Testlabor in Hamburg: Erstes 5G-Standalone Campusnetz
Viel wird über 5G gesprochen und geschrieben. Viele Anwender finden 5G noch nicht so spannend, weil viel zu wenig bekannt ist, was man damit tun kann. Neben den Netzen von Telekom, Vodafone, Telefónica (o2) und bald 1&1 gibt es in Deutschland eine Besonderheit - die Campus-Netze. Diese Netze sind für Firmen- oder Betriebsgelände ("Campus") gedacht, aber dieses "Gelände" kann unter Umständen "weit verstreut" sein. Außenstellen können über Glasfaser-Leitungen miteinander vernetzt sein, wie beispielsweise bei Media-Broadcast in Nauen und Köln.
Der IT-Dienstleister Dataport unterstützt beispielsweise die Hamburger Stadtverwaltung und die gesamte öffentliche Verwaltung beim Thema IT-Dienstleistungen. Das Stichwort "Smart City" soll kein Schlagwort bleiben, sondern mit Leben gefüllt werden. Das bedeutet, dass die IT-Anforderungen an die öffentliche Verwaltung und damit die Datenmengen immer weiter steigen.
Dataport ist eine Anstalt
Dataport ist ein öffentlich-rechtlicher Dienstleister für die Verwaltung. Die brauchen dringend mehr und schnellere IT.
Foto: Dataport / Telefónica
Dataport ist eine "Anstalt öffentlichen Rechts" und wird von den Bundesländern Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein sowie vom kommunalen IT-Verbund Schleswig-Holstein getragen. Dataport hat rund 4300 Mitarbeiter und erzielte 2021 einen Umsatz von voraussichtlich 1,04 Milliarden Euro.
Ericsson liefert Funktechnik, Telefónica (o2) die Expertise
Nein, das ist kein Rauchmelder, sondern eine aktive 5G-Sendeantenne von Ericsson.
Foto: Ericsson
Um die viel diskutierte "Digitalisierung des öffentlichen Sektors" voran zu bringen, hat Dataport in Hamburg das erste private 5G-Standalone-Campusnetz für sein
"5G-Testlabor" in Betrieb genommen. Mit von der Partie sind der Netzausrüster Ericsson und der Mobilfunknetzbetreiber Telefónica (o2).
Dataport möchte 5G als breitbandige, kabellose Vernetzungstechnologie für große Datenmengen verwenden. Das Labor soll interessierten Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen zur Verfügung stehen, um dort mit 5G Erfahrungen für bekannte und neue Anwendungen zu sammeln.
Bei Telefónica-o2 ist Karsten Pradel, Direktor Geschäftskunden (B2B), zuständig: „Ich bin davon überzeugt, dass Dataport mit dem 5G-Labor sehr schnell viele neue Anwendungen entwickeln wird, von denen die öffentliche Hand profitiert.“ Durch diese Art der Zusammenarbeit mit Telefónica (o2) werde es dem Unternehmen möglich, sowohl eigene Anwendungen zu entwickeln als auch Know-how im Hinblick auf Betrieb und Nutzung des 5G-Netzes aufzubauen. Das bedeutet, dass auf den in Frage kommenden Geländen später auch "öffentliche" Sendestationen des Telefónica-o2-Netzes installiert werden können, um "normale" Kunden versorgen zu können. Ferner hat der Netzbetreiber das Know-how, wie Netze konfiguriert, gebaut und betrieben werden können. Ähnliche Angebote machen auch Vodafone und die Telekom interessierten Unternehmenskunden.
5G-Labor als Entwicklungsumgebung
Dr. Johann Bizer, Chef von Dataport erklärt, was er vorhat: „Unser 5G-Labor stellt für die Hamburger öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen eine Entwicklungsumgebung zur Verfügung, in der 5G-Anwendungen und Lösungen geplant, erprobt und optimiert werden können.“ Sein Unternehmen möchte sich als Innovationstreiber in der freien und Hansestadt profilieren. Das Netz versorgt sowohl abgeschlossene Laborräume als auch eine dazugehörende Freifläche. Dadurch können Innen- und Außenanwendungen unter Realbedingungen getestet werden.
Virtueller Landesanschluss mit 5G
Eine weitere Idee, die derzeit erprobt werden soll, ist der virtuelle Landesnetzanschluss (vLNA). Lässt sich mit 5G-Technik ein schnellerer und bautechnisch kostengünstigerer Zugang von öffentlichen Gebäuden wie Schulen, Rathäusern oder Behörden an das Landesnetz realisieren? Das wird insbesondere dort spannend, wo keine flächendeckenden Glasfaserleitungen verfügbar sind. Der örtlich verwendete 5G-Sender muss natürlich im "Campus" stehen und die genutzten Frequenzen dürfen andere Campus-Anwender (von anderen Firmen) nicht stören.
Da Dataport nicht nur in Hamburg aktiv ist, könnte man in Zukunft auch 5G-Antennen in Liegenschaften in Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und Sachsen-Anhalt dazu schalten, damit dort kostengünstig eine 5G-Netzabdeckung möglich wäre. Die Verbindung zwischen diesen Außenstellen und dem Dataport-Netz würde über das Kern-Netz und Glasfasern von Telefónica (o2) erfolgen.
Ein Blick unter die Haube
Campus-Netze dürfen nur ein "Firmengelände" versorgen und die Dienste sind auch nur für eine geschlossene Nutzergrube vorgesehen. Eine direkte Nutzung für "Jedermann" ist also nicht möglich. Campus-Netze funken im dafür lizenzierten Frequenzbereich zwischen 3,7-3,8 GHz.
In Hamburg kommt das "Ericsson Private 5G Netz (EPG5G)" zum Einsatz: Das ist ein kompaktes, vollständig lokal implementierte Kernnetz mit allen 5G-Funktionen und flexiblen Antennenoptionen. So eine 5G-Antenne hat die Größe eines Rauchmelders (innen) oder eines Schuhkartons (außen). Dieses Netz ist nach Angaben des Lieferanten das erste seiner Art, das Ericsson in Europa installiert hat. Das Campus-Netz liefert sowohl Outdoor-Versorgung über eine Microantenne, dazu kommt die Indoor-Versorgung über ein "Radio-DOT 4479" und zwei "IRU 8846", (ferner zwei "Radio-DOT 4479" Einheiten als Reserve).
5G statt WLAN?
Damit kann das 5G-Netz ein Unternehmen besser und schneller versorgen, als es bislang auf WLAN (802.11) basierende Netze konnten.
Einer Umfrage von Statista zu Folge, können sich viele Anwender unter 5G nicht viel vorstellen.