Verbraucher

Rückgabe alter Elektrogeräte im Supermarkt floppt

Alte Elek­tro­geräte einfach im Super­markt abgeben: Mit diesem Angebot sollte das Recy­cling von Elek­tro­schrott in Deutsch­land deut­lich verbes­sert werden. Doch es wird kaum genutzt. Umwelt­schützer machen dafür auch den Handel verant­wort­lich.
Von dpa /

Seit dem 1. Juli können alte Elek­tro­klein­geräte in Deutsch­land auch in den meisten Super­märkten und Discounter-Filialen zurück­gegeben werden. Doch genutzt wird diese Möglich­keit bislang nur zöger­lich, wie eine Umfrage der Deut­schen Presse-Agentur unter den großen deut­schen Handels­ketten ergab. Umwelt­schützer machen dafür nicht zuletzt den Handel selbst verant­wort­lich.

Nur Wenige nutzen das Angebot

Die Elektroschrott-Rücknahme in Supermärkten und Discountern gilt seit dem 1. Juli Die Elektroschrott-Rücknahme in Supermärkten und Discountern gilt seit dem 1. Juli
Bild: dpa, Bearbeitung: teltarif.de
Eigent­lich sollte die im Sommer einge­führte Neure­gelung die Entsor­gung von ausge­dienten Handys, Rasie­rern und ähnli­chem Klein­gerät in Deutsch­land viel einfa­cher machen. "Alte Elek­tro­geräte kann man nun gleich beim Wochen­ein­kauf zurück­geben", schwärmte etwa der Präsi­dent des Umwelt­bun­des­amtes, Dirk Messner. Durch die Neure­gelung gebe es auf einen Schlag 25.000 zusätz­liche Rück­gabe­stellen für Elek­tro­alt­geräte in der Bundes­repu­blik.

Doch der große Plan droht offenbar, sich zum Flopp zu entwi­ckeln. Bei einer dpa-Umfrage berichten fünf Monate nach dem Start zahl­reiche Händler, dass das neue Angebot nur wenig genutzt werde. Der Rewe-Konzern, zu dem neben den gleich­namigen Super­märkten auch die Discount­kette Penny gehört, räumte ein: "Von dem Angebot wurde bisher in unseren Märkten wenig Gebrauch gemacht." Bei Aldi hieß es, die Rück­nahme von Elek­tro­arti­keln werde von den Kundinnen und Kunden "nur in Maßen genutzt".

Und Lidl berich­tete eben­falls: "Wir haben bisher fest­gestellt, dass dieses Angebot verhalten ange­nommen wird." Deutsch­lands größter Lebens­mit­tel­händler Edeka gab an, er könne wegen seiner genos­sen­schaft­lichen, dezen­tralen Struktur keine Angaben zur Nutzung machen. Die Edeka-Discount-Tochter Netto berich­tete, die Nach­frage vari­iere je nach Fili­alstandort.

DUH: Rück­nah­mepflicht "sehr holprig ange­laufen"

Auch die Deut­sche Umwelt­hilfe (DUH) kommt in einer ersten Bewer­tung zu dem Ergebnis, dass die Rück­nah­mepflicht "sehr holprig ange­laufen" ist. Dazu trügen die Handels­ketten selbst erheb­lich bei. "Der Handel versucht offen­kundig, sich Verbrau­cher mit ihrem Elek­tro­schrott vom Hals zu halten, indem gar nicht oder nur schlecht auf die Rück­nah­mepflicht hinge­wiesen und der Rück­nah­mepro­zess im Zwei­fels­fall verbrau­cher­unfreund­lich ausge­staltet wird", urteilte der DUH-Recy­cling­experte Thomas Fischer.

Der Verband habe stich­pro­ben­artig im Sommer in 34 Filialen von 14 Super­markt-, Discounter- und Droge­rie­markt­ketten in neun Bundes­län­dern die Rück­gabe­mög­lich­keiten getestet, berich­tete er. Sein Fazit: "Keiner der getes­teten Märkte bot einen verbrau­cher­freund­lichen und sach­gerechten Rück­nah­meser­vice an." In zehn Märkten sei die Annahme von alten Elek­tro­geräten sogar ganz oder teil­weise verwei­gert worden.

In den meisten getes­teten Geschäften wurde demnach nicht oder nur unzu­rei­chend auf die Abga­bemög­lich­keit für Elek­tro­geräte hinge­wiesen. Außerdem sei die Rück­gabe oft schlecht orga­nisiert. Wer ein altes Gerät abgeben wolle, müsse sich häufig an der Kasse melden. "Wenn es dort ohnehin gerade eine Schlange gibt, kann dies schnell zu unan­genehmen Situa­tionen führen", beschrieb Fischer die Erfah­rungen der Tester. Außerdem sei das Personal häufig schlecht geschult und müsse erst die Fili­alleiter zur Hilfe rufen. "Wer will sich so etwas schon ein zweites Mal antun?", sagte der DUH-Experte.

Besser seien Sammel­boxen

Prak­tischer als die Abgabe an der Kasse seien Sammel­boxen in Sicht­weite der Kasse, in die der Kunde das alte Gerät einfach und problemlos hinein­legen könne, schlägt er vor. Denkbar sei auch die Rück­nahme an von der Kasse getrennten Infor­mati­ons­schal­tern.

Der Handels­ver­band Deutsch­land (HDE) betonte dagegen, der Handel stehe grund­sätz­lich zu seiner Verant­wor­tung hinsicht­lich der umwelt­gerechten Rück­nahme und Entsor­gung von Elek­tro­alt­geräten. Die zusätz­liche Belas­tung durch die neuen Vorgaben bedeu­teten aber einen erheb­lichen Mehr­auf­wand und zusätz­liche Belas­tungen.

Die Neure­gelung des Elektro- und Elek­tronik­gerä­tege­setztes verpflichtet seit dem 1. Juli auch Super­märkte, Discounter und Droge­rie­märkte mit einer Verkaufs­fläche von mehr als 800 Quadrat­metern, alte Elek­tro­geräte zurück­zunehmen, wenn sie mehr­mals im Jahr oder dauer­haft Elektro- und Elek­tronik­geräte verkaufen. Um diese Anfor­derungen zu erfüllen, reichen schon elek­tri­sche Zahn­bürsten im Angebot.

Konkret müssen die Händler Altge­räte mit Abmes­sungen bis zu 25 Zenti­meter Kanten­länge - also etwa Wasser­kocher, Rasierer oder Smart­phones - auch ohne Neukauf eines Geräts annehmen. Die Rück­nah­mepflicht ist aller­dings auf drei Geräte pro Gerä­teart beschränkt. Bei größeren Geräten wie Compu­tern oder Fern­sehern besteht die Rück­nah­mepflicht nur beim Kauf eines neuen Geräts der glei­chen Art.

Der Hinter­grund der Neure­gelung: Die von der EU gefor­derte Sammel­quote von 65 Prozent wurde in Deutsch­land nach Angaben des Umwelt­bun­des­amtes zuletzt deut­lich verfehlt: Erreicht wurden gerade einmal 44,1 Prozent.

In einer weiteren News geht es um das Thema: Verbrau­cher­schutz: EU will Soft­ware zum Produkt machen.

Mehr zum Thema Verbraucher