Privates Radio Deutschland will zweiten bundesweiten Digitalradio-Multiplex
Privates Radio Deutschland plant bundesweite Spartenkanäle
Foto: Privates Radio Deutschland GmbH
Erst vor wenigen Wochen hat mit dem Berliner Sender Kiss FM ein
Hörfunkveranstalter den bundesweiten Digitalradio-Multiplex
verlassen. Die Landesmedienanstalten hoffen, den freigewordenen Sendeplatz bald
neu belegen zu können. Bislang ist es aber unklar, welche Programmanbieter an der
Übertragungskapazität möglicherweise Interesse zeigen.
Ein anderes Unternehmen wagt dagegen den Sprung nach vorne und strebt gleich einen zweiten bundesweiten Multiplex für digitale Radioprogramme im Übertragungsstandard DAB+ an. Die Privates Radio Deutschland GmbH [Link entfernt] , wie sich die Ende vergangenen Jahres gegründete Firma nennt, plant gleich mehrere deutschlandweite Hörfunkkanäle, um mit Spartenkanälen verschiedene Zielgruppen zu erreichen.
Privates Radio Deutschland: "UKW und Internet sind keine Alternativen"
Privates Radio Deutschland plant bundesweite Spartenkanäle
Foto: Privates Radio Deutschland GmbH
Auf UKW stehen keine neuen Frequenzen für überregionale oder gar bundesweite
Programme zur Verfügung und auf das Internet als Übertragungsweg will Privates
Radio Deutschland nicht setzen. "Eine solche Verbreitung wird der klassischen
Rundfunktechnologie immer unterlegen sein", ist sich Axel Rudolph, Geschäftsführer
des neuen Programmanbieters, sicher. "Statistiken belegen zudem, dass Internethörer
zum größten Teil Programme hören, zu denen sie zuvor über UKW oder DAB+ Zugang
gefunden haben."
In der Tat ist der Radioempfang via Internet zwar im heimischen WLAN-Netz in sehr guter Qualität möglich. Öffentliche Hotspots bringen dagegen oft keine konstant ausreichenden Übertragungsraten mit sich, so dass es zu Aussetzern beim Hörfunkempfang kommt. In den Mobilfunknetzen kommt es nicht nur zu Unterbrechungen bei der Audio-Wiedergabe. Die derzeit gängigen Tarife sehen zudem eine Performance-Drosslung nach Verbrauch einer gewissen Datenmenge vor. Setzt diese Drosselung ein, so sind nur noch schmalbandige Streams in entsprechend schlechter Qualität zu empfangen.
Nun will die Privates Radio Deutschland GmbH auf die medienrechtlichen Voraussetzungen eines zweiten deutschlandweiten Multiplexes für DAB+ hinarbeiten. Aus diesem Grund hat sich das Unternehmen nach eigenen Angaben an den Vorsitzenden der Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK), Dr. Jürgen Brautmeier, gewandt, mit der Bitte, das Verfahren für die Ausschreibung eines zweiten nationalen Multiplexes anzustoßen. Sollten entsprechende Übertragungskapazitäten ausgeschrieben werden, so plant das Unternehmen entsprechende Bewerbungen um die Sendeplätze.
Sendestart soll im Herbst 2015 erfolgen
Der Start des Sendebetriebs wird für den 1. Oktober kommenden Jahres angestrebt, zumal die Schaffung aller regulatorischen Voraussetzungen, einschließlich einer Ausschreibung der Sendefrequenzen, nach Ansicht der Privates Radio Deutschland GmbH voraussichtlich rund ein Jahr in Anspruch nehmen wird.
Der Veranstalter rechnet mit Anlaufverlusten in zweistelliger Millionenhöhe. Dabei soll insbesondere in die Vermarktung der digitalen Empfangsgeräte investiert werden. Man wolle es nicht dem Zufall überlassen, dass sich Radiohörer möglicherweise irgendwann einen neuen Empfänger kaufen, der dann auch DAB+ unterstützt. Gespräche mit potenziellen Investoren liefen bereits.
Schon seit mehreren Jahren ist die Etablierung eines zweiten bundesweitem Pakets mit digitalen Hörfunkprogrammen in der Diskussion. Allerdings zeigten sich vor allem die privaten Programmanbieter bislang zum Teil sehr zurückhaltend, wenn es darum ging, auf den terrestrischen digitalen Hörfunk zu setzen. Nun bleibt es abzuwarten, inwieweit die Initiative der Privates Radio Deutschland GmbH von Erfolg gekrönt sein wird.