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Editorial: Aller guten Dinge sind vier

Vergünstigt erfolgreicher privater Raketenstart die Satellitenkommunikation?
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Derzeit gibt es zwei Satelliten-Konstellationen, die vom tiefen Orbit aus mehr oder weniger erfolgreich Sprachkommunikation anbieten: Iridium und GlobalStar. Insbesondere Iridium leidet unter einer sehr geringen Datenrate von 2 400 Bit/s und der dadurch stark eingeschränkten Sprachqualität. GlobalStar steht mit 9 600 Bit/s besser da, dafür fliegen die Satelliten in einer Höhe, in der sie besonders aggressiver Strahlung ausgesetzt sind, was die Verstärker in den Satelliten schnell altern lässt.

Um die am meisten beschädigten GlobalStar-Satelliten zu ersetzen, wurden jüngst neue gestartet. Der Ersatz der kompletten Flotte durch Satelliten der zweiten Generation ist in absehbarer Zeit geplant. Die tiefer fliegenden Inmarsat-Satelliten sind weniger Strahlung ausgesetzt, benötigen aber mehr Treibstoff, um das Orbit zu halten. Dank ausgehendem Treibstoffvorrat ist auch hier ein Ersatzbedarf in den nächsten Jahren absehbar.

Sinken nun dank zunehmender Konkurrenz auf dem Markt für Satellitenstarts die Startkosten, kommt das direkt den Anbietern von Satellitenkommunikation zugute. Auch Satelliten selber könnten günstiger werden: Geringere Startkosten treiben die Nachfrage und damit die Stückzahlen nach oben. Gleichzeitig sinkt der Produktions- und Testaufwand, da man den Ausfall eines Satelliten bei geringeren Gesamtkosten eher mal verschmerzen kann.

Drastische Verbesserung in Sicht

Schließlich steht noch ein technologischer Quantensprung bevor, und zwar durch die Nutzung der von den Thuraya-Satelliten erprobten sehr großen Mesh-Antennen in Konstellationen auf niedrigen Umlaufbahnen. Dank dieser im Weltraum ausgefalteten Antennen aus vielen Einzelelementen kann selbst in der geostationären Umlaufbahn in 36 000 Kilometer Höhe noch das Signal recht kompakter Thuraya-Handys empfangen werden.

Nutzt man die Thuraya-Technologie auf der Umlaufbahn von Iridium oder GlobalStar, erhält man aufgrund des geringeren Abstands zwischen Handy und Satellit die über 100-fache Signalstärke. Dieser Vorteil kann genutzt werden, um den Stromverbrauch zu senken, die Bitrate zu erhöhen oder die Kommunikation auch in Innenräumen zu ermöglichen. Bisher funktionieren Satellitenhandys nämlich meist nur bei direkter Sichtverbindung zum Satelliten.

Die Thuraya-Satelliten sind dank der komplizierten Antenne und zugehöriger Elektronik jedoch groß und schwer, und entsprechend ambitioniert ist der Plan, 40 bis 80 davon in eine Konstellation ins erdnahe Orbit zu befördern. Aber das sind genau die Aufgaben, an denen sich SpaceX künftig messen lassen will. Es wird also spannend.

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