Handy-TV

Handy-TV bekommt eine neue Chance

Erstes DVB-T-Handy und Mobile 3.0 vor dem Start
Von dpa /

Ein Himmelsstürmer war Handy-TV bisher nicht. Der jüngste Versuch zur Fußball-WM 2006, das Mobiltelefon als Fernseh-Gerät zu etablieren, verlief im Sand. Die EM 2008 und Olympia sollen nun den Durchbruch bringen. Dieses Mal sind die Umstände vielleicht günstiger: Der Standard-Streit zwischen DVB-H und DMB scheint nach einem Machtwort der EU-Kommission zugunsten von DVB-H entschieden zu sein. Und mit Mobile 3.0 haben die Landesrundfunkanstalten einen DVB-H-Plattformbetreiber für den neuen Äther gekürt. Die Hersteller demonstrieren auf der Computermesse CeBIT mit Multinorm-TV-Handys Unabhängigkeit von politischen Entscheidungen. Und Netzbetreiber Vodafone sattelt mit DVB-T auf das fast flächendeckend fei verfügbare digitale Antennenfernsehen um.

Das Gerät dazu liefert LG Electronics mit dem KB620-TV. Leicht und flach gebaut, ist das Klappenhandy mit DVB-T-Empfänger und 2-Zoll-Display nur bei ausgezogener Antenne als Mini-Fernseher zu erkennen. "Wir waren überrascht, wie gut das funktioniert, die Bildqualität ist exzellent", sagte Vodafone-Geschäftsführer Friedrich Joussen. Laut dem Netzbetreiber hält der Akku im TV-Betrieb zwei bis drei Stunden durch. LG will das KB620-TV, das auch mit Kamera und dem schnellen Datenfunk HSDPA ausgestattet ist, nach eigenen Angaben von Mai an ausliefern. Schließlich zeigen ARD und ZDF alle entscheidenden EM-Spiele im Juni kostenlos und frei empfangbar über DVB-T.

DVB-H zunächst nur in den Landeshauptstädten

Auch der DVB-H-Plattformbetreiber Mobile 3.0 hat neben RTL, VOX, ProSieben, Sat.1, n-tv, N24 und diversen Radiosendern die beiden Öffentlich-rechtlichen im Boot. Allerdings sollen bis zum Sommer erst einmal nur die Landeshauptstädte mit DVB-H-Netz versorgt sein. Für den Empfang des noch nicht endgültig festgelegten Programmpakets wird außerdem eine Gebühr fällig - im Gespräch sind fünf bis zehn Euro pro Monat. Das in Ballungsräumen verfügbare DMB-Angebot watcha mit einem Radio- und fünf TV-Programmen kostet fünf Euro im Monat, soll aber zugunsten von DVB-H abgeschaltet werden.

Die Netzbetreiber T-Mobile, Vodafone und o2 hatten sich gemeinsam um den Betrieb der DVB-H-Sendeplattform beworben, waren aber leer ausgegangen. Entsprechend gering ist das Interesse, die Technologie weiter zu forcieren. "DVB-T wird kommen", sagte stattdessen Vodafone-Geschäftsführer Joussen. Außerdem hat der Netzbetreiber angekündigt, sein rund 30 Kanäle umfassendes Angebot namens Mobile-TV, das im UMTS-Streaming-Verfahren ausgestrahlt wird, ausbauen zu wollen. Die Filme, Beiträge und Sendungen kommen für zehn Euro im Monat oder zwei Euro am Tag im MPEG4-Format aufs Handy. Auch T-Mobile setzt weiter auf "Live TV" via Datenfunk.

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