gescheitert

Vodafone: Keine Chance für kostenpflichtiges Handy-TV

Trotzdem wünscht sich Vodafone-Chef Joussen viele Fans
Von Marie-Anne Winter

Schon während der UMTS-Euphorie des Jahres 2000 wurde das Handy-TV, also das Fernsehen auf dem Mobiltelefon, als kommende Killer-Applikation angesehen. Doch die bewegten Bildchen auf dem Handy-Display hielten nicht, was man sich von ihnen erhofft hatte. Zum einen dauerte es Jahre, bis dann tatsächlich erste Geräte und Dienste auf den Markt kamen, mit denen Fernsehprogramme angeschaut werden konnten. Zum anderen zeigte sich, dass die Mobilfunk-Kunden keineswegs darauf erpicht waren, für etwas extra zu bezahlen, das sie viel schöner und komfortabler auf ihren großen Fernsehern zuhause ansehen konnten. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass Handy-Fernsehen per UMTS nicht funktionierte, unternahmen die Mobilfunk-Anbieter einen weiteren Versuch, ein Geschäftsmodell für das Handy-Fernsehen zu etablieren, bei dem auch etwas für sie abfallen würde: Dieses Mal setzen sie auf DVB-H, eine für mobile Endgeräte ausgelegte Version des digitalen Fernsehstandards DVB-T, der mittlerweise fast überall in Deutschland zu empfangen ist.

Mit Mobile 3.0 gründeten die Netzbetreiber Vodafone, T-Mobile und o2 eine gemeinsame DVB-H-Plattform. Doch mittlerweile sieht es danach aus, dass DVB-H nicht nur mit der Fußball-EM das nächste Großereignis im Sport, sondern den Weg in eine erfolgreiche Handy-TV-Zukunft an sich verpasst hat. Denn inzwischen sind auch in Deutschland erste Handys auf dem Markt, mit denen ohne Zusatzkosten Fernsehen per DVB-T empfangen werden kann. Lösungen für den Empfang von DVB-T auf mobilen Endgeräten waren bereits auf der IFA 2003 zu sehen. Insofern ist es wenig überraschend, dass DVB-T dem DVB-H-Modell den Rang ablaufen wird: "Das Modell eines kostenpflichtigen Angebots auf Basis eines separaten TV-Signals ist schwierig", sagte nun auch Deutschland-Chef von Vodafone, Friedrich Joussen, gegenüber der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ). Er räume dem Handy-TV-Anbieter Mobile 3.0 kaum noch Überlebenschancen ein.

Handy-Fersehen nicht auf Kosten anderer Dienste

Joussen werde auch kein Bezahl-TV auf dem Handy unterstützen, solange die Gefahr bestünde, dass die Kunden dann weniger Geld für andere Dienste ausgeben. Daher habe Vodafone für ein werbefinanziertes Handy-TV plädiert, die Medienwächter aber nicht davon überzeugen können. Vodafone plane nun, über Zusatzdienste an mobilem TV zu verdienen. "Wir bieten dann intelligente Software an. Die bietet eine Wiederholfunktion oder die Möglichkeit, Produkte und Dienste zu kaufen, die gerade im TV gezeigt worden sind. Etwa Songs bei Musiksendern."

Überhaupt möchte der Vodafone-Chef seinen Kunden zu Fans der Marke Vodafone zu machen: "Ich wünsche mir Kunden, die uns voller Überzeugung empfehlen." Hierbei habe sein Unternehmen noch Nachholbedarf. "Wie viele Kunden wären eigentlich traurig, wenn es Vodafone morgen nicht mehr gäbe?" Der Druck ist groß, denn die Umsätze und Erträge, die Vodafone im Mobilfunk erzielt, sinken derzeit. Kein Wunder, dass sich der Anbieter statt mäkeligen Normal-Kunden, die auf jeden Cent schauen, lieber Fan wünscht: "Fans sind treu, weniger preissensibel und wechseln seltener zu Wettbewerbern", sagte Joussen.

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