Themenspecial Senioren Online-Banking

Seit Corona: Senioren stürmen Online-Filialen der Banken

Ältere Menschen in Deutsch­land waren beim Banking bislang eher Online-Muffel. Mit der Corona-Krise wagten aber viele Senio­rinnen und Senioren den Sprung ins Internet-Zeit­alter.
Von dpa /

Online-Banking war vielen älteren Menschen in Deutsch­land bislang zu kompli­ziert oder zu risi­koreich. Doch in der Corona-Krise haben etliche Senioren die Angst vor Cyber­kri­minellen oder die Sorge um den Daten­schutz über­wunden und nutzen für die Erle­digung ihrer Finanz­geschäfte Smart­phone, Tablet-Computer oder PC.

Bei einer reprä­sen­tativen Umfrage des Digi­tal­ver­bandes Bitkom, die kürz­lich veröf­fent­licht wurde, stellte sich heraus, dass sich der Anteil der Menschen ab 65 Jahren, die ihre Bank­geschäfte online abwi­ckeln, im vergan­genen Jahr fast verdop­pelt hat: von 22 Prozent auf 39 Prozent.

In der gesamten Bevöl­kerung setzen mitt­ler­weile vier von fünf Befragten (80 Prozent) auf Online-Banking. Vor einem Jahr lag der Wert noch bei 73 Prozent.

Daten­schutz­gründe halten 66 Prozent vom Online-Banking ab

Bitkom-Präsident Achim Berg: "Seit Corona erleben wir einen regelrechten Sturm der Seniorinnen und Senioren auf die Online-Filialen der Banken." Bitkom-Präsident Achim Berg: "Seit Corona erleben wir einen
regelrechten Sturm der Seniorinnen und Senioren auf die
Online-Filialen der Banken."
Bild: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Britta Pedersen
Bitkom-Präsi­dent Achim Berg sagte, die aller­meisten Menschen erle­digten Bank­geschäfte schon seit einigen Jahren ganz selbst­ver­ständ­lich digital. "Nur die Älteren blieben beim Online-Banking weitest­gehend außen vor. Seit Corona erleben wir einen regel­rechten Sturm der Senio­rinnen und Senioren auf die Online-Filialen der Banken."

Menschen, die kein Online-Banking nutzen, tun dies vor allem "aus Gewohn­heit" (87 Prozent). Der Kontakt mit Menschen in der Bank ist drei Viertel (74 Prozent) der Offline-Kunden wichtig. Daten­schutz­gründe halten 66 Prozent vom Online-Banking ab. Die Angst vor Krimi­nellen lässt 61 Prozent zurück­schre­cken, 51 Prozent ist es immer noch zu kompli­ziert. Dazu dürfte auch die Umset­zung der Zahlungs­richt­linie PSD2 beigetragen haben, die bei vielen Online-Banking-Anwen­dungen zu einem fumme­ligen Anmel­dever­fahren geführt hat.

Smart­phone auf Platz 2 für Finanz­geschäfte

Bei denje­nigen, die online ihre Finanz­geschäfte erle­digen, nimmt das Smart­phone eine immer stär­kere Rolle ein, wie die Umfrage ergab. Zwar liegt der Laptop mit 83 Prozent weiter auf Platz 1, das Smart­phone nimmt mit 64 Prozent aber schon auf Platz 2 ein und hat damit den Desktop-PC (51 Prozent) und den Tablet-Computer (44 Prozent) über­holt.

Das Digi­tal­angebot einer Bank spielt inzwi­schen auch eine maßgeb­liche Rolle, wenn Kundinnen und Kunden sich für ein Institut entscheiden. Zwar liegen hier klas­sische Auswahl­kri­terien wie die Höhe der Einla­gen­siche­rung (98 Prozent), die Höhe der Bank­gebühren (97 Prozent) und kostenlos nutz­bare Geld­auto­maten (97 Prozent) noch vorne. Die Corona-Pandemie hat für einen Anstieg beim Online-Banking  gesorgt Die Corona-Pandemie hat für einen Anstieg beim Online-Banking gesorgt
Bild: Bitkom
Doch knapp dahinter folgt bereits eine benut­zer­freund­liche Online-Banking-App (86 Prozent). Die App ist der Bitkom-Umfrage zufolge inzwi­schen wich­tiger als das Herkunfts­land der Bank (82 Prozent), der gebüh­ren­freie Zugang zu Bargeld im Ausland (78 Prozent) oder das Thema Nach­hal­tig­keit (75 Prozent).

Schlie­ßungs­welle bei Bank­filialen?

Der Boom des Online-Banking hat weit­rei­chende Folge für die Banken, die bislang stark auf ihr Fili­alnetz setzen. In der Bitkom-Umfrage sagen 4 von 10 (38 Prozent) der Onliner, dass sie ausschließ­lich das Online-Angebot nutzen und gar keinen Kontakt mit Bank­ange­stellten mehr in einer Filiale haben.

Rund die Hälfte (53 Prozent) erle­digt ihre Bank­geschäfte über­wie­gend online und besucht nur hin und wieder eine Filiale. Nur noch 7 Prozent gehen über­wie­gend in die Filiale und nutzen Online-Banking nur gele­gent­lich. Vor diesem Hinter­grund hatte am Dienstag die Unter­neh­mens­bera­tung PwC Stra­tegy & in einer Analyse des Banken­sek­tors eine große Schlie­ßungs­welle bei Bank­filialen voraus­gesagt.

Großes Poten­zial sieht Bitkom noch bei Versi­che­rungen

Denn der Trend zum Online-Banking dürfte auch Auswir­kungen auf diese Branche haben. 57 Prozent derje­nigen, die bereits Online-Banking nutzen, können sich vorstellen, ihre Versi­che­rungs­ange­legen­heiten auch gleich direkt im Online-Banking zu erle­digen.

Gleich­zeitig sind nur 44 Prozent aller Befragten der Meinung, dass sie einen guten Über­blick über ihre Versi­che­rungen haben. Ein Drittel (37 Prozent) würde gerne mehr Versi­che­rungs­pro­dukte digital abschließen. Die Hälfte (53 Prozent) hat bislang schon einmal online eine Versi­che­rung abge­schlossen.

Kürz­lich wurde ein Gesetz zum auto­nomen Fahren in Deutsch­land verab­schiedet. Der Digi­tal­ver­band Bitkom spricht sich dafür aus. Mehr dazu lesen Sie in einer weiteren News.

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