Rundfunk

DAB+-Ausbau auf Eis: Deutschlandradio muss sparen

Nach der von Sachsen-Anhalt blockierten Erhö­hung des Rund­funk­bei­trags um 86 Cent auf 18,36 Euro pro Monat werden beim öffent­lich-recht­lichen Rund­funk erste Konse­quenzen deut­lich. Das Deutsch­land­radio hat von einem Sonder­kün­digungs­recht der laufenden Tarif­ver­träge Gebrauch gemacht und legt den Ausbau beim ersten DAB+-Bundesmux auf Eis.
Von / dpa

Der DAB+-Ausbau bei Deutschlandradio wurde auf Eis gelegt Der DAB+-Ausbau bei Deutschlandradio wurde auf Eis gelegt
Foto: Roberts Radio
Nach der von Sachsen-Anhalt blockierten Erhö­hung des Rund­funk­bei­trags um 86 Cent auf 18,36 Euro pro Monat werden beim öffent­lich-recht­lichen Rund­funk erste Konse­quenzen deut­lich. Das Deutsch­land­radio hat von einem Sonder­kün­digungs­recht der laufenden Tarif­ver­träge Gebrauch gemacht, wie der öffent­lich-recht­liche Sender auf Anfrage der Deut­schen Presse-Agentur (dpa) bestä­tigte. Inten­dant Stefan Raue betonte: "Die Kündi­gung des laufenden Tarif­ver­trags ist für Deutsch­land­radio eine leider notwen­dige Maßnahme, die den Mitar­bei­terinnen und Mitar­bei­tern viel abver­langt."

Durch die Kündi­gung der laufenden Tarif­ver­träge wird es dem Deutsch­land­radio zufolge vorerst nicht mehr zum April zu einer Anhe­bung der Vergü­tung um 2,25 Prozent kommen. Die Tarif­ver­träge haben eigent­lich noch eine Lauf­zeit bis Ende März 2022. Beim Deutsch­land­radio arbeiten derzeit 725 fest­ange­stellte Mitar­beiter in Voll- und Teil­zeit - das entspricht 640 Voll­zeit-Stellen. Zudem gibt es 685 arbeit­neh­mer­ähn­liche Beschäf­tigungs­ver­hält­nisse und zwischen 5000 und 6000 freie Mitar­beiter auf Hono­rar­basis. Haupt­stand­orte sind Berlin und Köln.

Ausbau bei DAB+ gestoppt

Der DAB+-Ausbau bei Deutschlandradio wurde auf Eis gelegt Der DAB+-Ausbau bei Deutschlandradio wurde auf Eis gelegt
Foto: Roberts Radio
Das Deutsch­land­radio hat aber auch tech­nische Schritte beschlossen. So soll der Ausbau des Digi­tal­radio-Sender­netzes auf Eis gelegt werden. Betroffen sind neue Sende­anlagen beim ersten DAB+-Multi­plex, den Deutsch­land­radio als Treiber maßgeb­lich mitfi­nan­ziert. Somit bleiben größere Lücken wie der Huns­rück sowie das Nahe- oder Moseltal in Rhein­land-Pfalz, Teile des Schwarz­walds oder die Insel Usedom weiter unver­sorgt. Bei einigen Stand­orten ist Netz­betreiber Media Broad­cast jedoch laut Infor­mationen von teltarif.de in Vorleis­tung getreten, somit konnten Ende 2020 doch noch weitere Sende­stand­orte ans Netz, zwei weitere, die ange­kün­digt waren, sind noch nicht auf Sendung.

Deutsch­land­radio entschied sich nach eigenen Angaben für solche Stell­schrauben, um mögliche Einschnitte im Programm zu vermeiden und den betrieb­lichen Ablauf zu sichern. Man habe sich auf kurz­fristig umsetz­bare Maßnahmen fokus­siert. Raue betonte, Prio­rität für die Entschei­dungs­fin­dung habe gehabt, dass man bis zu einer Entschei­dung des Bundes­ver­fas­sungs­gerichts im Haupt­ver­fahren keine Schritte beschließen wollte, "die den Programm­auf­trag maßgeb­lich beein­träch­tigt hätten."

DJV kriti­siert Spar­kurs

Der Deut­sche Jour­nalisten-Verband (DJV) kriti­sierte den Schritt. Der Bundes­vor­sit­zende Frank Überall sagte der dpa: "Das könnte eine Vorrei­ter­rolle mit sich bringen, die zu einem Flächen­brand führt."

Im Dezember hatte die Regie­rung Sachsen-Anhalts entgegen dem Willen aller anderen Länder die Erhö­hung des Rund­funk­bei­trags in Deutsch­land von monat­lich 17,50 Euro auf 18,36 Euro zum 1. Januar 2021 blockiert.

ARD, ZDF und Deutsch­land­radio klagten umge­hend vor dem Bundes­ver­fas­sungs­gericht. Eil-Anträge wurden noch vor Jahres­ende vom Gericht abge­lehnt, in der Haupt­sache gibt es noch keine Entschei­dung.

Mehr zum Thema DAB+