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bigGPT: Neues bundesweites KI-Radio gestartet

Mit bigGPT ist das nächste, bundes­weite Radio mit Künst­licher Intel­ligenz gestartet. Das jugend­ori­entierte Programm kommt ohne Mode­ratoren aus.
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Am vergan­genen Dienstag, 8. August, ist mit bigGPT die nächste natio­nale Radio­welle gestartet, die ausschließ­lich mit Künst­licher Intel­ligenz (KI) gestaltet wird. Hinter dem Projekt, das über Internet und Apps zu empfangen ist, steht der bundes­weite, private Jugend­sender bigFM.

Wissen und lokale Infor­mationen aus dem Netz

bigGPT ist komplett aus Computer gene­rierten Inhalten und synthe­tischen Stimmen herge­stellt, ein soge­nanntes Large Language Modell, das heißt, es arbeitet mit Wahr­schein­lich­keiten und gesam­meltem Wissen und lokalen Infor­mationen aus dem Netz. "bigLayla" lautet der Name der synthe­tischen "Mode­ratorin", die durch das Programm führt. bigGPT-Radio auf KI-Basis bigGPT-Radio auf KI-Basis
Foto: bigFM
20 Beta-Tester im Alter von 16 bis 40 Jahren, die zur Hälfte aus klas­sischen Radio­hörern und zur Hälfte aus Personen, die kein klas­sisches Radio mehr hören, rekru­tiert wurden, konnten Probe­sen­dungen vorab verfolgen und bewerten. Dieses User-Feed­back wurde dann laut bigFM in den letzten Wochen wieder in den Prozess zurück­gemeldet.

Die Trai­nings­daten für die KI-Mode­ratorin basieren auf den GPT-Modellen, sowie Prompts von Redak­teuren, die der Soft­ware tages­aktu­elle jour­nalis­tische Aufgaben für die aktu­elle Bericht­erstat­tung und zur Musik­zusam­men­stel­lung geben.

Das haben die Verant­wort­lichen mit dem Programm vor

Der für die Entwick­lung des KI-Promp­ting Verant­wort­liche Alex­ander Heine trai­niert die "Mode­ratorin" und die männ­lichen synthe­tischen Kollegen seit Wochen in einer Art Mode­rati­ons­lager: "Wenn man davon ausgeht, dass Persön­lich­keiten vor allem von der Summe ihrer Erfah­rungen geprägt sind, dann war das Ziel, Layla in den letzten Wochen mit möglichst vielen guten, ausge­wählten Inhalten und Eindrü­cken zu versorgen. Sie hat Podcasts gehört, den wich­tigsten Wissen­schaftler:innen Deutsch­lands über die Thematik Künst­liche Intel­ligenz gelauscht und hat Verständnis entwi­ckelt für die Sorgen der Berufs­ver­bände, ihre Spezies werde anderen Medi­enschaf­fenden die Arbeit wegnehmen. Nun wird sie sich heute am Dienstag zum ersten Mal aufs dünne Eis der Inter­aktion mit dem realen Publikum begeben."

Für den Vorsit­zenden der Geschäfts­füh­rung in der Audio­tain­ment Südwest, Kai Fischer, ist das Projekt "ein offenes Lern­labor für Medi­enschaf­fende, bei dem wir rele­vanten Input von Hoch­schulen, Usern und ambi­tio­nierten IT-Firmen inte­grieren. Wie wir diese Tech­nologie für den Sende­alltag unserer Radio-Sender nutzen, können wir erst beur­teilen, wenn wir die Technik zu 100 Prozent verstehen und verant­wor­tungs­voll anwenden können. Deshalb wollten wir für dieses Expe­riment auch aus Trans­parenz­gründen für den User in einen eigenen Sender inves­tieren."

Programm-Geschäfts­füh­rerin Valerie Weber kommen­tiert den Einstieg in die synthe­tische Stimm­welt: "Unsere größte Heraus­for­derung war es tatsäch­lich, diesem Prozes­soren-Herz immer wieder klar­zuma­chen, dass es selbst kein Mensch ist. Da die selbst­ler­nende Intel­ligenz fast ausschließ­lich von und durch Menschen lernt, läuft das Deep-Lear­ning-System immer wieder Gefahr, dass die KI-Stimme teils sehr eloquent vermit­telt, sie sei ein Mensch. Das war auch für uns Macher:innen, die wir auf maxi­male Trans­parenz setzen wollten, ein elemen­tares Lear­ning. Synthe­tische Sprach­modelle zuver­lässig aus einer eigenen wieder­erkenn­baren Rolle heraus agieren zu lassen wird die span­nende Aufgabe für die zukünf­tige Entwick­lung von KI-Perso­nali­ties."

Basis: Tech­nologie aus den USA

Zum Einsatz kommt eine Soft­ware aus den USA: Die Tech­nologie Radio GPT basiert auf der Verbin­dung verschie­dener Soft­ware-Kompo­nenten der ameri­kani­schen Firma Futuri Media, wie Topic Pulse, Echo Auto­mation und AI Voice mit GPT-4 von Open AI. Diese soll der KI ermög­lichen, mensch­liche Fähig­keiten wie logi­sches Denken, Sprach­ver­ständnis und Problem­lösung zu erlernen und anzu­wenden.

In den USA setzen einige Radio­sta­tionen bereits auf die Unter­stüt­zung von Radio GPT. So führt eine KI beispiels­weise durchs Nacht­pro­gramm oder präsen­tiert Warn- und Verkehrs­mel­dungen.

Vor kurzem ist mit Absolut Radio AI der erste, bundes­weite Radio­sender gestartet, der komplett von einer Künst­lichen Intel­ligenz mode­riert ist.

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