Zocken mit 5G: Telekom-Branche hofft auf gute Geschäfte
5G ist vor allem für "Mobile Games" wichtig, also fürs Spielen unterwegs etwa auf dem Smartphone oder Tablet. Unter bestimmten Umständen sei 5G aber selbst zu Hause besser für Gaming, schließlich seien Latenz und Datenvolumen im Festnetz - je nach Anschluss - mitunter langsamer, sagt Vodafone-Technikchef Gerhard Mack. "Im Festnetz sind es bei uns im Schnitt 30 Millisekunden Latenz, im 5G-Mobilfunknetz hingegen nur 12 bis 13 Millisekunden." Beide Werte dürften aber noch sinken durch technische Verbesserungen.
Cloud Gaming ermöglicht neue Spielideen
Cloud Computing soll ein der Killerapplikationen für 5G werden.
Bild: Vodafone
Experten werten 5G als starken Treiber für die Branche. "Mobile Gaming
boomt, der Bereich wächst in Deutschland pro Jahr um etwa ein Viertel",
sagt Martin Wrulich von der Unternehmensberatung McKinsey.
Bei beliebten Spielen wie Pokemon Go sei eine direkte Interaktion mit
anderen Spielern bisher nicht möglich, dank 5G werde sich das ändern.
Die Spiele seien technisch inzwischen so aufwendig, dass sie hohe
Rechenleistungen erforderten.
Business Case noch offen
"Nun verschiebt man den Rechenaufwand in die Cloud und schickt dem Nutzer nur noch ein Live-Bild auf sein Smartphone - am besten über 5G und nicht über WLAN, weil das in der Regel höhere Latenzen hat." Unklar findet Wrulich derzeit noch den "Business Case" - also wie Telekommunikationsfirmen und Gaming-Anbieter daran Geld verdienen. Der Bau und Betrieb des Netzes seien sehr teuer. Ob diese Kosten indirekt von den Gamern beglichen und oben drein noch ein Gewinn anfalle, sei derzeit noch fraglich.
Gaming hat hohen Anteil am Traffic
Wie wichtig Gaming für die Telekombranche ist, verdeutlicht der steigende Anteil der Online-Spiele am Datenvolumen. 2015 habe dieser bei Vodafone noch bei fünf Prozent gelegen, heute seien es 15 Prozent, sagt Mack. Und in einigen Jahren dürften es 30 bis 35 Prozent sein.
Auch der Branchenverband Game hat die Bedeutung erkannt. Spieler wie Entwickler brauchten schnelle und stabile Datenanbindungen, betont Verbandschef Felix Falk. Da Spieler inzwischen mehr auf Mobilgeräte setzen statt auf PC oder Konsolen, sei 5G wichtig. Ein zügiger Ausbau wäre daher hilfreich für die Branche, noch immer gebe es hierzulande zu viele Funklöcher oder zu langsame Datenverbindungen. Auch der E-Sports-Turnierveranstalter ESL betont die Bedeutung des Standards: Wenn die Leute überall mit einer schnellen Verbindung spielen können, vergrößere sich die Zielgruppe und somit auch der E-Sports-Markt, sagt Kristina Müller, Leiterin Strategische Partnerschaften.
Gamer noch nicht voll überzeugt
Und was sagen die Nutzer - können die es kaum erwarten, im 5G-Speed zu daddeln? Patrik Schönfeldt vom Verband für Deutschlands Video- und Computerspieler ist zurückhaltend. "Wir sind da zwiegespalten: Die einen sagen, das mache das mobile Spielen einfacher; die anderen sind die Traditionalisten, die ein Spiel nach wie vor physisch haben wollen und nicht in irgendeiner Cloud." Beim Streaming werde das Angebot laufend überarbeitet und gewisse Angebote würden gestrichen - "gut möglich, dass man manches Spiel nach ein paar Jahren gar nicht mehr spielen kann".
Generell sei ein flächendeckender Mobilfunk wichtig fürs mobile Gaming. "Es ist gut, dass der Netzausbau langsam in die Gänge kommt." Nach seiner Einschätzung ist 5G-Gaming aber zum Großteil noch Zukunftsmusik, schließlich brauche man neue 5G-fähige Smartphones. "Bis das im Massenmarkt ankommt, vergehen noch fünf bis zehn Jahre."
Nicht nur auf dem Mobiltelefon, auch am PC oder Tablet boomt Cloud Gaming. So hat etwa auch Medion angekündigt ein eigenes Angebot im November zu starten. Als Partner vermutet man in der Branche Playgiga. teltarif.de berichtete.