Neue Empfänger bringen besseres Netz für Bahnkunden
Die Maßnahmen der Bundesregierung zur Wiederbelebung der durch die Covid-Pandemie „angeknacksten“ Wirtschaft, sorgen (indirekt) auch für eine bessere Mobilfunkversorgung.
Der Koalitionsausschuss aus CDU und CSU hat in seinem Konjunkturpaket nämlich auch Vorgaben zum Mobilfunkempfang entlang von Eisenbahnstrecken getroffen. "Die Umrüstung von Funkempfängern in Lokomotiven wird eine deutlich bessere 4G-Mobilfunkversorgung entlang von Schienenstrecken ermöglichen", erklärte der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ulrich Lange (CSU) dazu.
Wie das Nachrichten-Portal n-tv berichtet, werden im Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket Wege zu Verbesserung des Mobilfunkempfangs entlang der 39.000 Kilometer Schienenwege in Deutschland gewiesen. Die pragmatische Lösung: Die Zugfunkgeräte müssen „modernisiert“ werden, sprich von 450 MHz (analog) auf GSM-R (bei 800 MHz). Aber nicht nur.
Der Staat wird dieses und nächstes Jahr die notwendige Umrüstung „noch stärker unterstützen." Dafür werden etwa 150 Millionen Euro veranschlagt.
Mobilfunker müssen Antennen wegdrehen?
Schnell fahrende ICE Züge werden komplett per Funk gesteuert. Klassische Signale gibt es kaum noch. Durch bessere Zug-Funk-Technik profitieren auch Bahnkunden von mehr Netz
Foto: Deutsche Bahn Pressestelle
Wie das Online-Portal Golem herausfand, mussten Mobilfunkbetreiber bislang ihre LTE-Sender im 900-MHz-Band von den Bahnstrecken „wegdrehen“, um den digitalen Zugfunk GSM-R (bei 800 MHz) ja nicht zu stören.
Vier Kilometer links und rechts vom Gleis durfte der öffentliche Mobilfunk keine LTE 900-Signale ausstrahlen. Hintergrund ist die Angst der Bahn-Funker vor Intermodulations-Produkten (Mischung anderer Signale), die dann als "Geistersignale" die technisch teilweise stark in die Jahre gekommenen Empfänger der alten GSM-R-Anlagen (über 20 Jahre alt) in den Zügen „verwirren“ und die wichtige Kommunikation zwischen Zug und Stellwerk stören könnten.
Förderung für "härtere" Empfänger
Das ließ dem SPD-Abgeordneten Gustav Herzog vom Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur, keine Ruhe, wie Golem berichtet.
Seine Forderung nach “gehärteten", störungsfreieren GSM-R-Endgeräten wurde mit einer gezielten Förderung beim Austausch gegen neuere bessere Technik umgesetzt. Wenn die Bahnunternehmen sofort umrüsten, können sie innerhalb von 18 Monaten ihre Kosten zu 100 Prozent ersetzt bekommen. Später wären es nur noch 50 Prozent.
Wer nach 24 Monaten immer noch nicht umgerüstet hat, soll aus Sicherheitsgründen für seine Lokomotiven und Züge eine Geschwindigkeitsbeschränkung aufgebrummt bekommen.
Auf einen Schlag 250 MBit/s mehr Bandbreite
Durch diese Umrüstung würde es in den Zügen in Summe circa 250 MBit/s zusätzliche Bandbreite für private Bahnkunden geben können.
Gustav Herzog ist stolz: “Die Koalitionsspitze hat das Problem verstanden und die Dringlichkeit erkannt. Wir sorgen nun dafür, dass auch das 900er-Band genutzt werden kann, um die Bandbreite zu erhöhen", bestätigte Raschid El Khafif, wissenschaftlicher Mitarbeiter von Herzog, gegenüber Golem.de auf Anfrage. Manche Lösungen können so einfach sein.