Kehrtwende

VPRT unter Vorbehalt bereit zu Umstieg von UKW auf DAB+

Lange galt der Privatfunkverband VPRT als einer der größten Gegner eines Umstiegs von UKW auf DAB+. Jetzt die Kehrtwende: Man wäre sogar zur Abschaltung von UKW bereit, wenn Bedingungen erfüllt werden.
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Der VPRT würde den Umstieg von UKW auf DAB+ nun mittragen Der VPRT würde den Umstieg von UKW auf DAB+ nun mittragen
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Es ist eine noch vor kurzer Zeit nicht für möglich gehaltene Kehrtwende: Der Fachbereich Radio und Audiodienste im Verband Privater Rundfunk und Telemediendienste e.V. (VPRT) hat auf seiner Sitzung im Rahmen der Mitgliederversammlung des Verbandes am Rande der IFA in Berlin die Anforderungen für einen Übergang auf die digital-terrestrische Radiozukunft einstimmig beschlossen und vorgestellt. In dem “Vier-Punkte-Plan” bekennt sich der Verband zu einer Unterstützung des Digitalumstiegs auf DAB+, wenn er fair und den wirtschaftlichen Notwendigkeiten des Privatradios entsprechend ausgestaltet werde. Bisher hatte der Verband DAB+ immer kritisch gesehen und hatte zuletzt sogar das Digitalradio-Board des Bundesverkehrsministeriums verlassen.

Der VPRT würde den Umstieg von UKW auf DAB+ nun mittragen Der VPRT würde den Umstieg von UKW auf DAB+ nun mittragen
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"Bei der Diskussion um DAB+ scheint der politische Wille den Point-of-no-Return erreicht zu haben", betont Klaus Schunk, Vorsitzender des Fachbereichs Radio und Audiodienste im VPRT und Geschäftsführer von Radio Regenbogen. Die Bedenken der privaten Radiounternehmen an einer digitalen Migration des terrestrischen Hörfunks seien aber bis dato in der politischen Willensbildung nicht berücksichtigt: "Fragen der Finanzierung des Umstiegs, des Erhalts der lokalen, regionalen und landesweiten Vielfalt bis hin zur medienpolitischen Gestaltung eines dualen Rundfunksystems mit gleichen Voraussetzungen für private und öffentlich-rechtliche Radioangebote sind nach wie vor unbeantwortet".

Der VPRT nehme die politisch intendierte Entwicklung zur Kenntnis. Im Interesse seiner Mitglieder trage er konstruktiv dazu bei, dass in diesem Wandlungsprozess das duale Radiosystem erhalten bleibt – keine Expansion öffentlich-rechtlicher Radioprogramme unter dem Mantel der Digitalisierung – sowie eine solide Geschäftsgrundlage und eine Abbildung aller bestehenden privaten Hörfunkprogramme über DAB+ gewährleistet seien.

Motive der Migration und faire Bedingungen für Umstieg

DAB+ sei kein einheitlicher europäischer Standard, Radio sei schon längst Multichannel, betont der Verband im Vier-Punkte-Plan. Gleichwohl sei für DAB+ aus politischen Gründen der Point-of-no-Return überschritten. Der private Hörfunk sei daher bereit, eine Migration aktiv zu unterstützen, sofern die Finanzierungsgrundlage dafür gewährleistet und faire Leitplanken definiert würden. Dazu gehörten die Sicherstellung eines ausgewogenen dualen Systems sowie die Abbildung aller bestehenden privaten UKW-Programme über DAB+.

Der öffentlich-rechtliche Hörfunk benötigt für den Umstieg auf DAB+ bis 2025 schätzungsweise rund 600 Millionen Euro, die er aus dem Rundfunkbeitrag erhält. Eine vergleichbare Summe – rund 500 Millionen Euro – müsse der private Hörfunk aufbringen. Dieser Zusatzaufwand sei aber über Werbung nicht zu finanzieren. Daher bedarf es laut VPRT auch für den privaten Hörfunk einer Infrastrukturförderung. Diese Förderung sei zwingende Voraussetzung für die Migration.

Einstiegsphase in die Migration und dreijährige Umstiegsphase

Ab dem Zeitpunkt der gesicherten Finanzierung und der Möglichkeit, alle bestehenden privaten UKW-Programme über DAB+ abzubilden, werde der private Hörfunk DAB+ aktiv bewerben. Ein Abschaltdatum (auch nicht die Diskussion hierüber) dürfe es bis zum Absinken der tatsächlichen analogen Nutzung auf unter zehn Prozent nicht geben. Maßgeblich für die Messung der Nutzung sei der Anteil der UKW-Verbreitung an der durchschnittlichen Stunden-Netto-Reichweite (Werbefunk Gesamt, 14 bis 59 Jahre, Montag bis Freitag, 6 bis 18 Uhr).

Da sich Privatradio maßgeblich durch Werbung finanziere, reiche die bloße Verbreitung von Endgeräten als Maßstab für den Einstieg in die Migration nicht aus.

Erst wenn die tatsächliche analoge Restnutzung unter zehn Prozent der Gesamtnutzung falle, beginne die dreijährige Übergangsphase von UKW zu DAB+. Binnen der darauffolgenden drei Jahre werde die UKW-Verbreitung eingestellt, so der VPRT abschließend.

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