhere Daten­raten zu erzielen. Das kennen wir schon von 4G und das ist auch bei 5G (und späteren Tech­nolo­gien) möglich. Doch im Augen­blick haben inter­essierte Voda­fone-Kunden noch nichts davon. Sie brau­chen zum einen neben einem 5G-SA-fähigen Mobil­funk­ver­trag von Voda­fone (bereits erhält­lich) das aller­neu­este Smart­phone von Xiaomi (soll dieses Jahr auf den Markt kommen) - andere Smart­phone-Hersteller werden irgend­wann nach­ziehen.

Dann sollten inter­essierte Kunden am besten im Voda­fone-Test­gebiet in Hannover unter­wegs sein, wo diese Technik bereits instal­liert ist. Und wo es immer noch gar kein Netz im Land gibt, hilft diese Technik erst einmal nichts.

Trotzdem ist es wichtig und richtig, dass Netz­betreiber bereits die Technik "von morgen oder über­morgen" schon heute auspro­bieren. Sonst die steht die Technik von der Tür und Anbieter, welche die aktu­elle Entwick­lungen "verschlafen", verlieren auf die Dauer wich­tige Kunden.

Ein Kommu­nika­tions­unter­nehmen sollte eigent­lich wissen, was seine Kunden wünschen. Das klappt nicht immer wie gedacht.

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