Digitalradio

Lob und Tadel an Vier-Punkte-Plan des VPRT zu DAB+

Die Landesmedienanstalten begrüßen die Neupositionierung des VPRT zu Digitalradio und damit die Rückkehr auf das DAB+-Spielfeld. Andere sprechen von reiner Polemik und Augenwischerei.
Von

Die neue Positionierung des VPRT zu DAB+ stößt nicht nur auf Begeisterung. Die neue Positionierung des VPRT zu DAB+ stößt nicht nur auf Begeisterung.
Foto: Media Broadcast
Siegfried Schneider, der Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM), begrüßt die Neupositionierung des Verbands Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) zu Digitalradio und damit die Rückkehr auf das DAB+-Spielfeld. "Es ist gut und wichtig, dass sich der VPRT wieder an der Diskussion über die Migration von DAB+ beteiligt und sie unterstützen will, wenn sie fair und den wirtschaftlichen Notwendigkeiten des Privatradios entsprechend ausgestaltet ist", sagte Schneider in einem Austauschgespräch mit dem VPRT in Berlin. Im Februar dieses Jahres war der VPRT überraschend aus dem Digitalradio-Board des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur ausgestiegen.

Der DLM-Vorsitzende nahm zustimmend auf, dass der VPRT den DAB+-Umstieg als unumkehrbare Entwicklung sieht. Die DAB+-Reichweiten seien für die Private nun endlich auch vermarktbar. Kein Sender könne es sich mehr leisten, auf den DAB+-Höreranteil zu verzichten, so Schneider.

Experten aus der Medienszene sprechen allerdings von reiner Polemik des VPRT und Augenwischerei. An den grundsätzlichen Positionen zu DAB+ habe sich wenig geändert. So hält der Verband einen Ausstieg aus der analogen UKW-Technologie erst ab einer Marktdurchdringung von mindestens 90 Prozent für möglich. In anderen Ländern in Europa beginnt oder begann die Migrationsphase, nachdem 50 Prozent der Haushalte Radio über digitale Wege gehört haben. Auch die geforderten 500 Millionen Euro Infrastruktuförderung seien völlig überzogen.

"Dass der VPRT faire Umstiegsbedingungen fordert, ist nachvollziehbar. Ob sie allerdings in der Höhe richtig und realistisch sind, wird noch intensiv zu diskutieren sein“, sagte Schneider dazu. Fest stehe, dass "der private Hörfunk für die Einführungsphase Unterstützung braucht, damit dieser Zeitraum so kurz wie möglich wird". Auch stimme man überein, dass die Diskussion über ein UKW-Abschaltdatum zum jetzigen Zeitpunkt unnötig und eher kontraproduktiv sei.

Neuer Direktor der LfM: DAB+ ist nur eine Brückentechnologie zum Internet

Die neue Positionierung des VPRT zu DAB+ stößt nicht nur auf Begeisterung. Die neue Positionierung des VPRT zu DAB+ stößt nicht nur auf Begeisterung.
Foto: Media Broadcast
In einem Video-Statement zum Medientreff NRW hat sich unterdessen der neue Direktor der Landesanstalt für Medien (LfM), Dr. Tobias Schmid, zur aktuellen Situation von DAB+ in Nordrhein-Westfalen geäußert. Derzeit sei noch völlig offen, ob es private Angebote in NRW im Rahmen von regionalen Multiplexen geben wird.

Die unternehmenspolitische Ausrichtung im Radiomarkt in NRW habe sich bislang sehr darauf konzentriert, "dass man das Gefüge, das man hier hat, möglichst unbeschadet behält. Das war auch gut, da es uns darüber möglich war, eine solch vielfältige Lokalfunkstruktur aufrecht zu erhalten", so Schmid. "Ich glaube aber bei dem Druck, der inzwischen sowohl über das Online-Angebot als auch über neue Verbreitungsformen für klassisches Radio wie DAB+ entsteht, dass die Vorstellung, wonach wir NRW weiter isoliert betrachten können, eine enge Kurve werden könnte".

Schmid, bislang bei der Mediengruppe RTL Deutschland für Medienpolitik zuständig und zuletzt auch Vorsitzender des Privatsenderverbands VPRT, sei sich nicht sicher, ob DAB+ der Distributionsweg für Radio der Zukunft sei und sieht wie sein Vorgänger Jürgen Brautmeier den digital-terrestrischen Hörfunk eher als eine Brückentechnologie zum Internet: "Wir können es uns aber nicht weiter leisten so zu tun, als würde DAB+ nicht stattfinden. NRW ist ein attraktiver Radiomarkt, in den es bisher für externe Anbieter nicht einfach war, hereinzukommen. Jetzt gibt es bald den zweiten bundesweiten Multiplex, der bei Radiohörern eine gewisse Attraktivität aufbauen könnte".

Die Frage sei: "Kann DAB+ eine Vielfalt transportieren, die zwar größer wird, aber für die Veranstalter in Nordrhein-Westfalen das Auswuchern in der digitalen Realtität etwas behutsamer geschehen lässt? Und wie lange ist dieser Zeitrahmen, bis das Internet die Aufgaben übernimmt? Dazu habe ich keine abschließende Antwort".

Regionales DAB+ nur, wenn der Lokalfunk es will

Aufgabe der LfM sei nun, "die Option DAB+ ökonomisch, technologisch und inhaltlich zu prüfen, um die Ergebnisse dann mit den Veranstaltern zu besprechen". Er betont aber auch: "Wir von der Landesmedienanstalten können nur die Rahmenbedingungen für die Einführung von DAB+ in NRW schaffen. Wenn es von den Programmveranstaltern eine Entscheidung gegen DAB+ geben sollte, dann möchte ich wenigstens, dass sie bewusst fällt. Und wenn es gute Gründe für eine Entscheidung pro DAB+ gibt, dann müssen wir schauen, dass wir das einzigartige in der Hörfunklandschaft in Nordrhein-Westfalen, und das ist eben die große Lokalstruktur, erhalten".

Mehr zum Thema DAB+