Handy-Flieger

Fliegende Telefonzellen - Handy-Nutzung im Flugzeug

Langwierige Zertifizierungsprozesse verzögern die Einführung
Von Marie-Anne Winter

Bei der Handy-Nutzung im Flugzeug gehen die Meinungen auseinander - während die einen die mobile Kommunikation für mobile Menschen überall erstrebenswert finden, beharren andere auf letzte Ruhezonen, in denen Handys und deren Nutzer weiterhin schweigen sollen. Eines dieser letzten Rückzuggebiete ist das Flugzeug - auch wenn es schon seit langem Überlegungen gibt, die Handytelefonie im Flieger zuzulassen. Erste erfolgreiche Tests gab es bereits vor Jahren - die Einführung im Flugzeug verläuft jedoch langsamer als erwartet.

Bei den Fluggesellschaften wird das derzeit in den meisten Fällen noch geltende Handy-Verbot im Flugzeug weiterhin sehr kontrovers diskutiert. Während einige Fluglinien für die Handy-Nutzung im Prinzip schon grünes Licht gegeben haben, wollen andere, dass das Mobiltelefon weiterhin ausgeschaltet bleibt. Insgesamt zeichnet sich aber ab, dass die Nutzung von Handys bei immer mehr Fluglinien möglich sein wird, allerdings werden die Preise recht hoch und die soziale Kontrolle eher streng sein.

Als Spielverderber stellt sich derzeit vor allem US-Regulierungsbehörde Federal Communications Commission (FCC) heraus. Die ist zwar eigentlich nur für die Zulassungen in den USA zuständig, setzt aber gerade in der auf internationale Zusammenarbeit ausgerichteten Flugbranche durchaus globale Maßstäbe. Wie berichtet warnt die FCC weiterhin vor der Benutzung von Handys an Bord von Flugzeugen, weil diese elektronische Geräte im Flugzeug beeinträchtigen könnten. Nach FCC-Richtlinien ist der Einsatz von Mobiltelefonen in Flugzeugen bis auf weiteres nicht erlaubt.

Fluglinien werden Mobilfunk-Netzbetreiber

Als Bedingung für die Benutzung von Mobiltelefonen oder anderen Geräten, die Funkverbindungen aufbauen können, im Flugzeug fordert die FCC, dass die Nutzung an Bord mit geringem Energieaufwand innerhalb einer so genannten Picozelle stattfinden solle, für die eine spezielle Basisstation im Flugzeug installiert werden muss. Auch darf diese Picozelle Handynetze am Boden nicht beeinflussen. Anbieter, die an einer derartigen Lösungen arbeiten, sind beispielsweise das Genfer Unternehmen OnAir und die britische Aeromobile. Beide Anbieter haben Systeme entwickelt, bei denen die Passagiere ihre eigenen Handys nutzen können. Das bedeutet, dass die Airlines durch die Picozelle zu Netz-Providern werden - genauer gesagt zu durchaus privilegierten Zugangsanbietern mit einem zeitlich begrenzten Gebietsmonopol - in deren Netzen zu Roaming-Tarifen telefoniert werden kann. Dementsprechend dürften die Preise für Handy-Dienste an Bord auf absehbare Zeit auch ausfallen, ähnlich wie das bei Bordnetzen auf Kreuzfahrtschiffen ist.

Artikel aus dem Themenspecial "Reise und Roaming"