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Berliner Verkehrsbetriebe bieten Ticket-Kauf per App

Die Berliner Verkehrsbetriebe haben heute eine Neuauflage ihrer App vorgestellt. Über diese können Besitzer von Android- und iOS-Smartphones nun auch Fahrkarten per Handy erwerben. Wirklich überzeugen konnte uns die App in einem ersten Test aber nicht, zumindest wenn man die Alternativen betrachtet.
Von Kaj-Sören Mossdorf

FahrInfo zeigt aktuelle Verbindungen an, allerdings ohne tatsächliche Abfahrtszeit. FahrInfo zeigt aktuelle Verbindungen an
Screenshot: teltarif.de
Die Berliner Verkehrsgesellschaft hat heute die FahrInfo-App vorgestellt, mit der es möglich ist, Tickets vor Fahrtantritt zu erwerben. Für Android-Nutzer steht damit ab jetzt eine neue App (FahrInfo Plus) im Playstore zum Download bereit. Besitzer von Apple-Geräten erhalten die Funktion per Update und sollten sich nach dem nächsten Start nicht wundern, denn das Design der App wurde neu gestaltet und an die Android-Variante angeglichen. Wir vermuten jedoch, dass auch die iOS-App komplett neu entwickelt wurde. Laut BVG lagen die Entwicklungskosten der App bei rund 30 000 Euro.

Touristen-Angebote der BVG können nun zuhause ausgedruckt werden

FahrInfo zeigt aktuelle Verbindungen an, allerdings ohne tatsächliche Abfahrtszeit. FahrInfo zeigt aktuelle Verbindungen an
Screenshot: teltarif.de
Nutzer der App können Kurzstreckentickets, Einzelfahrausweise und Tageskarten für Berlin erwerben, wobei hier der Regel-, Ermäßigungs- und Fahrrad-Tarif zur Auswahl stehen. Zudem können Anschlussfahrausweise und Kleingruppen-Tageskarten erworben werden. Besonders für Touristen interessant sein dürfte die Möglichkeit, auch die Berlin WelcomeCard und die CityTourCard per App zu erwerben. Diese können künftig auch bereits von Zuhause ausgedruckt werden.

Die App zeigt auch andere Tickets an, aber nur die erwähnten Fahrkarten können erworben werden. Eine Übersicht über die Fahrkarten
Screenshot: teltarif.de
Weniger praktisch für sie ist jedoch, dass vor dem erstmaligen Kauf per Handy-App eine Registrierung nötig ist. Abgerechnet werden können die Fahrtkosten per Visa- und Mastercard oder aber durch das Lastschriftverfahren. Alle Fahrkarten können für die Tarifbereiche AB, BC und ABC erworben werden, wobei der Kauf maximal vier Wochen vor Fahrtantritt getätigt werden kann, beziehungsweise vor direktem Fahrtantritt getätigt werden muss.

Im Falle einer Fahrkartenkontrolle müssen dann Fahrkarte und nach Aufforderung auch der Lichtbildausweis vorgezeigt werden. Ein leerer Akku oder ein Absturz zählen dabei nicht als Freikarte und werden als Schwarzfahrt gewertet. Außerdem ist in der App die Carsharing-App car2Go integriert. Dabei wird der aktuelle Standort von Fahrzeugen in der Karte der App angezeigt. Eine Buchung dieser ist dann über einen Wechsel in die car2go-App möglich.

App überzeugt bei erstem Eindruck nicht

Schaut man sich die Bewertungen der App in den Appstores genauer an, fällt vor allem eines auf: Bisher sind sie alle recht negativ. Gerade Nutzer der iOS-Version beschweren sich über entfernte Funktionen, Android-Nutzer darüber, dass diese fehlen. Der Hauptkritikpunkt: In der App fehlen Angaben zu der tatsächlichen Abfahrtszeit von Bus, U- und S-Bahn. Stattdessen werden nur die theoretisch geplanten Fahrzeiten angezeigt. Wer öfter mal in Berlin unterwegs ist, der weiß aber, dass diese oftmals von den tatsächlichen Zeiten abweichen. Dieser Kritikpunkt hat sich auch bei unserem ersten Test bewahrheitet. Ein Blick in die offizielle Präsentation der BVG zu der App zeigt aber, dass das Feature künftig wieder integriert werden soll. Übrigens genauso wie der Fahrkartenkauf ohne Registrierung.

Was uns zudem negativ aufgefallen ist, ist, dass es in der Fahrplanauskunft nicht mehr möglich ist, sich spätere Verbindungen anzeigen zu lassen. Stattdessen müsste eine Anfrage erneut ausgeführt werden. Wirklich angenehm für die Planung einer Abfahrt ist dies nicht. Wer nur sehen will, welche Verkehrsmittel von einer Haltestelle demnächst abfahren, der kann dies über einen entsprechenden Punkt in der App erledigen. Verkehrsmittel auf der Karte in der Übersicht. Verkehrsmittel auf einen Blick
Screenshot: teltarif.de

BVG gibt sich Mühe bei der Abgrenzung von anderen Diensten

In der Präsentation der App gibt sich die BVG alle Mühe, sich von der Konkurrenz abzugrenzen, denn einen Ticketservice für Fahrkarten gibt es beispielsweise mit Touch & Travel bereits. Im Unterschied zu der BVG-App muss der Nutzer die Haltestelle am Abfahrtsort in der App registrieren und beim Erreichen des Zielortes auch die dortige Haltestelle in die App eintragen.

Der entsprechende Tarif wird dann automatisch berechnet. Zur Registrierung an den Haltestellen kann entweder deren Zahlencode eingegeben werden sowie das NFC-Tag oder der QR-Code gescannt werden. Zudem ist eine Ortung per GPS möglich. Eine Fahrplanauskunft bietet die Touch-&-Travel-App aber nicht, ist dafür aber bundesweit und auf einigen internationalen Verbindungen nutzbar.

Gegenüber anderen Auskunfts-Apps hebt die BVG-App sich durch den Ticketkauf ab. Mit dem momentanen Funktionsumfang stellt sie aber keine wirkliche Gefahr für die anderen Apps dar. Hier muss und wird die BVG künftig wohl nachbessern.

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