Ausprobiert

Apple CarPlay: Auto-HiFi-System als iPhone-Display

Mit Apple CarPlay lassen sich Inhalte vom iPhone auch auf das Display eines geeigneten Autos bringen. Wir haben die Auto-Integration für Apple-Smartphones ausprobiert.
Von

Seit einiger Zeit ist es möglich, das Apple iPhone im Auto direkt über das dort installierte Car-HiFi-System oder ein nachgerüstetes und für diese Zwecke ausgestattetes Autoradio zu bedienen. Speziell für diesen Anwendungsfall hat Apple CarPlay eingeführt. Anders als das Pendant Android Auto ist es nicht möglich, die für die Nutzung im Kraftfahrzeug bestimmte, angepasste Benutzeroberfläche direkt am Handy zu verwenden.

Im Gegenteil: Mit iOS 11 hat Apple eine Funktion eingeführt, die sich "beim Fahren nicht stören" nennt. Damit werden eingehende Benachrichtigungen während einer Autofahrt abgeschaltet. Auf Wunsch lassen sich sogar automatisierte Antworten an Kontakte senden, die während der Fahrt versuchen, Kontakt mit dem iPhone-Besitzer aufzunehmen.

Auto-Feature direkt im iOS-System integriert

Startmenü von Apple CarPlay Startmenü von Apple CarPlay
Foto: teltarif.de
Anders als für Android Auto muss zur Nutzung von Apple CarPlay keine App auf dem Smartphone installiert werden. Das Feature ist direkt im iOS-Betriebssystem enthalten und wird automatisch aktiviert, wenn das iPhone mit dem Auto verbunden wird. Bei einigen Fahrzeugen klappt das über Bluetooth. In den meisten Fällen muss eine Kabelverbindung hergestellt werden.

Werden iPhone und Bordcomputer im Auto erstmals miteinander verbunden, so wird auf dem Auto-Display ein Hinweis eingeblendet, nach dem ein neues Gerät erkannt wurde. Der Nutzer kann dann selbst entscheiden, ob CarPlay genutzt werden soll. Dazu wird der Hinweis eingeblendet, dass man gleichzeitig die Datenübertragung zwischen Fahrzeug und mobilem Gerät erlaubt.

Entscheidet man sich dafür, die Verbindung herzustellen, so wird direkt im Anschluss der CarPlay-Startbildschirm angezeigt. Dieser erinnert sofort an die Benutzeroberfläche, die wir auch vom iOS-Betriebssystem auf iPhone oder iPad kennen. Ähnlich wie Google bei Android Auto beschränkt aber auch Apple für CarPlay die zur Verfügung stehenden Apps.

Diese Funktionen stehen mit CarPlay zur Verfügung

Erstverbindung muss zunächst bestätigt werden Erstverbindung muss zunächst bestätigt werden
Foto: teltarif.de
Der Nutzer ist auf die Telefonie, den Nachrichtenaustausch, die Navigation und Multimedia-Anwendungen beschränkt. Die Icons der verfügbaren Apps werden zunächst automatisch angeordnet. Die Reihenfolge lässt sich aber vom Nutzer individuell anpassen. Das funktioniert allerdings nicht über das Car-HiFi-System, sondern direkt am iPhone im Menü Einstellungen - Allgemein - CarPlay.

Wird das Smartphone in Verbindung mit verschiedenen Fahrzeugen eingesetzt, so kann auch das CarPlay-Menü für jedes Auto einzeln eingerichtet werden. Das Fahrzeug taucht nach dem Erstkontakt mit dem iPhone im Menü auf. Klickt man dieses an, so ist die gleiche Ansicht wie auf dem Monitor zu sehen. Die App-Symbole lassen sich dann genauso gemäß den eigenen Vorstellungen verschieben wie direkt auf dem Smartphone.

Telefonieren mit Apple CarPlay

Eine der wichtigsten Funktionen eines Smartphones ist natürlich die Telefonie und natürlich kann die Telefon-Schnittstelle des iPhone auch mit CarPlay genutzt werden. Das Menü erinnert dabei an die Anordnung auf dem Handy selbst. Favoriten sind genauso wie die Anrufliste und das komplette Kontakte-Verzeichnis verfügbar.

Das Telefonmenü von Apple CarPlay Das Telefonmenü von Apple CarPlay
Foto: teltarif.de
Über den virtuellen Ziffernblock kann der Nutzer die gewünschte Rufnummer auch manuell anwählen. Auch die Visual Voicemail wurde vom iPhone auf CarPlay portiert (wobei man sich stets darüber im Klaren sein muss, dass das Auto nur für die Darstellung verantwortlich ist, während sich die gesamte "Intelligenz" auf dem Handy selbst befindet).

Optimiert ist das Telefon bei CarPlay für die Bedienung mit Siri. Noch bevor man überhaupt die eigentlichen Menüpunkte zu Gesicht bekommt, klinkt sich die virtuelle Assistentin ein und fragt nach, wen sie anrufen soll. Das funktionierte im Test ähnlich gut wie bei Android Auto. Vorteil der Apple-Lösung ist aber, dass der Nutzer zusätzlich bei Bedarf das gesamte gewohnte Menü zur Verfügung hat.

Chatten nur per SMS und iMessage

Zum Chatten hat Apple CarPlay nur die vom iPhone bekannte Nachrichten-App an Bord. Das heißt, die Anwender können per SMS oder iMessage kommunizieren. Auch dafür steht die virtuelle Assistentin Siri zur Verfügung. Die Anbindung an andere Messenger fehlt derzeit aber völlig. Hier ist Android Auto klar im Vorteil, das auch die Kommunikation über WhatsApp, Telegram oder den Facebook Messenger erlaubt.

Auch die E-Mail-Nutzung - die man ja durchaus auch sprachbasiert ermöglichen könnte - ist bei Apple CarPlay nicht vorgesehen. Zudem werden Benachrichtigungen von Apps, die nicht bei der Auto-Lösung zur Verfügung stehen, nicht angezeigt. So fehlen im Zweifel Push-Nachrichten über die neuesten Tore in der Fußball-Bundesliga oder zu Breaking News.

Navigation mit Apple Maps

Navigation nur mit Apple Maps Navigation nur mit Apple Maps
Foto: teltarif.de
Während Google nur seine eigene Karten-App für Android Auto zulässt, ist bei Apple CarPlay nur die Karten-Anwendung des iPhone-Herstellers verfügbar. Besitzer von Programmen wie TomTom oder Navigon können ihre Navigationslösungen demnach nicht auf dem Auto-Display nutzen.

Die Karten-Darstellung hinterließ im Test einen guten Eindruck, die Navigations-Anweisungen waren eindeutig. Zudem hat der Nutzer jederzeit im Blick, wie weit es noch bis zum Ziel ist, wie lange man für die Strecke voraussichtlich noch braucht und wann mit der Ankunft zu rechnen ist. Die Navigationsanweisungen erfolgen parallel auf einer ebenfalls mit dem iPhone verbundenen Apple Watch, was zum einen überflüssig ist und zum anderen unnötig Akkukapazität auf der Smartwatch verbraucht.

Webradio mit Apple CarPlay

Ein wesentliches Feature von Apple CarPlay ist die Möglichkeit, Internetradio zu hören. Allerdings sind nicht alle auf dem iPhone genutzten Webradio-Apps auch mit dem Auto-Display kompatibel. So fehlt beispielsweise die in Deutschland oft genutzte Plattform Radio.de, während das internationale Portal TuneIn Radio bei CarPlay vertreten ist.

TuneIn Radio auf dem CarPlay-Display TuneIn Radio auf dem CarPlay-Display
Foto: teltarif.de
Ebenfalls verfügbar ist der Radioplayer.de, die die Programme aller öffentlich-rechtlichen deutschen Hörfunkkanäle sowie die Angebote der größeren privat-kommerziellen Stationen bündelt. Auch Apps, die aus ausländischen AppStores auf dem iPhone installiert wurden, können genutzt werden, sofern sie mit CarPlay kompatibel sind. So steht beispielsweise das amerikanische iHeartradio oder dessen Pendant Radio.com zur Nutzung bereit. Die Radioplayer-Apps aus Kanada und Großbritannien sind ebenfalls verfügbar. Für Podcast-Freunde gibt es gleich mehrere Alternativen. Wir haben im Test Overcast verwendet. Als Alternativen stehen aber auch Programme wie Downcast oder Pocket Casts zur Nutzung bereit. Nicht zuletzt kann auch die Apple-eigene Podcast-Anwendung in Verbindung mit dem Bordcomputer im Auto verwendet werden.

CarPlay bietet Zugriff zu Musik-Streaming

Mit Apple CarPlay können außerdem viele Musikstreaming-Apps genutzt werden. Dazu gehört natürlich die zum iOS-Betriebssystem gehörende Musik-App, in die nicht nur der Apple-eigene Dienst Apple Music integriert wurde, sondern die auch Zugriff auf die lokal auf dem iPhone gespeicherten Musik-Dateien bietet. Dafür sind beispielsweise der VLC Media Player und andere Multimedia-Player nicht mit CarPlay kompatibel.

Apple Music über CarPlay Apple Music über CarPlay
Foto: teltarif.de
Spotify als derzeit erfolgreichster Musikstreaming-Dienstleister ist ebenfalls bei CarPlay zu finden wie Google Play Musik, um nur einige weitere Beispiele zu nennen. Dabei ist die Menüführung und die Anpassung an das Auto-Display etwas näher an der vom Smartphone selbst gewöhnten Struktur.

Bei Amazon Prime Music fehlt - wie auch bei Android Auto - der Zugang zu den Fußball-Übertragungen. Diese sind derzeit noch eine Besonderheit des Musikstreaming-Dienstes auf dem deutschen Markt. Allerdings hat Amazon bereits angekündigt, beispielsweise die Fußball-Bundesliga künftig auch in weiteren Ländern zu streamen. Bleibt zu hoffen, dass das Menü spätestens dann auch im Auto zugänglich ist.

Kein Sicherheitsmechanismus bei längerer Nutzung

Während Google bei Android Auto eine Sicherheitslösung eingebaut hat, die längeres "Surfen" durch die Menüs während der Fahrt unterbinden soll, gibt es eine vergleichbare Einschränkung bei CarPlay nicht. Zudem sind die Menüs der meisten Apps ausführlicher als bei Android Auto, wo die Funktionen zum Teil stark beschnitten sind. Dafür bietet die Android-Lösung eine sprachgesteuerte Anbindung an die wichtigsten plattformübergreifenden Messenger, die wiederum bei CarPlay fehlt.

Mehr zum Thema Apple iPhone