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Michelstadt: Lieferung per Drohne wird erweitert

Auf dem Land gibt es wenig Läden vor Ort und somit weite Wege. Die Idee: Belie­ferung per Drohne. Doch ganz so einfach ist es weiterhin nicht.
Von mit Material von dpa

Wir haben aus Michel­stadt im Oden­wald berichtet, wo die Waren-Liefe­rung für Kunden bereits (test­weise) per Drohne erfolgt. Nun, ganz so einfach ist es nicht: Lebens­mittel, Klopa­pier oder andere Artikel werden via Drohne und Lastenrad gelie­fert.

Test seit Oktober

Bei dem seit Anfang Oktober laufenden Test in Michel­stadt im Oden­wald sind nach Angaben von Projekt­betei­ligten bereits rund 1700 Flug­kilo­meter zurück­gelegt worden. "Wir haben seit dem Start des Pilot­pro­jekts im Oktober über 100 Bestel­lungen per Drohne ausge­lie­fert", teilte ein Spre­cher des Droh­nen­her­stel­lers und -betrei­bers Wing­copter auf Anfrage der Deut­schen Presse-Agentur (dpa) mit. Im Schnitt gebe es mehr als zwei Bestel­lungen am Tag, und etliche Kunden hätten bereits mehr­fach bestellt.

Kleine Dörfer ohne eigene Läden

Eine Drohne des Projekts DroLEx (Drohnen-Lastenrad-Express-Belieferung) im Odenwald. Eine Drohne des Projekts DroLEx (Drohnen-Lastenrad-Express-Belieferung) im Odenwald.
Foto: Picture Alliance/dpa
In einer Gegend, in der es in kleinen Dörfern teils nicht mal einen Laden für das Nötigste gibt, soll das Angebot die Nahver­sor­gung verbes­sern. Bei dem vom Bundes­ver­kehrs­minis­terium mit 430.000 Euro unter­stützten Projekt soll der Waren­trans­port per E-Lastenrad dabei mit dem Droh­nen­trans­port kombi­niert werden. Betei­ligt sind unter anderem die Frank­furt Univer­sity of Applied Sciences, Wing­copter und der Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zern Voda­fone. Das Projekt "Drohnen-Lastenrad-Express-Belie­ferung" (kurz "DrolEx") soll in Zukunft schnell und emis­sions­frei Waren zum Endver­brau­cher bringen.

Michel­stadt mit zwei Stadt­teilen - künftig mehr?

Wing­copter zufolge werden derzeit die Orts­teile Rehbach und Würz­berg der Stadt Michel­stadt ange­flogen, wobei deut­lich mehr Bestel­lungen aus dem weiter entfernten Stadt­teil und damit der deut­lich größeren Entfer­nung zur nächsten Einkaufs­mög­lich­keit kommen. "Im kommenden Jahr wollen wir den Service gerne noch auf weitere Orts­teile ausweiten", kündigte der Spre­cher an. Nach anfäng­lich ein "REWE Center" Super­markt als Einkaufs­mög­lich­keit seien mitt­ler­weile zwei weitere Händler hinzu­gekommen. "Es sieht gut aus, dass wir über das Jahres­ende hinaus weiter­machen und weitere Erkennt­nisse sammeln können."

Wie läuft das ab?

Bei dem Projekt werden die im Internet bestellten Waren vom Markt mit einem Lastenrad an den Stadt­rand von Michel­stadt-Assel­brunn gefahren, wo ein spezi­eller "Droh­nen­flug­platz" einge­richtet wurde. Von dort fliegen die Drohnen die bestellten Waren dann zu einem defi­nierten Lande­platz des Ziel-Orts­teils, von wo sie mit einem weiteren Lastenrad durch einen "Kurier" zum Endver­brau­cher gebracht werden.

Warum so kompli­ziert? Aus luft­fahrt­recht­lichen Gründen dürfen die Drohnen nicht vom Super­markt bis vor die Haustür eines Kunden fliegen. Die Drohnen können zudem maximal 4,5 Kilo­gramm Last tragen.

Noch einige Hürden zu über­winden

Mit zuneh­mendem Droh­nen­ver­kehr würde das Risiko von Kolli­sionen mit anderen Drohnen oder gar bemannter Luft­fahrt steigen, was unbe­dingt vermieden werden muss. Die Droh­nen­piloten "sehen" ihre Drohnen nur über eine Mobil­funk­ver­bin­dung und greifen nur im Notfall ein, sonst fliegen die Drohnen auto­matisch. Notwendig ist also ein flächen- und luft­raum­deckendes Mobil­funk­netz (möglichst schnell und stabil) und ein Droh­nen­kon­troll­system, das über die Flug­bahnen der einzelnen Drohnen Bescheid weiß und Kolli­sionen sicher verhin­dern kann. Gerade ältere Menschen in entfern­teren Stadt­teilen wissen diese Art des Liefer­dienstes zu schätzen.

o2 hatte mit dem Lebens­mit­tel­lie­fer­dienst "Flink" einen Liefer­ser­vice für Prepaid-SIM-Karten gestartet (ohne Drohnen).

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